Orientierungslos stehe ich nun am Flughafen warte auf Anweisungen, auf irgendjemanden, der mir mehr Informationen geben kann.
Um mich herrum befinden sich Leidensgenossen. Sie alle haben mindestens einen wichtigen Menschen verloren, doch keiner ist so wie ich.
Ich habe sie alle verloren. Alles was ich noch hatte.
Mann: Na schön, alle betroffenen Angehörigen folgen mir nun bitte in den Pressesaal, dort erhalten Sie Antworten und Informationen.
Meine Miene ist immernoch kalt als wir uns setzen, ich sage keinen Ton. Auch in den nächsten zwei Stunden, als uns erste Ermittlungsergebnisse mitgeteilt werden oder sie Bild-und Tonmaterial zeigen rühre ich mich nicht. Ich bin zu geschockt.
Sie erzählen noch so viel, doch ich kriege nichts mit, verstehe nichts obwohl sie doch meine Sprache sprechen und sich bemühen.
Ein paar Leute halten die ganze Trauer und plötzliche Erkenntnis nicht aus und brechen zusammen, erwachsene Leute und ich bin ein Kind und halte meine Mauer aus Ignoranz und Kraft aufrecht um nicht klein und verletzlich zu wirken, wie ich wirklich bin.
Ich tue alles dafür, doch nach den zwei Stunden schaffe ich es nicht mehr.
Gerade so schaffe ich es auf eine der Bänke und nehme die Hände vor mein Gesicht bevor auch ich hemmungslos zu weinen anfange.
Ich kann einfach nicht mehr, bin so unendlich Kraft- und Motivationslos un versinke in einem tiefen schwarzen Loch aus Trauer und Verzweiflung.
So sitze ich bestimmt eine Stunde oder länger, denke gar nicht ans Aufhören, es ist mir alles egal. So denke ich auch als mich jemand seine Hand auf den Arm legt, es ist mir egal.
Anhand der Stimme tippe ich auf einen jungen Mann, denn er spricht mich auch auf Englisch an. Natürlich kriege ich es durch mein Geweine zuerst nicht mit und ich will nicht hochsehen. Soll er mich doch einfach in Ruhe lassen.
?: Hallo, ist alles in Ordnung? Hattest du einen schlechten Tag? Kann ich dir helfen?
Durch meine Freundschaft zu Jan habe ich natürlich keine probleme ihn zu verstehen, Englisch ist sowas wie meine zweite Muttersprache. Doch ich will keine Hilfe, ich will alleine sein.
?: Hey, es ist bestimmt nicht so schlimm. Hör doch auf zu weinen.
Sein Satz macht mich ungeheuer wütend. Schließlich kennt er micht nicht, Kennt meine Situation nicht und meint es sei nicht so schlimm.
Ich höre aprupt auf, sehe aber weiterhin auf den Boden.
Ich: Du findest es also nicht schlimm wenn deine gesamte Familie bei einem Flugzeugabsturz stirbt?!
?: Ohhh, dass das wusste ich nicht, es tut mir leid. Wie alt bist du?
Seine Hand ruht nun auf meinem Rücken und streicht sanft rauf und runter.
Ich: 16.
?: Magst du mir deinen Namen sagen? Hast du jemanden der sich um dich kümmert?
Ich: Ich heiße Michelle und nein ich bin allein.
Erst jetzt sehe ich hoch und in eigentlich wunderschöne braune Augen. Er ist eindeutig Asiate, hat ein hübsches Gesicht, ist groß, sehr schlank und hat bestimmt nichtmal die 25 Jahre erreicht.
?: Du kannst mich Jin nennen. Ich werde dir helfen.
Nun lächelt er ganz leicht und legt mir eine Hand an die Wange.
Ich: Kannst du das?
Jin: Das hängt ganz von dir ab. Hast du den Mut einem fremden, aber wirklich ehrlichen Menschen zu vertrauen?
Nun kann ich mich endlich von seinen Augen trennen und sehe wieder auf die Erde. Kann ich ihm vertrauen? Aber selbst wenn nicht, was habe ich zu verlieren.
Ich: Ich weiß nicht. Ja, vielleicht.
Er hat etwas an sich, dass mich quasi dazu zwingt ihm zu vertrauen, er sieht so unschuldig aus.
Jin: Ich habe wirklich nur gute Absichten. Kannst du laufen?
Ich: Ich glaube schon.
Jin: Gut, ich werde dich mit in unser Hotel nehmen, dort wirst du dann meine Freunde kennenlernen ist das ok für dich?
Ich: Ja, ich denke schon.
Vorsichtig stehe ich auf, Jin stützt mich und doch brauche ich einen Moment bevor ich einen Schritt machen kann. Ich bin total unsicher und wackelig und irgendwie froh, dass er bei mir ist.
Ich: Wieso tust du das? Ich meine wieso hilfst du mir? Du kennst mich nicht.
Jin: Nein, ich kenne dich nicht. Ich weiß auch nicht, warum ich zu dir gekommen bin. Ich hatte auf einmal das Gefühl dir helfen zu müssen, weil du so geweint hast und du alleine bist.
Er bringt mich zu einem Mietauto und hilft mir beim Einteigen, dann geht er rum, steigt ein und fährt los.
Ich: Wo fahren wir hin?
Jin: Ich bringe dich jetzt ins Hotel zu mir, ja? Wenn du willst, kannst du mein Bett haben. Ich schlafe dann auf der Couch.
Ich hab also immernoch keine Ahnung warum er mir helfen will. Aber ich finde es nicht schlimm, meine Tränen hören während der Fahrt irgendwann noch auf zu fließen und Jin sieht mich immer wieder an.
Jin: Hey, du hast ja aufgehört.
Er lächelt und hält an einer roten Ampel.
Ich: Ja, ja.
Er greift plötzlich nach meiner Hand und ich zucke zusammen, schau ihn leicht empört an.
Jin: Entschuldige, ich wollte nur wissen ob dir kalt ist, du hast ja keine Jacke bei dir und nur kurze Hosen an.
Ich: Nein, nein geht schon.
Jin: Sicher? Hinter die müsste meine Jacke liegen, die kannst du haben wenn du willst.
Darauf antworte ich nicht mehr, ich bein einfach viel zu fertig dazu.
Jin: Wohnst du weit von Berlin weg?
Ich: Nein, nicht so weit.
Auch wenn ich nicht viel rede und nur kurze Antworten gebe bin ich froh, dass er es versucht, ich bin dankbar dafür, dass er irgenwann vor einem Hotel hält und meine Hand nimmt als wir reingehen.
Obwohl es eine warme Sommernacht ist, zittere ich wie Espenlaub und im Fahrstuhl mustert mich Jin wieder ein bisschen.
Jin: Nicht erschrecken bitte, ich habe ein Loft mit sechs anderen Jungs, wir haben aber jeder unser eigenes Zimmer und meins hat auch ein Bad.
Er lächelt leicht und streicht mir wieder über die geröteten, brennenden Wangen.
Jin: Du weinst nicht oft oder?
Ganz leicht schüttel ich den Kopf.
Ich: Nein.
Jin: Es wird alles gut werden Kleine, ich helfe dir. Versprochen.
Er lächelt noch einmal leicht, dann nimmt er seine Hände von meinem Gesicht und nimmt stattdessen wieder meine Hand. Dabei stelle ich fest wie groß und weich sie sind.
Der Fahrstuhl hält und wir gehen einen Flur entlang.
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War of Hormone [Wird Überarbeitet]
FanfictionEin Anruf ändert das gesamte Leben von der 16 jährigen Michelle. Ihre Familie stirbt bei einem Flugzeugabsturz und am Flughafen trifft sie auf Jin, der ihr hilft und sie zu BTS bringt. Zusammen kümmert sich BTS um sie und schließlich verliebt sie si...