Kapitel 7

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Da ich immer so nachlässig war mit dem updaten, kommt nun noch ein Kapitel :) Ich hoffe, es gefällt ^^



Um ehrlich zu sein macht mir diese neue Idee Angst. Was genau bedeutete es? Was bedeutete es für Barty. Bedeutete es etwa, dass seine Seele gar nicht weg war oder sich neu bildete? Bedeutete es, dass er immer noch der selbe Mann war. Das es sich immer noch um den selben Barty handelte? Den Mann, der Lord Voldemort immer gedient hatte? Den Mann, der mit allen Mitteln versucht hatte Harry Potter zu töten? Den Mann, der den Tod von Cedric Diggory und schließlich die Auferstehung von Voldemort selbst zu verantworten hatte?

Ich fühle mich mehr als unwohl bei dem Gedanken. Zum ersten Mal kann ich die Abscheu meiner Kollegen für meine Patienten nachempfinden. Sie sahen sie als genau die Menschen, die sie gewesen waren. Und ich hatte das bisher nicht getan. Ich hatte gedacht, dieser böse Teil von ihnen sei weg. Doch nun wird mir plötzlich bewusst, dass ich mich täuschen könnte.

War tief dort drinnen verborgen wirklich Barty Crouch Jr, der nur darauf wartete das er wieder Kontrolle über seinen Körper bekommt? Wenn es so ist, wäre ich wohl die Erste die dran glauben müsste, wäre ich in dem Fall in seiner Nähe. Todesser sind schließlich nicht sonderlich gut auf Muggelstämmige zu sprechen.

Plötzlich kommt mir ein anderer Gedanke. Wusste er überhaupt vom Tod Voldemorts? Das er nun entgültig besiegt war? Wusste er von der Schlacht in Hogwarts und den vielen Toten? Das alle seine Todesserfreunde entweder tot oder in Askaban waren?

Bestürzt stelle ich fest, dass sich meine Gefühle meinen Patienten gegenüber geändert haben. Ich spüre eine kleine Welle Hass in mir brodeln, wie ich sie vorher nicht gespürt habe. Wie konnte ich so denken, wenn noch nicht einmal klar was, was nun stimmte?

Lange denke ich darüber nach, was diese neuen Erkenntnisse mir bringen könnte und als ich mich am nächsten Tag auf den Weg zur Arbeit mache, bin ich voller Tatendrang. Dennoch versuche ich Barty erst einmal aus dem Weg zu gehen. Einmal, weil ich Misses Strouts Aufmerksamkeit nicht wieder auf mich lenken will und weil ich nicht weiß, wie ich mich Barty gegenüber verhalten soll. Also kümmere ich mich diesmal extra lange um Tina Garland und Roman Totis.

Doch irgendwann kann ich es nicht weiter hinauszögern und so mache ich mich auf den Weg zu Barty.

In seinem Zimmer bleibe ich unentschlossen stehen. Mein Blick liegt auf dem Fenster. Und dann wird mir klar, dass ich es heute nicht öffnen werde. Ich frage mich, ob Barty es bemerkt. Frage mich, ob er sich fragt wieso ich ihm seine geliebte Natur verweigerte.

Ich sehe ihn zögernd an, dann gehe ich auf ihn zu und setzte mich schließlich auf die Bettkante neben ihn.

" Wenn ich nur wüsste ob du es wirklich bist... ", sage ich leise. Dennoch scheint meine Stimme durch den Raum zu hallen. Zumindest empfinde ich es so. Es ist unheimlich still, während ich in das unbewegliche Gesicht des Mannes sehe.

Es zwinkert nicht. Er bewegt sich gar nicht.

Was hatte ich auch erwartet? Das er aufspringt und lauthals lacht? Das er klatscht und mir sagt, wie beeindruckt er von mir ist. Gut gemacht, Schlammblut?!

Ich zucke bei dem Gedanken zusammen. Ich wollte nicht so denken. Barty zeigt nicht die kleinste Abneigung gegen mich. Er liess sich helfen. Würde er das machen, wenn er sie so verabscheuen würde wie ein Todesser Muggelstämmige nun mal verabscheute? Würde ein Todesser nicht eher hier versauern, als sich von jemandem wie ihr helfen zu lassen?

Nun, um mich hassen zu können weil ich muggelstämmig bin, müsste er das natürlich auch wissen. Schließlich gehe ich nicht davon aus, dass er das riechen kann. Ein wahnwitziger Gedanke kommt mir. Er ist fast schon lächerlich. Dennoch gebe ich ihm nach und beuge mich nah an Barty, bis meine Lippen fast sein Ohr berühren.

" Ich bin muggelstämmig.", flüstere ich. Ich erwarte, seine Augen aufflackern zu sehen. Erwarte, das er sich angewidert wegdreht. Doch nichts passiert.

