Kapitel 4

540 52 6
                                    

Das Gespräch mit George hat mich nicht sonderlich beruhigt. Eher, hat es mich noch mehr geängstigt. Denn nun, war es keine fixe Idee mehr. Es war nicht mehr allein nur in meinem Kopf. Nein, meine Idee hat nun feste Gestalt angenommen. Nun konnte ich sie nicht mehr einfach so abwinken und links liegen lassen. Jetzt hatte ich einmal damit angefangen, also, musste ich es zu Ende bringen.

Als ich Zuhause ankomme und mich schlafen legen will, wird mir klar, dass ich nur noch schlechter schlafen werde, als ich es die letzten Tage generell schon getan habe.

Ich fange an mich zu fragen, ob ich nicht doch Misses Strout fragen sollte, was sie davon hält. Doch, was würde dann passieren? Darüber muss ich nicht lange überlegen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie würde mich und die ganze Sache für wahnsinnig abtun oder, sie würde gleich noch einmal eine Horde Dementoren kommen lassen, die sich Barty noch einmal vornehmen.

---

Als ich am nächsten Tag mit meinen Kollegen am Tisch sitze, klopft mein Herz doppelt so schnell, wie gewöhnlich. Auch wenn ich bisher nichts gesagt habe, so liegt es mir auf der Zunge.Doch ich traue mich bisher nicht, ein Wort zu sagen. Dafür war die Stimmung heute eindeutig zu gut. Man hatte mir sogar einen Kaffee hingestellt. Und so sehr mir die Sache auch am Herzen liegt, so will ich die neue Freundlichkeit meiner Kollegen nicht aufs Spiel setzen.

" Und, Miss Monroe? Wie machen sich ihre Patienten?", will Misses Strout auf einmal wissen.

Ich erschrecke mich so sehr, weil ich angesprochen werde, dass ich fast meinen Kaffee verschütte. Panisch sehe ich schließlich in die Runde. Einige haben angefangen zu lachen. Ich höre etwas wie: Was sollen die denn gross machen, außer sich vollzusabbern?

Es gefällt mir nicht, wie die Anderen über meine drei Patienten reden. Schließlich, ist der Teil dieser Menschen, der all diese schrecklichen Dinge getan hat, längst weg und tot. Zurück geblieben, war nur eine leere Hülle. Auf Hilfe und vorallem, Freundlichkeit angewiesen.

" Sie machen sich sehr gut. ", antworte ich schließlich mehr als enthusiastisch, was wieder ein Gebrabbel auslöst. Schnell trinke ich meinen Kaffee aus und stehe auf.

Sie hatten für mich entschieden. Hier würde ich niemanden um Rat bitten.

---

Zum wiederholten Male heute, betrete ich das Zimmer von Barty Crouch Junior. Ich ertappe mich dabei, wie ich mehrmals am Tag unnötig nach ihm sehe. Nur, um möglicherweise etwas merkwürdiges zu bemerken.

Schon am Morgen, hatte ich ihn auf einen Stuhl vor dem Fenster gesetzt. Allerdings hatte ich die Vorhänge zugelassen und nur einen kleinen Spalt links am Fenster offengelassen, um ein wenig Licht reinzulassen. Ich hatte Glück. Die Sonne schien und bildete einen kleinen Schatten am Boden.

Ich hatte gehofft, dass er sich wieder zu dem Licht bewegen würde. Doch als ich auf ihn zugehe, muss ich feststellen, dass er genauso dasitzt, wie ich ihn vor wenigen Stunden plaziert habe.

Er starrt auf die grünen Vorhänge und macht nicht die kleinsten Anstalten, seinen Kopf in Richtung des Sonnenlichtes zu bewegen.

Ich muss gestehen, ich bin ein wenig enttäuscht. Ich hatte mich fast schon auf ein kleines Wunder gefasst gemacht. Doch nun war nichts geschehen.

Anstatt glücklich und befreit zu sein, dass ich mir anscheinend doch nur alles eingebildet habe, überlege ich nun fieberhaft, wie ich ihn dazu bringen könnte, etwas zu tun, was nicht typisch ist. Schließlich gehe ich auf den Gang, hole die alte Vase und die mittlerweile verwelkten Blumen.

Entschlossen gehe ich wieder zu Barty zurück, bleibe dicht neben ihm stehen und lasse die Vase schließlich fallen. Es kracht laut, als sie auf dem Boden aufkommt und in tausend Teile zerbricht.

Seelenlos - Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt