Das gelbe Licht der Neonröhren spiegelte sich im Linoleum Boden wider. Die kahlen Wände und die Trostlosigkeit wirkten auf Livia wie bei einen Bunker. Nur waren hier Regale auf Schienen, die Livia an die Universitätsbibliothek erinnerte.
Sie drehte sich einmal um die eigene Achse. Niemand war zu sehen und nur das schwache Summen der Lampen war zu hören. Das Gefühl von Angst, das ihr den Rücken hochkroch, machte deutlich, dass das hier wieder eine Vision war und das gefiel ihr gar nicht. Warum konnte keine ihrer Visionen von einer sonnigen Blumenwiese oder süßen Welpen handeln? Wieso musste es immer sein, als befände sie sich in den ersten fünf Minuten einer Supernatural-Folge.
Sie spähte zwischen zwei Regalen hindurch. Sie waren beide komplett leer... so viel zu Bibliothek. Livia ging eine Reihe weiter, ihre Schritte hallten dabei leise im Raum. Wieder konnte sie keine Bücher oder sonstige Dinge erkennen, als sie einen Blick in den schmalen Spalt warf. Manchmal hatte sie wirklich das Gefühl, ihr Hirn veräppelte sie zum Spaß. Du denkst, du kriegst Informationen über die Zukunft, haha, viel Spaß in dieser komplett leeren Bunker-Bibliothek!
Aber ihr Hirn, war nicht ganz so nutzlos. Oder was auch immer diese Visionen auslöste, sie hatte es nie hinterfragt, sie konnte es nicht ändern. In der nächsten Reihe, direkt in der Mitte des Regals, konnte sie die Umrisse einer Kartonschachtel erkennen.
Die junge Hexe seufzte, was würde passieren, wenn sie sich einfach weigern würde, die Schachtel zu holen. Würde dann Freddy Krüger kommen? Ein Wendigo? Der Bunker-Bibliothekar?
Sie schüttelte sich, als es ihr eiskalt den Rücken runter lief. Sie versuchte sich immer einzureden, dass ihr noch nie irgendwas ernstes in einer Vision passiert war aber das paranoide Gefühl, dass gleich etwas passierte konnte sie einfach nicht abschütteln. Auch ihre Neugierde mischte sich wieder ein und so griff sie etwas zögerlich nach der Kurbel um den Gang breiter zu machen. Ein lautes Quietschen zerriss die Stille, als sich die Regale zu bewegen begannen. Livia mochte diese Räume schon in der Bibliothek nicht, es wunderte sie immer, dass es nicht mehr Krimis oder Horrorfilme gab, die an solchen Orte spielten. Je nachdem, wie spezifisch die Literatur war, würde es ewig dauern, bis die Leiche gefunden werden würde. Man konnte zur Hauptzeit durch ein ganzes Stockwerk laufen und genau eine einzige Person treffen und die würde in der Prüfungsphase nicht einmal von ihrem Laptop aufblicken, wenn man um sein Leben schrie.Die Regale ließen sich gerade weit genug auseinanderschieben, dass Livia durch passte, ohne groß den Bauch einziehen zu müssen.
Die Neonröhre über ihr flackerte verheißungsvoll, als sie in den Gang trat und nach der Schachtel griff.
Neugierig öffnete sie diese. Darin lag ein ledergebundenes, braunes Buch. Livia strich über den Einband, es war eindeutig keine Neufassung.
Vorsichtig es nicht zu beschädigen, klappte sie es auf und kniff die Augen zusammen bei der übertriebe geschwungenen Schrift, die kaum zu lesen war.Es war mild gesagt... chaotisch. Livia versuchte nicht einmal einen Satz zu lesen, sie war schon froh ein Wort zu erkennen.
Sie blätterte bis ungefähr in die Mitte des Buches. Hier schien jemand zumindest versucht zu haben, etwas in Spalten anzuordnen. Sie ging ein paar Spalten davon durch, bevor es ihr langsam dämmerte, was das in ihrer Hand sein könnte. Der Ort war vermutlich nicht eine Bibliothek (oder ein Bunker), sondern ein Archiv und bei dem Buch handelte es sich vermutlich um ein Kirchenbuch. Sie erkannte es nur, weil sie in einem Kurs das ähnlich aussehende Staatsarchiv besuchten und der Angestellte ihnen genau so ein Buch gezeigt hatte. Der Angestellte meinte auch, sie sollten es nicht anfassen. Jedoch war das nach dem absolut jeder im Kurs seine Hände daraufgelegt hatte, sobald sie den Raum betreten hatte und der Angestellte noch außer Sichtweite war. Es waren größtenteils Geschichts-Studenten, die fassten alles Historische an, das nicht durch eine dicke Glasscheibe vor ihnen geschützt wurde.
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Das Herz der Hexen
ParanormaleSeit 400 Jahren befindet sich das Herz der Hexen wohlbehütet im Keller eines alten Hauses und das soll auch so bleiben. Daher wird Minh gebeten die Schutzzauber zu erneuern, im Gegenzug für Kost und Logis für sie und Livia. Was die beiden jedoch nic...