" Ich bin muggelstämmig und mit einem Reinblüter zusammen. Wir freuen uns schon ganz viele Kinder zu bekommen und seine Blutlinie zu versauen. Wir singen Lieder über Voldemort und wie er feige gestorben ist...", lüge ich. Ich merke, wie mir heiß wird. Nicht, weil nichts davon wahr ist. Sondern viel eher, weil ich jemanden an meiner Seite sehe, den ich da nicht sehen sollte.

Ich lehne mich zurück und warte schließlich auf eine Reaktion. Irgendetwas was beweist, dass er immer noch der Todesser Barty ist.

" Wir reissen Witze über ihn und seine kleinen Todesserfreunde die tatsächlich dachten, sie würden Harry Potter bekommen und töten können. Wie dumm sie doch waren! "

Mach was! LOS!

" Weisst du, dass das Haus Slytherin in Hogwarts abgeschafft wurde? Und das es ein Gesetz gibt, nachem Reinblüter Muggelstämmige heiraten müssen? Und das alles nur, damit so ein Abschaum wie du nicht mehr entsteht?!"

Ich sehe ihm weiter in die Augen und dann scheine ich etwas zu sehen. Etwas wie ein Flackern in seinen Augen, ein Zucken. War es wirklich da gewesen oder hatte ich es mir eingebildet?

" Was zu Hölle machen sie da? ", werde ich aus meinem Experiment gerissen. Ich schnelle herum und sehe mich plötzlich mit Misses Strout konfrontiert, die wieder einmal in der Türschwelle steht.

Wie lange ist sie schon hier gewesen? Was hatte sie gehört?

" Mitkommen, Miss Monroe!", bellt sie mich nun an und ich laufe schnell um das Bett herum. Aufeinmal ist mir übel.

Wieso hatte ich die Tür nicht geschlossen?

Würde sie mich nun feuern? Was würde sie nur von mir denken?

Ohne ein weiteres Wort führt sich mich in ihr Büro, setzt sich an einen kleinen Tisch und bedeutet mir, dass ich mich auch setzen soll. Ich zögere kurz, setze mich dann aber.

" Was war das da eben? ", will sie nun wütend wissen.

Ich starre auf die Tischplatte vor mir. Was sollte ich denn nun sagen? Sollte ich ihr erzählen, dass ich ihn nur hatte provozieren wollen um ihn zu einer Reaktion zu bewegen?

" Hören sie, Moira. ", sagt sie aufeinmal in einem viel ruhigerem Ton. Ihr Gesicht hat auf einmal einen resignierenden Ausdruck. " Ich verstehe ja, wie sie sich fühlen. Jetzt macht sogar alles einen Sinn. Sie haben sich eingeredet, sie könnten diesen Leuten helfen und nun mussten sie rausfinden, das sie nun eimal sind, wer sie sind. Da bringen ihre Pflanzen und ihre Musik auch nichts. Sie müssen lernen sich zusammenzureissen und ihrer Wut keine freie Bahn zu lassen. Auch wenn - ", und sie unterbricht sich kurz und seufzt theatralisch " - auch wenn ich nicht wirklich einverstanden bin, dass wir dieses Pack auch noch pflegen sollen, so sind wir immer noch Heiler und haben uns genau dem verprochen. Also, versuchen sie ihren Groll runterzuschlucken und ihre Arbeit so gewissenhaft wie möglich zu machen. Und bitte, beleidigen sie sie nicht, wenn jemand in der Nähe ist... "

Völlig perplex sehe ich meine Vorgesetzte an. Hatte sie das wirklich gerade gesagt?

Ich hatte mit einer Bestrafung gerechnet, aber nicht damit. Natürlich kann ich nur froh sein, dass man mich nicht feuert.

Ich zwinge mich zum Lächeln, bedanke mich schließlich und verspreche, mich in Zukunft zusammenzureißen. Dann verlasse ich fast schon fluchtartig ihr Büro.

Mit zittrigen Beinen laufe ich zurück in meine Abteilung und bleibe schließlich vor Bartys Tür stehen. Das Zittern schien nicht nachzulassen. Allen letzten Mut zusammennehmend, drücke ich die Türklinge herunter und betrete sein Zimmer wieder.

Ich bleibe vor seinem Bett stehen und sehe ihn an. Er hat sich keinen Zentimeter bewegt. EIgentlich sollte ich nun gehen und einfach meine Arbeit weitermachen. Doch ich muss es wissen. Ich muss beenden, was ich begonnen habe.

Also gehe ich auf ihn zu, setze mich neben ihn und sehe ihn eingehend an, bevor ich meine Frage stelle.

" Bist du Barty Crouch Junior? ", frage ich schließlich und diesmal muss ich ihn nicht provozieren, um eine Reaktion zu bekommen.

Diesmal zwinkert er. Wenn auch nur einmal.


Seelenlos - Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt