„Ronald! Hast du meine blaue Bluse gesehen?", schallte Hermines Stimme durch das Zimmer. Es war eben das Zimmer, welches sie sich früher schon damals immer während der Ferien mit Ginny geteilt hatte. Der Fuchsbau hatte durch den Krieg zwar nicht ganz so viel Verwüstung erfahren müssen wie Hogwarts, doch hatten sie noch Monate nach Ende mit der Entfernung magischer Rußflecken zu kämpfen, die nicht ansatzweise so unkompliziert gewesen war, wie sie klingt.
„Moine Mohmumg!", antworte Ron, der seinen Kopf durch die Badezimmertür gesteckt hatte, während ihm die Zahnpasta unappetitlich vom Kinn tropfte.
Die eigenen Badezimmer waren nicht nur eine wunderbare, vielmehr auch eine äußerst praktische Idee von Molly Weasley, die sie während der großen Säuberung durch Erweiterungszauber vorgenommen hatten. Seit nicht nur Hermine, sondern auch Harry nach dem Krieg in den Fuchsbau eingezogen waren, herrschte oft ein reges Treiben im Fuchsbau. Trotz der tragischen Verluste, die diese furchtbare Schlacht mit sich gebracht hatte, war nach und nach wieder Alltag in das Leben aller Überlebender eingekehrt. Auch wenn er hier, ohne Fred, nur ein halb so lustiger war und dem Fuchsbau einen Teil seiner einst so vollkommenen Wärme geraubt hatte.
Während Harry sich, ebenso wie Ron, ein Jahr Auszeit genommen hatte, war Hermine, nachdem Wiederaufbau von Hogwarts, an die Schule für Hexerei und Zauberei zurückgekehrt. Ron und Harry hatten ihr dies erst ein Jahr später gleich getan und danach ihre Ausbildungen als Auroren im Zaubereiministerium begonnen. Auch Ginny hatte Hogwarts gemeinsam mit Hermine beendet und ging nun einer Karriere als professionelle Qudittchspielerin nach. Harry warf ihr deswegen nicht selten wehmütige Blicke zu, während sie über ihre Trainingseinheiten bei den Chuddley Cannons berichtete (die seit Ginny die Position der Jägerin eingenommen hat, einen enormen Aufschwung hingelegt haben). Hermine hatte sich dazu entschieden, zu studieren. Jura. Etwas ganz trockenes und absolut muggelmäßiges, wie Ron es so schön umschrieb. Sie wollte als magische Strafverteidigerin arbeiten und den Menschen eine zweite Chance einräumen, denen nicht zugehört wird. Was Rons Meinung nach absolut keinen Sinn machte; denn schließlich: „Verdiene es ein jeder von denen in Askaban zu verrotten."
Nach dem Krieg sollte allen ehemaligen Todessern der kurze Prozess gemacht werden, doch weil Gleiches mit Gleichem zu bestrafen den Ansichten Voldemorts zu nahe kam, hatte Kingsley entschieden, allen, die in Askaban sowieso erst einmal am besten aufgehoben waren, den Kuss des Dementoren zu ersparen und einigte sich mit dem Zaubergamot aller halbe Jahre darauf, die Entscheidung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Niemand würde sich diesen Hexen und Zauberern annehmen. Sie würden ihrem unglücklichen Ende hinter Gittern, in den Zellen von Askaban, letzten Endes nur noch entgegensehnen. Wo kein Hauch Glückseligkeit ihren Seelen jemals wieder erwärmen würde.
Hermine wusste, dass viele dieser Menschen aus gutem Grund sicher in Askaban verwahrt waren, doch einen fairen Prozess hatte trotzdem jedes Individuum verdient. Und da der Hass auf die Todesser und deren Familien nach dem Krieg kaum einzudämmen war, saßen auch einige von ihnen in dem Zauberergefängnis, die es nicht verdient hatten. Sie wusste von Pansy Parkinson, die sie in der Schule zwar regelmäßig aufgezogen und gedemütigt, aber nie einem Menschen etwas schrecklicheres angetan hatte, als im Zaubertrankunterricht einen Haar-Verklebe-Zauber (an Hermine höchstpersönlich) zu vollführen. Und auch die Malfoys, so furchtbar penibel und auf die alten Normen bedacht sie auch gewesen sein mochten, hatten bis aus Lucius nichts weiter getan, als einander zu schützen. Im Gegenteil. Draco und Narcissa hatten Harry am Ende geholfen, Voldemort zu täuschen. Aber darüber hatten bis auf sie und Harry nie jemand ein Wort verloren und geglaubt hatte man ihnen auch nicht.
Da es keine andere Möglichkeit zu geben schien Gerechtigkeit für diese Menschen zu erlangen, schlug Hermine also diese Berufslaufbahn ein und studierte magische Strafverteidigung, um Anwältin zu werden.
Wie nicht anders zu erwarten und mit viel Fleiß, war Hermine die Jahrgangsbeste und durfte, auf Anraten ihres Mentors Shieldcliff und dem Hinweis von: „Trauriger Verschwendung von Zeit, sollte diese brillante Hexe weiterhin nur in Vorlesungen sitzen!", einige Semester überspringen, sodass sie viel früher als geplant ihre abschließende Prüfung als Anwältin ablegen durfte.
Und kaum hatte sie es sich versehen, war er auch schon da. Ihr erster Arbeitstag als ausgebildete Strafverteidigerin im Zaubereiministerium. Ihr Herz pulsierte vor wohligem Stolz, als ihr die Bedeutung dieser Gefühle bewusst wurde. Aber da war noch etwas. Sie schüttelte unmerklich ihren Kopf, um ihren Gedanken zu entschwinden und wieder klar zu denken.
„Du bist wie immer eine ganz ausgezeichnete Hilfe, Ronald Weasley", sagte sie und wischte ihm mit einer flinken Handbewegung die Zahnpasta vom Kinn, als sie mit zwei großen Schritten auf ihn zugetreten war, um ihren Zauberstab von der Kommode zu nehmen.
„Accio!", und mit einem leisen zischen, landete die blaue Bluse in Hermines Hand.
Als sie sich umgezogen, ihre Haare zu einem Knoten am Hinterkopf zusammengesteckt und wie Ron die Zähne geputzt hatte, schnappte sie sich ihre Aktentasche, die sie von Harry, mit den Worten: „Die wirst du wohl bald brauchen, Frau Anwältin.", zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt bekommen hatte und stieg Treppe zur Küche hinunter.
Kaum war sie um die Ecke gebogen, hatten sie zwei liebevolle Arme in eine herzhafte Umarmung geschlossen.
„Hermine, Liebes, wir sind ja so furchtbar stolz auf dich", sagte Molly Weasley und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. "Du willst doch wohl aber nicht etwa direkt ins Ministerium ohne zu frühstücken?", fragte Molly mit einer nun eher weniger liebevollen, als vielmehr mahnenden Stimme.
„Ich bin spät dran. Was an Ronalds nicht vorhanden Ordnung liegt", erwiderte Hermine und griff sich der Marmeladentoast aus seiner Hand, in das er gerade genüsslich hineinbeißen wollte. Mrs Weasley warf ihm einen anklagenden Blick zu, welchen er mit einem entschuldigenden Achselzucken beantwortete.
„Bis später", winkte sie Ginny und Harry im Gehen zu, die noch in ihren Pyjamas am Frühstückstisch saßen. Dann lief sie zum Kamin, griff in die kleine Schale mit dem Flohpulver und gelangte durch das Flohnetzwerk in die riesige Empfangshalle des Zaubereiministerium.
Sie hielt einen Moment inne; genoss das Rauschen aller vorbei eilenden Hexen und Zauberern und schloss für einen Moment ihre Augen. Dann biss sie in ihr Marmeladentoast und schritt ihrem neuen Abenteuer entgegen.
Ich hoffe das erste Kapitel hat euch gefallen und ihr habt Lust bekommen weiter zu lesen! Lasst es mich doch gerne wissen und lasst ein Sternchen da. Ich freue mich auch über jede Art von Kritik.
Liebst Reverve ♥️
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Für mich warst du für immer
FanficDa war etwas zwischen ihnen, aber Hermine konnte beim besten Willen nicht erklären was. Es war nur ein leichter Hauch, der ihre Schicksale miteinander zu verbinden schien, oder ging er doch tiefer als ihr lieb war?