Prolog

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"Ich werde dich immer lieben, glaub mir das und ich lasse nicht zu, dass du das alles, wegen deiner psychische, beendest" hatte ich meiner Schülerin noch gesagt, bevor ich einfach ging.
In dem Augenblick, konnte ich nicht länger in ihrer Nähe bleiben. Sie hatte mir deutlich zu spüren gegeben, dass ich gerade nicht erwünscht war und wollte ihr Freiraum geben. Aber auch mir wollte ich Zeit geben, schaltete mein Handy aus und fuhr nach Hause. Noch nie hatte ich mich so gefühlt, wie in diesem Moment. Konnte sie sie nicht akzeptieren, dass ich sie liebte, mit jedem ihrer Fehler? Ich wollte sie und keine Frau, die unkompliziert ist. Für sie konnte und wollte ich stark sein, war es sogar, bis zu diesem Gespräch. Nun machte ich mir ernsthaft Sorgen, um mich und meine eigene Psyche. Es war mir nie ein Geheimnis, dass ich viel durchgemacht hatte, aber ich hatte es überstanden, schon lange. Nun merkte ich aber deutlich, dass auch ich nicht immer stark sein konnte, weshalb ich mir für eine unbestimmte Zeit frei nahm. Ich ging sogar wieder regelmäßig zu meiner Therapeutin und sprach mit ihr, ganz offen.
Sie wusste von Emma und mir, machte mir keine Vorwürfe, wies mich lediglich daraufhin, wie gefährlich das ganze sei. Das brauchte sie aber gar nicht, da ich es bereits gewusst hatte.

In der freien Zeit, bewarb ich mich auf andere Stellen, um meine Freundin zu entlasten und eine große Last von uns zu nehmen. Tatsächlich hatte ich gar nicht lange auf ein erstes Gespräch warten müssen. Ich vereinbarte einen Termin, bereitet mich darauf vor. Es war eine schöne Schule, ganz in der Nähe und hatte sogar einen bisschen besseren Ruf, als meine bisherige. Da an dieser trotzdem Lehrermangel herrschte, sollte ich die Stelle, als Englisch- und Sportlehrerin, sofort antreten und unterschrieb den Vertrag. Ich wollte es für uns tun. Für Emma, für mich, für unsere Beziehung. An einem Nachmittag, ging ich zu meiner bisherigen Arbeitgeberin und berichtete ihr, von den Neuigkeiten. Obwohl sie sich sehr über mich gefreut hatte, der Verlust also schade war, freute sie sich. Selbstverständlich wusste sie keinen konkreten Grund, für meine Kündigung, aber das war auch nicht relevant.

Als ich wieder in meiner Wohnung war, schaltete ich mein Handy an und sah nun, dass meine Freundin mir geschrieben hatte. Sie wollte mich sprechen, bereits vor Wochen, als ich dazu nicht in der Lage gewesen bin, nun war ich es aber. Zuletzt online um 16:03 Uhr las ich. Sie war eben erst online gewesen, also tippte ich ihren Kontakt an und rief sie an. Es klingelte, aber sie ging nicht ran, dabei war sie erst vor wenigen Minuten auf WhatsApp gewesen. Ich dachte mir nichts dabei, da sie natürlich nicht immer am Handy war und vermutlich selbst zu tun hatte, schließlich war ihr Leben weitergegangen, ohne mich.

Heute weiß ich, dass ich einen großen Fehler gemacht habe, welchen ich mir niemals verzeihen könnte. Meine Schutzbefohlene Schülerin, welche ich lieben gelernt hatte, hatte sich meinetwegen das Leben genommen.

She's gone | Jane Clarke & Emma Krämer {2}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt