Part V

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Erneut fand er sich in einer fremden Umgebung wieder. Allerdings nicht alleine, sondern mit einem durchaus aufgeregten Marcus an seiner Seite. Robert hatte keine Zeit gehabt mit nach England zu reisen und er hätte selbst den Saisonstart abgesagt, nur um beim Jüngeren sein zu können. Die Aufregung, die vom Kiwi ausging, war allerdings eine ganz andere, als die nervöse, die er noch in Italien an den Tag gelegt hatte. Hier in London war Marcus total freudig aufgedreht und er erkannte ihn endlich wieder.

Im Prinzip hatte der Wandel schon im Flugzeug angefangen. Je weiter sie sich vom Ort des Martyriums des Jüngeren entfernt hatten, desto entspannter war dieser geworden. Ihm war aufgefallen, dass sich auch die Haltung des Neuseeländers verändert hatte. War er in Italien noch die meiste Zeit klein und zusammengesunken umhergeschlichen, so wuchs er durch den Abstand sichtlich wieder aus sich heraus, streckte den Rücken und straffte die Schultern.

Marcus hatte Recht, Maranello hatte ihn nur noch krank gemacht und er heilte mit jedem weiteren Meter Entfernung. Das machte ihn glücklich, stimmte ihn aber auch gleichzeitig traurig, denn es hieß, dass eine Rückkehr für den Kiwi ausgeschlossen war.

„Lass mich dich zum Essen einladen", schlug er ohne Zusammenhang vor, während sie durch London streiften.

Die Stadt erkundeten und darauf warteten, dass der Container mit Marcus' Hab und Gut abholbereit war.

„Was?", guckte der Jüngere ihn verwirrt an.

„Lass uns was essen gehen. Ich lade dich ein", wiederholte er seine Einladung und war prompt verzückt, als sich ein leichter roter Schimmer über die Züge des anderen schob.

„Du hilfst mir, schon wieder. Ich sollte dich einladen", befand dieser dann schüchtern.

„Klingt für mich auch gut", erklärte er gelassen, auch wenn ihm das Herz mal wieder bis zum Hals schlug.

Mit Marcus alleine zu sein machte ihn fertig.

Aber auch der Kiwi schien plötzlich wieder nervöser zu werden, denn er rang unruhig mit seinen Händen obwohl er versuchte Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen.

„Mache ich dich nervös? Wenn du dich nicht wohlfühlst...", hakte er wohl auch deshalb vorsichtig nach und runzelte dabei leicht seine Stirn.

„Nein", beteuerte der Jüngere schnell.

Zu schnell.

„Marcus, komm schon. Du kannst ehrlich mit mir sein."

„Manchmal fällt es mir seitdem halt schwer mit Menschen zusammen zu sein", flüsterte der Neuseeländer traurig, nachdem er tief durchgeatmet hatte, „Das kommt einfach so. Ich kann nichts dagegen tun. Das hat nichts mit dir zu tun."

„Dein Vertrauen ist erschüttert", stellte er goldrichtig fest, „Aber du kennst mich und weißt, dass du mir eigentlich vertrauen kannst. Ich würde nie etwas tun, das du nicht willst. Das verspreche ich dir bei meinem Leben."

„Ja... Schon...", wisperte es ihm nun entgegen und jeden anderen hätte er jetzt einfach in den Arm genommen.

Bei Marcus war dies allerdings nicht möglich und so lächelte er ihn nur traurig an.

„Es tut mir leid", guckte der Kiwi reichlich zerknirscht drein.

„Alles gut", beruhigte er ihn sofort, „Ich verstehe das. Mach dir keine Sorgen."



Die machte er sich allerdings selbst. Die Tat saß noch immer tief beim Jüngeren, auch wenn sie glimpflich ausgegangen war und er wusste einfach nicht, wie er ihm helfen konnte. Genauso wenig, wie er wusste, ob er das Thema ansprechen oder wie er mit seinen eigenen Gefühlen umgehen sollte.

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