Kapitel 7

71 15 10
                                    

Hermine wachte mit einem surrenden Kopf auf. Sie hatte schlecht geschlafen. Immer wieder war sie aufgewacht und hatte sich von einer Seite auf die andere gedreht. Kurz hatte sie Angst, dass sie Ron aufwecken könnte und er sie fragen würde, was mit ihr los sei. Sie hatte an Draco denken müssen und die gebrochene Seele, die er zu sein schien. Sie hatte weder Ron, noch Harry von seiner Verfassung erzählt. Es kam ihr nicht richtig vor. Sie hatte nicht das Recht dazu.

Hermine rieb sich die Augen und schlürfte langsam ins Bad, um eine heiße Dusche zu nehmen. Sie hatte Draco für heute erneut ins Ministerium bestellt. Nachdem Hermine ihren gestriger Erfolg einer Zusammenarbeit als vor erst genug für sie und ihren Klienten empfand, wollte sie sich heute gemeinsam mit ihm an seine Akte stürzen. Sie musste seine Gedanken nachvollziehen können und Ansatzpunkte finden, um das Gericht von der Rechtfertigung seiner Taten am Ende zu überzeugen.

Sie trank ihren Kaffee an diesem Morgen rasch und schnappte sich eins von den Buttertoasts vom Tisch, um dann im Flohnetzwerk ins Ministerium zu verschwinden. Hermine wollte nicht, dass die anderen eine Gelegenheit finden konnten, sie über Draco auszufragen.

Als sie den dunklen und kalten Verhörraum betrat, war dieser noch leer. Sie wollte die Zeit nutzen, die sie zu früh da war, um Essen für Draco ordern zu lassen. Sie hatte eine Platte mit verschiedenen Sorten Käse bestellt, eine mit Wurst und eine mit Obst und Gemüse. Dazu hatte sie einen großen Korb mit verschieden Brotarten und eine Karaffe mit Milch bringen lassen. Für eine große Auswahl an Getränken hatte sie ebenfalls gesorgt. Sie wollte ihm vermitteln, dass ihr etwas an seinem Wohl lag. Er musste zu Kräften kommen, wenn er gemeinsam mit ihr an seinem Prozess arbeiten würde. Ihr war sehr wohl bewusst, dass der Tagesprophet und etliche andere Zeitungen, diesen Fall verfolgen würden und wenn Draco wie ein Gespenst aussah, würden die Menschen ihn leider auch so behandeln. Wie ein Geist, der es nicht wert war, dass man ihm Beachtung schenkte.

Hermine entzündete gerade die letzte Kerze, um dem Raum wenigstens einen Funken an Wärme zu entlocken, da öffnete sich die Tür und ein magerer Draco wurde in den Raum geführt. Als die Tür sich hinter ihm schloss, sah er sie abschätzig an.

„Was soll das sein Granger? Denkst du, das wäre ein Date?", spottete er, während er zu seinem Platz an dem großen Tisch schlurfte.

„Du musst Essen! Dir sollte zum Prozess ein Anzug ordentlich passen. Du kannst nicht aussehen wie ein Gespenst", entgegnete sie ihm.

„Lächerlich", war seine Antwort, während er nach einer Weintraube griff.

„Ich werde damit beginnen, dir erst einmal all die Anklagepunkte, die gegen dich veranlasst wurden, vorzulesen. Damit du einen Überblick darüber hast, wie die Lage um dich steht", eröffnete sie ihm und schlug den Deckel des großen Ordners auf, um danach auf die Seite zu blättern, die sie suchte.

„Der Angeklagte Draco Malfoy wird der Durchführung folgender Verbrechen beschuldigt", begann Hermine und sah aus dem Augenwinkel, wie Draco nun auch zu den Broten griff.

„Angeklagt für den dreifach versuchten Mordes an dem hoch angesehenen und ehemaligen Mitglied des Zaubergamots, Schulleiter von Hogwarts, sowie Besitzer des Ordens des Merlins 1. Klasse und einer der größten Zauberer seiner Zeit; Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore. Des Weiterem wird dem Angeklagten der Handel mit schwarzmagischem Gut, sowie der Umgang und das Brauen von tödlichen Giften vorgeworfen. In weiteren Punkten soll der damals erst 16-jährige Angeklagte, bei der Ergreifung und Zerstörung Hogwarts beteiligt gewesen sein und hat nicht zuletzt sogar Todesser dabei unterstützt, Zutritt in Hogwarts zu erlangen."

Hermine setzte eine Pause an und als sie aufblickte, bemerkte sie, dass Draco sich einen von den glänzenden grünen Äpfeln genommen hatte. Diesen ließ er teilnahmslos von einer zur anderen Hand wandern. Eine Woge von Wut stieg in ihr auf, doch sie konnte nicht bereits bei ihren zweiten Treffen die Beherrschung verlieren. Also presste sie ihre Lippen aufeinander und fuhr fort.

„Mit Hilfe eines Verschwindekabinetts, welches er in dem zwielichtigen und für den mit Gegenständen der dunklen Künste handelnden Laden Borgin & Burke's erstanden hatte. Er habe das Kabinett selber repariert und somit unter anderem den Todessern Bellatrix Lestrange, Fenryr Greyback und den beiden Carrow-Geschwistern, den Zutritt nach Hogwarts verschafft, welche die Zauberschule somit in ihre Gewalt nehmen konnten. Es ist bekannt, dass der Angeklagte, mit dieser Aufgabe, das Mal der Todesser von Voldemort persönlich erhalten habe und er somit selbst ein vollwertiger Todesser wurde. Der Angeklagte habe dem dunklen Zauberer des Weiteren sein Anwesen zur Verfügung gestellt und im zweiten Zauberer Krieg an dessen Seite gekämpft."

Hermine schlug die Akte mit einem lauten Knall zu, da Draco immer noch nicht zuzuhören schien. Doch Draco zuckte nicht einmal mit der Wimper. Hermine riss schließlich der Geduldsfaden und prompt fuhr sie ihn an.

„Ich weiß nicht, ob du dir dem Ernst deiner Lage bewusst bist, aber wir sind jetzt schon weit über zehn Anklagepunkten und das waren noch lange nicht alle.", sie sah ihn an und wartete auf eine Reaktion, doch vergeblich.

Draco blickte immer noch auf den Apfel in seinen Händen. Er konnte sie nicht überhört oder ausgeblendet haben. Irgendetwas musste ihn dazu bewegen, sich so stur zu verhalten. Hermine war sich so sicher gewesen, dass die Tatsache, seiner Mutter helfen zu können, ihn überzeugt hatte, mit ihr zu arbeiten. Doch alles, was sie gestern besprochen hatten, schien nicht mehr von Bedeutung zu sein. 

Hermine dachte eine Weile über  sein Verhalten nach. Möglicherweise, war die Gegenwart der Dementoren wieder stärker gewesen, nachdem sein Herz wieder mit neuer Hoffnung erfüllt wurde. Das musste es sein. Es gab keine andere Erklärung.

„Draco. Hast du vergessen, was wir gestern über deine Mutter besprochen haben?", versuchte es Hermine. Doch seine Antwort waren gehobene Augenbrauen, gefolgt von einem saftigen Biss in den giftgrünen Apfel. Hermines Empörung reichte bis in die Unendlichkeit. Gut, er wollte spielen, dann sollte er ein Spiel bekommen.

Sie wedelte mit ihrem Zauberstab und lies auch für sich einen Teller und ein Glas erscheinen. Dann griff sie zu den Broten und merkte noch bevor sie das erste überhaupt gegessen hatte, wie viel Hunger sie doch hatte und dass sie außer dem Toast am Morgen nichts weiter zu sich genommen hat.

Draco schenkte ihr einen erneuten gleichgültigen Blick, nur um dann wieder seinen angebissenen Apfel zu begutachten. Sie schüttelte fassungslos ihren Kopf, doch blieb ihr nichts anderes übrig, als ihn mit dem selben Desinteresse zu begegnen, welches er ihr schenkte. Vielleicht konnte sie so seine Aufmerksamkeit erlangen.

So saß Hermine also Draco Malfoy gegenüber und aß und trank schweigend gemeinsam mit ihm Brote und Obst. Erst als die Tür von dem gleichen graubärtigen Wächter wie am Vortag geöffnet wurde, merkte sie wie viel Zeit bereits vergangen war und dass sie kein Stück vorangekommen waren.

Als sie im Fahrstuhl nach oben zu ihrem Büro stand, fragte sie sich, wie die Zeit so rasend vergehen konnte, ohne das sie dies überhaupt mitbekommen hatte. Doch auch unangenehme Momente konnten die Zeitwahrnehmung schwächen. Also schüttelte Hermine ihre Gedanken ab und stieg aus dem Fahrstuhl, um die Akten zurück in ihr Büro zu bringen. Sie wusste, dass diese erste Woche nicht leicht werden würde, doch hatte sie nicht gedacht, dass sie einem schweigenden Draco gegenüber sitzen würde. Wenn ihre Arbeit die ganze Woche auf einer einseitigen Konversation beruhen sollte, würde sie eine gute Strategie brauchen, um ihn aus der Reserve locken zu können.

Hermine griff in das das Gefäß mit dem Flohpulver und grüne Flammen brachten sie zurück in den Fuchsbau.

Für mich warst du für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt