Lira III
Die Sonne scheint mir heiß in den Nacken, als ich im Türrahmen lehne und in den Laden blicke. Mittlerweile bin ich so braun, dass ich mir keine Gedanken mehr um Sonnenbrand mache, also halte ich die Hitze aus und lehne mich noch weiter in den Laden, um nach Cans braunem Schopf Ausschau zu halten. Der Laden ist mit bunten Fließen ausgelegt, die schon ziemlich abgenutzt sind. Alles ist ein bisschen vollgestopft, mit Strandtüchern für Touristen, Kappen oder Angelnetzen. Ein alter Ventilator sorgt für eine kühle Brise. Can lehnt überm Tresen und redet mit dem Verkäufer, der mein Handy in den Händen hält und begutachtet. Zu meiner Zufriedenheit scheint er einigermaßen Ahnung von Handys zu haben, auch wenn ich dem „Smartphone Service" Schild draußen anfangs nicht wirklich vertraut habe. Er greift hinter sich, tüftelt dann ein bisschen an meinem iPhone herum und legt es vor Can auf den Tresen. Mein Freund klopft ihm auf die Schulter als Dank und legt ein paar Scheine hin. Was die beiden reden, kann ich aufgrund meiner fehlenden Türkisch-Kenntnisse nicht verstehen. Ich öffne den mit Neonlicht beleuchteten Getränkeschrank neben mir und greife nach einer blauen Fanta. Schon komisch, es gibt lilane, blaue, rosane, und rote Fanta, aber keine normale. Ich bezweifle, dass das Sortiment nach den besten Geschmacksrichtungen aufgestellt wurde, aber der Durst in meinem Körper verlangt nach einer Fanta, egal welche Sorte. Ich schnalze und Cans Kopf wandert in meine Richtung. Er hält seine Hand hin und ich werfe die Dose rüber. „Willst du auch?", frage ich. Er verneint und stellt die Fanta auf den Tresen zum Bezahlen. Als das Geld beim Kassierer ist und sich die Kasse wieder fröhlich klingelnd schließt, kommt mein Freund zu mir, legt einen Arm um mich und drückt mir die Dose in die Hand. Ich lege meinen Arm um seine Hüfte und wir ducken unsere Köpfe, um aus dem Laden zu gehen. Zurück in der türkischen Hitze, welche in der Gasse herrscht, lassen wir uns auf einer Mauer nieder. Durch die verschiedenen Straßen haben wir die perfekte Sicht auf das ca. einen halben Kilometer entfernte Meer. „Keine Ahnung was der gemacht hat, neue SIM und so, guck mal obs wieder geht", sagt Can und holt mein Handy aus seiner Umhängetasche, um es mir zu geben. Ich halte die kalte Dose kühlend an meine Stirn, während ich das Handy starte und den neuen SIM-Karten Code eingebe. „Klappt", sage ich zufrieden, „aber alle Nummern sind weg". „Egal, wir kommen eh in einer Woche zurück", meint Can etwas wehleidig. „Ich will nicht", jammer ich und lege meinen Kopf auf seine Schulter. Er nickt nur und lässt seinen Kopf auf meinen sinken. So verweilen wir ein bisschen und genießen gemeinsam den Wind, wie er durch unsere Haare streicht. Eine Locke von ihm fällt mir ins Gesicht und kitzelt mich. Ich habe das Gefühl, die letzten Wochen zum ersten Mal gelernt zu haben, wie man richtig genießt. Was es bedeutet, mit einem Menschen zu sein, durch den man sich so unfassbar gut fühlt, dass man ihn am liebsten 24/7 knuddeln möchten. Keiner ist so toll wie Er, mit seiner braunen Haut, dem perfekten Rücken, den grünen Augen und seiner schönen Stimme. Ich fühle mich so sicher mit ihm, dass ich darüber lachen könnte, wie ich vor einem halben Jahr Angst hatte, dass er mich nicht mehr will, als er so viel im Studio war und mich immer versetzt hat. Can gibt mir mittlerweile so viel Selbstbewusstsein, dass ihn zehn Mädchen vor meinen Augen anbaggern könnten und ich wüsste ganz genau, dass keine eine je Chance bei ihm hat, weil ich existiere.
Ich öffne die Dose mit einem Klacken und lasse das kalte Getränk in meinen Mund laufen. Wie zu erwarten ist es sehr süß. „Bah, warum hast du Blau geholt?", fragt Can entrüstet. Seine Reaktion ist so plötzlich und ernst, dass ich lachen muss. „Es gab nichts Besseres", antworte ich.
Kleine Goldkette an mit mein' Mädchen an der Hand
Und ich mal' noch ein Costello in Pastellblau an die Wand
Ja, die Sonne macht mich braun und ich trag' ein weißes T
Ja, sie zieht mich durch die Gassen, fühl' mich so wiе Amélie
Altes iPhone, blauе Zwannis in der Duffle-Bag drin
Neue Lyca, blaue Fanta, muss die Karte wechseln
Ja, ich glaub', sie mag mich echt, und ich seh' es in ihr'm Blick
Blaue Fliesen und am Abend weißer Polo-Pulli Strick
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Heut fahr'n wir durch Hood und woll'n Tausender verdienen
FanfictionVORTSETZUNG von Wir sind Engel doch gefall'n, 2000 in Berlin Sie polieren ihr verstaubtes Ich und tun auf Gangster Vor den 50 Gläsern war'n wir alle mal verklemmter Wir machen auf gesund, aber werden kränker Im Herzen sind wir Penner, aber tun auf B...