Kapitel 10

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Hermine konnte nicht schlafen und es war bereits 3.00 Uhr als sie auf die Uhr in ihrem Büro sah. Sie hatte sämtliche Bücher durchgearbeitet, in denen etwas über den Lusttrank stand und zu ihrem Bedauern musste sie feststellen, dass in keinem etwas über späte Nachwirkungen zu finden war.

Als Ron sie fragte, was los sei und ob er ihr weh getan hätte, verneinte sie dies und behauptete alles sei in Ordnung. Sie hatte ein solches Stöhnen der Ungläubigkeit hervorgestoßen, dass Ron beinahe von ihr heruntergefallen wäre. Sie schämte sich zutiefst, dass sie nicht seine, sondern Dracos Augen vor sich gesehen hatte. Seine stahlgrauen Augen waren ganz deutlich zu erkennen, es abzustreiten wäre zwecklos gewesen. Es musste also eine ganz einfache Erklärung dafür geben, warum sie in diesem Moment an ihn gedacht hatte.

Hermine rieb sich die Augen und dachte darüber nach, ob sie Ron noch einmal über seine Zubereitung des Trankes ausfragen sollte, um die Lösung des Problems herausfinden zu können. Doch der bloße Gedanke an den nächsten Streit, der die Aussage, sie hätte beim Sex an Draco Malfoy gedacht, mit sich brachte, bereitete ihr Übelkeit.

Als Hermine sich das nächste Mal die Augen rieb, war es bereits hell draußen und die Sonne schien durch das magische Fenster. Sie bemerkte, dass sie in ihrem Büro, mit dem Kopf auf einem der aufgeschlagenen Bücher, eingeschlafen war. Hermine richtete sich langsam auf und verzog ihr Gesicht, bei dem Schmerz, der ihr in den steifen Rücken schoss. Sie streckte sich genüsslich und sah, dass es bereits 10.00 Uhr war. Das bedeutete, Draco wartete bereits seit einer Stunde auf sie. Sie sprang auf die Füße.

In dem kleinen Spiegel erspähte sie ein müdes Gesicht, das unter zerzaustem lockigen Haaren zu ihr herübersah. Sie band ihre Haare wie gewöhnlich am Hinterkopf zusammen und richtete ihre Kleidung, als sie bemerkte, dass sie sich in der Nacht die zerknitterte Bluse vom Vortag über geworfen hatte. Sie wirkte einen einfachen Bügelzauber, doch ihr verschlafenes und zugleich verwirrtes Gesicht, konnte sie leider nicht glätten.

So machte sie sich mit den Büchern, die sie auch Draco noch einmal zeigen wollte, im Falle sie hätte etwas übersehen, auf den Weg in die Kerker des Ministeriums. Sie musste ihm erzählen, was Ron getan hatte und sie war sich sicher, dass sie eine identische Reaktion zu ihrer eigenen erleben würde.

Hermine betrat den kühlen Raum und wurde beim ersten Blick auf Draco rot.

„Es ist nicht so, als wäre es nur für dich absolut widerlich gewesen", fauchte Draco sie an. „Das war fast schlimmer als die Jahre mit den Dementoren."

Hermine senkte ihren Blick und ging auf den Tisch zu, um sich ihm gegenüber zu setzten. Auch als sie schließlich saß, schaffte sie es nicht ihm in die Augen zu sehen. Sie hatte Angst vor der Reaktion, die dieses unvergessliche Grau in ihr auslösen könnte. Draco senkte seinen Kopf, um ihr in das unsichere Gesicht zu schauen.

„Entweder hast du die ganze Nacht nicht geschlafen und dich von einer auf die andere Seite gewälzt, oder du hast dich hemmungslos von deinem Weasley durchvögeln lassen. Solche zerzausten Haare sind selbst für dich nicht normal", begann Draco. Er wollte allem Anschein nach ein Gespräch aufbauen. Wer konnte ihm das auch nach der Woche völliger Gleichgültigkeit verübeln? Doch Hermine brachte keinen Ton hervor. Sie war zu peinlich berührt, dass er nun auch noch ausgerechnet dieses Thema anschnitt.

Draco griff über den Tisch und nahm sich eines der Bücher, um den Titel laut vorzulesen.

„Tränke und ihre Wirkungen von Eduard Pitzelhof". Er las es nicht fragend, eher ließ er seine Aussage nach hinten offen, sodass Hermine nichts anderes übrig blieb, als tief Luft zu holen und alles zu erklären und begann mit der ganzen absurden Geschichte.

„Und dann fand ich heraus, dass er den Wichtelohrenschmalz in die falsche Richtung untergerührt hat", gab sie kleinlaut zu.

„Halt! Du willst mir gerade nicht ernsthaft erzählen, dass Weasley nicht nur so dumm war uns mit Gleichgültigkeitstrank zu lähmen, sondern dass er es obendrein geschafft hat, aus Versehen einen Lusttrank zu brauen?" Es herrschte eine absolute Stille und dann geschah etwas, womit Hermine nie im Leben gerechnet hätte. Draco brach in schallendes Gelächter aus.

Sie hatte sich vorgestellt, dass er brüllen würde und wüten, wie er es Ron heimzahlen würde, wenn der Prozess erst rum und gewonnen wäre. Doch ein amüsiertes Lachen hatte sie so wenig erwartet und verwirrte sie so sehr, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als automatisch in Dracos herzhaftes Lachen mit einzusteigen.

„Verdammt Granger und ich dachte, dieser Raum hat mir vollkommen den Verstand geraubt". Er endete diesen Satz unter einem letzten verebbenden Lachen und nun sah Hermine ihn endlich wieder in die Augen. Sie fühlte keine Scham, sondern nur Verständnis. Er wusste ebenso wenig wie sie, was gestern vorgefallen war. Und hatte mit Sicherheit nicht mit einer missglückten Manipulation, seitens Ron Weasley, gerechnet.
Doch als sie ihren Blick weiterhin nicht abwandte, änderten sich sein Blick schlagartig und sie konnte nicht deuten, was hinter dem eisigen Grau verborgen lag.

Er klappte das Buch auf und musterte die Seite, in der Hermines Lesezeichen steckte. Es war die Seite mit dem Lusttrank und seinen Wirkungen.

„Warum interessierst du dich für die Wirkung, wenn dir Weasley eh schon gesagt hat, was passiert ist", Draco musterte sie finster.

„Ich wollte etwas über die Nachwirkungen herausfinden", gab Hermine ehrlich zurück.

„Wichtelohrenschmalz ruft niemals Nebenwirkungen vor. Die Frage hast du selbst in Zaubertränke Snape im dritten Jahr beantwortet. Er hat dir für deine Besserwisserei 5 Punkte abgezogen." Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an und Hermine konnte ihn regelrecht denken hören.

Hermine schluckte und sie merkte, dass sich langsam wieder die verdammte Röte in ihren Wangen sammelte. Wieso hatte sie das vergessen? Sie sah es jetzt genau vor sich. Snape schlug sein Buch zu und von den hinteren Reihen, war ein gehässiges Lachen zu vernehmen. Ein Lachen, was beinahe so klang, wie jenes, dass sie vor wenigen Minuten gehört hatte.

„Wir sollten uns nun, da weder eine Gleichgültigkeit, noch eine Lust, die bekämpft werden muss im Raum steht, endlich mit deinem Fall beschäftigen. Ich werde Ronald deine besten Grüße ausrichten und ihm sagen, dass du von seinem unbeabsichtigten Braukünsten begeistert bist." Beschloss Hermine und rümpfte ihre Nase.

Mit einem Schwung ihres Zauberstabes, ließ sie die Bücher zurück in ihr Büro verschwinden und machte Platz für das übliche Buffet. Draco beobachtete misstrauisch, wie sie sich eine Traube in den Mund steckte und war erst zufrieden, als sie von allem etwas gekostet hatte. Dann reckte sie ihm mit hochgezogenen Augenbrauen ihr Kinn entgegen.

Schließlich griff auch Draco zu den Köstlichkeiten und sie begannen, diesmal wirklich, mit der Arbeit an dem Fall Draco Malfoy.

Für mich warst du für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt