Part III

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Er konnte es noch immer nicht glauben.

Begriff nicht.

Verstand noch weniger.

Litt Schmerzen, die niemand sah, für ihn der nicht mehr da war.

Sein Leben war leer. Dabei war ihm dies ja schon im Vorfeld bewusst gewesen. Er hatte gewusst, was kam, wenn Marcus ging und er war gegangen.

Früher als gedacht sogar.

Ohne Vorwarnung war er weg gewesen. Eben noch da und dann verschwunden. Wäre er doch bloß im Krankenhaus geblieben. Wäre er doch bloß nie von Marcus' Seite gewichen, sondern für ihn da gewesen.

Stattdessen hatte er eine unruhige Nacht in der Wohnung seines Bruders verbracht. Hatte gebangt und gehofft, nur um den Knall nicht kommen zu sehen.

Er hatte nach weniger als zwei Stunden Schlaf direkt zurück zu ihm gewollt und war erneut davon abgehalten worden.

Statt zu Marcus, fuhr er in die Fabrik. Binotto verlangte nach ihm und seiner Schilderung der Ereignisse der vergangenen Nacht. Er verstand sich gut mit seinem Boss und war angenehm überrascht, wie souverän dieser zur Abwechslung das Geschehene behandelte. Oft wirkte Mattia ein wenig kopflos, verloren in der Welt zwischen seinen Ohren, doch gestern und auch heute bewies er bisher wirkliche Größe. Überraschend aber umso besser.

Weniger gut war der Fakt, dass er durch seine Aussage Marcus nicht mehr im Krankenhaus antraf. Der Kiwi hatte gehen dürfen und war nun selbst bei Binotto, wie sein nachforschen in dieser Sache ergeben hatte.

Das wiederum hatte ihn vor die nächste Entscheidung gestellt und dazu veranlasst übermüdet, wie er war, zurück in Arthurs Wohnung zu kehren. Maria, Mattias Sekretärin hatte ihm versichert ihm Bescheid zu geben, so bald Marcus wieder verfügbar war und so konnte er zwar immer noch überdreht, aber doch langsam am Limit, für wenige, im Nachhinein viele, Momente seine Augen schließen und ein wenig Ruhe finden.

Zur Strafe dafür blinkte ihn sein Telefon fast böse an, als er ausgeruht die Augen wieder aufschlug und auf einige verpasste Anrufe blickte.

Aber nicht nur Maria hatte versucht ihn zu erreichen, auch sein Bruder und Dino waren in seiner Liste, genauso wie etliche Nachrichten, wovon ihm aber nur eine ins Auge stach.

„Danke, es geht mir gut."

Fünf Worte, die ihn unglaublich wütend machten, denn sie waren lediglich eine leere, hohle Floskel. Eine Aussage, mit der man Menschen von sich hielt, die einem egal waren, nicht solche, die einem den Arsch gerettet hatten.

Sein Kopf wusste, dass das unfair war, denn Marcus würde sich wahrscheinlich noch nicht Mals daran erinnern, dass er es gewesen war, der ihn vor schlimmeren bewahrt hatte und doch wollte er diese Anerkennung dafür so sehr. Wollte, dass der Kiwi ihm dankbar war und sie so vielleicht endlich eine persönlichere Beziehung zu einander aufbauen könnten.

„Charles?", riss ihn Arthurs Stimme aus seinen Gedanken, bevor sein Bruder gefolgt vom jungen Schweden im Wohnzimmer auftauchte, „Wo bist du gewesen?"

Die beiden sahen ihn mit einer Mischung aus vorwurfsvoll und besorgt an und er hasste ihre Blicke jetzt schon.

„Ich wusste nicht, dass ich euch Rechenschaft schuldig bin", murrte er leise und guckte wieder auf sein Handy, auf den verhassten Satz.

„Marcus ist weg", überwand Arthur die wenige Schritte zwischen ihnen, ließ sich neben ihm auf das Sofa fallen und schlang einen Arm um seine Schultern, „Wir haben die ganze Zeit versucht dich zu erreichen, damit du mit ihm sprichst. Ihm vielleicht deutlich machen kannst, dass nicht alles hier schlecht ist, dass es auch Gutes gibt..."

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