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Der Oktober kam und Dakota konzentrierte sich wieder auf jene Aspekte in ihrem Leben, die ihr etwas bedeuteten. Sie lernte viel, las Bücher und blieb aktuell bei ihren derzeitigen Stunden.

Sie verbrachte auch Zeit mit Xavier und ihren Freunden aus Slytherin, aber diese Zeit fühlte sich so distanziert an, als würde Dakota nur einen Film ihres eigenen Lebens sehen, während sie sich langweilte.

Mit Weasley und ihren Freunden sprach Dakota kein weiteres Mal, aber Weasley war trotzdem überall – in den meisten ihrer Stunden, in der Bibliothek und in Hogwarts auf Gängen oder der Großen Halle.

Dakota versuchte sie zu ignorieren, aber das war gar nicht so einfach, wenn Weasley sie jedes Mal breit anlächelte und leicht winkte, wenn sie aneinander vorbeigingen und wenn Weasleys Blick immer wieder auf Dakota lag und Dakota Weasley immer wieder dabei erwischte, wie sie sie anstarrte.

Ihre Eltern würden Dakota vermutlich umbringen, wenn sie davon erfahren würden, aber hin und wieder nahm Dakota auch einmal ein Muggel-Buch in die Hand.

In einem hatte sie von menschlichem Verhalten gelesen – von einem Experiment, an das sie bisher nicht geglaubt hatte, aber langsam fragte sie sich, ob nicht doch etwas daran richtig war.

Beim Pawlowschen Hund hatte der Muggel-Forscher Pawlow das Verhalten von Hunden erforscht. Dafür hatte er – stark vereinfacht – jedes Mal eine Glocke geklingelt, wenn sein Hund etwas zu essen bekam. Der Hund lernte und reagierte bald immer auf die Glocke, auch dann, wenn er gar kein Essen bekam.

Es sollte also beweisen, dass man mit Geduld und Zeit ein Tier – oder vermutlich auch einen Menschen – dazu bringen konnte, positiv (oder auch negativ) auf etwas oder jemanden zu reagieren.

Dakota glaubte, dass Minerva Weasley genau das plante.

Jeden Tag sah Dakota sie mehrmals und jedes Mal begrüßte Minerva Weasley sie mit diesem strahlenden Lächeln, als würde sie sich wirklich darüber freuen, Dakota zu sehen.

Und Dakota wollte jetzt nicht irgendwie erbärmlich klingen oder herumjammern, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie schon einmal jemand so angesehen hatte.

Nicht Feli. Nicht Xavier. Nicht einmal ihre eigenen Eltern.

Sie lächelten vielleicht, wenn sie Dakota sahen und begrüßten sie höflich und freundlich, aber nicht so, wie Minerva Weasley. Das war scheinbar ehrliche Freude. Dakota war von Weasleys Schauspielkünsten beeindruckt.

Es brauchte einige Wochen, aber irgendwann erwischte Dakota sich dabei, wie sie sich tatsächlich darauf freute, Weasley in Verwandlung zu sehen, weil sie wusste, dass Weasley sie wieder so wundervoll anlächeln würde, wie sie es jeden Tag machte.

Es war wirklich erbärmlich und Dakota wusste es, aber gleichzeitig wollte sie nicht, dass es jemals aufhörte. Wer sonst würde sie dann noch so ansehen?

Aber niemals – unter keinen Umständen – sprach Dakota noch einmal mit Weasley. Da war immer nur dieses kleine, ehrliche Lächeln und der ausdruckslose Blick von Dakota zurück, denn sie hatte ihr Poker-Face perfektioniert und niemals würde jemand erfahren, wie glücklich sie mittlerweile war, wenn sie etwas so banales sah, wie Weasleys Lächeln.

Ihre Eltern verabscheuten Minerva Weasley und ihre ganze Familie – niemals durfte Dakota mit ihnen gesehen werden oder mit ihnen sprechen (oder ihr Lächeln mögen).

Dakota bemühte sich, nicht ihr ganzes Leben von ihren Eltern kontrollieren zu lassen, aber sie würde sicherlich nicht wegen so etwas offen rebellieren.

Schon viel zu viele Vorgaben von ihren Eltern hatte Dakota in diesem Jahr jetzt schon ignoriert und so besuchte sie weiterhin Zaubertränke und Verteidigung gegen die dunklen Künste, ohne dass ihre Eltern davon erfuhren – vorerst jedenfalls.

Femme Fatale | Minerva WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt