Als Hermine am nächsten Morgen die Augen öffnete, war die Seite von Rons Bett bereits leer und kalt. Normalerweise schmiegte sie sich früh gerne an seinen warmen Körper und begann den Tag damit, den Geruch seiner Haare einzuatmen. Doch heute musste sie darauf verzichten. Denn alles, was sie auf seinem Kopfkissen fand, war ein kleiner Zettel mit einer kurzen Notiz:
„Erster Probe-Außeneinsatz. Harry und ich wurden gerufen. Wünsch mir Glück. R.".
Hermine musste unweigerlich lächeln. Sie stellte sich vor, wie Ron versucht hatte gleichzeitig so schnell und leise wie möglich aus dem Bett zu steigen, sich anzuziehen und zu apparieren. Und so unvorstellbar das ganze auch schien, musste er es irgendwie geschafft haben. Denn sie war nicht aufgewacht.
Hermine streckte sich genüsslich und sah aus dem Fenster. Die ersten frühen Sonnenstrahlen kitzelten ihre Wangen und sie entschied sich, dass eine große Tasse Kaffee eine gute Idee zu sein schien, um diesen langen Tag zu beginnen. Auf dem Weg in die Küche wirkte der Fuchsbau wie verzaubert. Alle knarrenden Dielen des alten robusten Hauses und jeder seiner Bewohner waren noch in einen tiefen Schlaf gelullt und das einzige Geräusch war sie wahrnahm, war die verzauberte Uhr in Molly Weasleys Küche, die aber keines Falls die Uhrzeit angab. Sie stand vor den Zeigern dieser faszinierenden Uhr und betrachtete den von Fred, der für immer auf weitergegangen verharren würde, als sich der von Arthur in Bewegung setzte. Ein dumpfes Poltern aus der Richtung des Kamins ließ sie hellhörig werden. Sie blickte vorsichtig um die Ecke, als ein verrußter Arthur Weasley aus dem staubenden Kamin stieg und der Zeiger auf zu Hause zur Ruhe kam.
„Oh. Guten Morgen Hermine. Schon wach? War eine anstrengende Nacht. Jemand hatte Spaß daran, die Muggel-Briefkästen zu verhexen, sodass sie den armen unwissenden Tropfen fast die Hände abbissen." Arthur schüttelte sich bei diesem Gedanken und sah sie mitfühlend an.
„Hab gehört, was gestern passiert ist. Klasse, dass du für dich eingestanden bist. Hab gleich an dich geglaubt. Du wirst diesen verkopften Zauberern schon zeigen, was es heißt, eine Anwältin zu sein." Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und klopfte seine Roben ab.
„Danke, Arthur", sagte Hermine und eine Woge Dankbarkeit durchströmte ihren Körper. "Soll ich dir auch einen Kaffee machen?".
„So sehr mich die Muggel und ihre Eigenarten auch faszinieren, aber bis heute habe ich den Sinn an diesem übel schmeckenden Gebräu einfach nicht verstanden. Danke, Hermine", entgegnete er ihr. „Ich werde mich noch eine Weile nach oben legen. Wir sehen uns später.", und so trottete Arthur wie ein geschlagener Hund langsam zu den Treppen, um sich noch eine Weile zu seiner geliebten Frau zu legen.
Während Hermine wartete, bis das Wasser kochte, dachte sie darüber nach, wie sie den heutigen Tag sinnvoll nutzen konnte. Gestern hatte sie im Büro die Zeit damit verbracht, wieder und wieder Malfoys Akte zu lesen und sie war sich sicher, dass sie dies auch heute noch einige Male tun würde, aber sie wollte noch mehr tun als stundenlang auf Papier zu starren und nach möglichen entlastenden Beweisen zu suchen. Wohl oder über musste sie früher oder später mit ihm sprechen. Sie hatte vor Ron und den anderen zwar eine klare Stellung bezogen, trotzdem bereitete ihr der Gedanke von Angesicht zu Angesicht, mit Malfoy zu reden ein mulmiges Gefühl. Die letzte Erinnerung, die sie von ihm hatte, war, wie er mit seiner Mutter und seinem Vater unbemerkt von dem Schlachtfeld schlichen, als ihnen unweigerlich bewusst wurde, dass Voldemort und damit sie verloren hatten. Sie konnte damals nicht anders als zu denken, was für elende Feiglinge diese Familie waren, die, sobald für sie alles verloren schien, für nichts anderes als für sich Partei zu ergreifen. Es hatte lange gedauert, bis Hermine diese Entscheidung verstanden hatte. Der Krieg hatte allen Opfer gekostet. Und alles, was die Malfoys schon immer nur hatten, waren sie selbst. Das Ansehen, erkauft durch unzählige Galeonen, aber wahre Freunde und Liebe, konnten sie sich nur gegenseitig schenken. Sie haben all die Zeit nur an sich festgehalten und wussten, dass sie früher oder später keine Wahl haben würden. Also war ihr erster und letzter gemeinsamer Weg nach dem Krieg, sich freiwillig dem Ministerium zu stellen.
Der Teekessel pfiff und Hermine griff mit einer geschickten Bewegung gleichzeitig die kleine silberne Kanne und den Henkel einer Teetasse, die auf einem der Regale stand. Mit einem Schwung ihres Zauberstabes ließ sie das klare heiße Wasser in eine dunkle aromatisch-riechende Flüssigkeit transformieren und nahm einen kräftigen Schluck dampfenden Kaffee. Das heiße Getränk breitete sich schnell in ihrem Körper aus und sie vergaß blitzschnell, dass ihr das Ritual, Kaffee auf einem nicht magischen Weg zuzubereiten, fehlte.
Hermine setzte sich an den großen Küchentisch und griff nach dem Tagespropheten, den Errol bereits vor Sonnenaufgang gebracht haben musste. Auf der Titelseite prangte ein großes Porträt ihrer selbst, dass durch die Überschrift:
„Hermine Granger. Erste Anwältin nimmt sich Todesserfall an."
Geschmückt wurde. Ihr stockte der Atem und Hermine blätterte auf Seite zwölf, um den Artikel zu lesen, von dem sie nichts allzu Gutes erwartete.
Hermine Granger, auch besser bekannt als Harry Potters beste Freundin, ist nun eine vom Ministerium anerkannte Strafverteidigerin. Die Jung-Hexe, die jüngst, mit dem besten Durchschnitt ihres Alters, eine glänzende Juraprüfung abgelegt hatte, hat nun ihren ersten Fall zugesprochen bekommen. Wie Zaubereiminister Kingsley Shacklebolt verkündete, wird die junge Anwältin, die einst im Ministerium so hoch angesehen Familie Malfoy vertreten. Ihr erster Klient, wird niemand anderes als Draco Malfoy sein, welcher als einer der jüngsten Todesser seiner Zeit großes Aufsehen erregt hatte. Die Malfoys sind dafür bekannt, zu den engsten und treusten Unterstützern des Dunklen Lord gezählten zu haben und ihm nicht zuletzt sogar ihr eigenes Anwesen zur Durchführung seiner schrecklichen Machenschaften zur Verfügung gestellt haben. Aus sicheren Quellen, wurde bekannt gegeben, dass Shacklebolt eine große Anstrengung auf sich nehmen musste, um den Fall Miss Granger zuweisen zu können. Der Zaubergamot hatte wohl entschieden, dass die junge Hexe: „dieser Aufgabe nicht gewachsen sei und in der Verfolgung der magischen Geldwäsche besser aufgehoben, gewesen wäre", so ein Vertreter des Ministeriums, der lieber unbekannt bleiben möchte. Miss Granger und der junge Malfoy hatten vor dem erneuten Aufstieg Voldemorts gemeinsam Hogwarts, die Schule für Hexerei und Zauberei unter der lobenswerten Leitung von Albus Dumbledore besucht. Es bestehe dahingehend, die große Sorge, dass Miss Granger durch diese Bekanntschaft, eine emotionalere Bindung zu dem Klienten haben könnte. Zwar waren beide Schüler einem anderen Haus zugehörig, doch waren Freundschaften unter den Schülern trotzdem nicht ausgeschlossen. Man munkelt sogar, ob der ehemalige blonde Todesser zu Schulzeiten, nicht sogar geheime Gefühle für die schöne Gryffindor-Schülerin gehegt hatte. Er soll sie seit Beginn ihrer gemeinsamen Schullaufbahn in Hogwarts mit einer regelrechten Besessenheit getriezt haben. Bekanntlich haben Jungen, die Mädchen ärgern, ja doch eher ein Auge auf ihr armes Opfer geworfen, als dass sie ihnen wirklich Schaden zufügen wollten, oder Männer? Was an den Gerüchten wirklich dran ist, können wir natürlich nicht zu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, aber eins ist klar. So oder so, dieser Fall bleibt spannen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wir bleiben für Sie an dem Geschehen dran und wüschen Ihnen einen wunderbaren Dienstag.
-Claire Warhood-
„Absurd!", hauchte Hermine fassungslos und ließ die Zeitung langsam zurück auf den Tisch sinken. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie behaupten, dass dieser Artikel von Rita Skeeter stammte. „Das ist doch absolut nicht zu fassen!", sie sprang wutentbrannt auf und schüttete ihren übrig gebliebenen und mittlerweile kalten Kaffee in die Spüle.
„Hey, was ist denn los? Du weckst ja das ganze Haus auf.", Ron war in die Küche getreten und rieb sich verschlafen die Augen.
„Das ist ungeheuerlich!", platze sie heraus. Sie griff nach dem Propheten und drückte ihn gegen Rons Brust, der ihn gerade noch zu greifen bekam, bevor er auf den Boden segeln konnte.
„Und wie demütigend es erst für ihn sein muss!", fuhr sie fort, ohne dass Ron überhaupt in der Lage war, die Zeitung aufzuschlagen. „Er kann sich nicht ein mal dazu äußern, geschweige denn abstreiten. Als gäbe es keine wichtigeren Themen, über die man berichten sollte." Hermine lief nun ungehalten in der Küche auf und ab.
„Was zum...!", inzwischen schien auch Ron begriffen zu haben und Hermine wartete darauf, dass er es ihr gleich tat und gegen diesen ekelerregenden Artikel zu wettern. „Hast du gerade gesagt, es wäre demütigend für ihn?". Ron sah sie ungläubig an. „Diese Zeitung schreibt über eine mögliche engere Beziehung und du sagst, es wäre demütigend für ihn?".
„Das..", Hermine stammelte perplex. Das war nicht das, was sie damit meinte. Sie war zu durcheinander, um einen klaren Gedanken fassen zu können. „Dieser Fall hat gerade erst begonnen, und diese Reporterin stürzt sich darauf wie ein Geier. Niemand wird mich und meine Arbeit ernst nehmen, Ronald."
Hermine sah ihm an, dass er schon wieder kurz davor war in eine Hassansprache über Draco Malfoy und die Unnötigkeit der Bearbeitung dieses Falles einzusteigen, doch er musste bemerkt haben, dass sie im Moment keine Ratschläge darüber von ihm brauchte. Er ging auf sie zu und umfasste ihre Oberarme.
„Hey. Du wirst deine Arbeit gut machen und früher oder später merken die das auch und werden aufhören solchen Unsinn zu verbreiten", versicherte er ihr. Hermine sah ihn an und nickte. Er strich sanft über ihre Arme und ließ sich auf einem Stuhl nieder. „Also wirklich, als ob Malfoy besessen von dir war und nur deshalb so unerträglich, weil er sich in dich verknallt hat."; Ron schnaubte verächtlich und Hermine lief ein Schauer den Rücken herunter. Irgendetwas an Rons Worte verletzte sie. Sie dachte an die unzähligen Male die Malfoy sie Schlammblut geschimpft hatte und ihr wurde kalt. Seine Augen waren so voller Hass für sie und was sie für ihn wert war, dass allein die kleinste Erwägung an ein Fünkchen Wahrheit dieser Geschichte, lachhaft war. Hermine atmete tief ein und setzte sich auf den Stuhl neben Ron und ehe sie es sich versah, hatten alle Hausbewohner während des Frühstücks einmal über diesen Artikel gespottet.
Hallöchen
und erst einmal vielen Dank an alle, die bis hierher mit gelesen haben! Ich freu mich wirklich, dass ein paar Lust auf diese Geschichte haben.
Lasst mich gerne wissen, ob ihr Lust auf mehr habt.
Adieu 🚀
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Für mich warst du für immer
Fiksi PenggemarDa war etwas zwischen ihnen, aber Hermine konnte beim besten Willen nicht erklären was. Es war nur ein leichter Hauch, der ihre Schicksale miteinander zu verbinden schien, oder ging er doch tiefer als ihr lieb war?