Gedanken eines Lehrers

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Er steht vor mir. Dieser Junge, der mich regelmäßig zur Weißglut treibt. Er sagt nichts. Nur ein breites Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. Er verspottet mich ohne den Mund auch nur einmal zu öffnen. Ich sage ihm das es so nicht weitergehen kann. Er grinst einfach weiter und sagt nichts. Ich sage ihm das ich seine Eltern informieren muss, wenn sich nichts ändert. Er hält inne. Seine Augen weiten sich und sein Lächeln verschwindet so schnell, wie auch die Wut die ich bis eben auf ihn hatte. Ich teile ihm mit, dass ich das nicht machen muss, wenn er mir sagt warum er sich so verhält. Er fängt an zu stammeln das er das nicht böse gemeint hat. Ich kann seine Angst quasi greifen. Ich versuche ihn zu beruhigen, währen Tränen in seinen Augen aufsteigen. Ich reiche ihm ein Taschentuch. Er trocknet seine Tränen und bittet mich darum niemandem etwas zu erzählen. Ich stimme widerwillig zu, versichere ihm aber gleichzeitig das ich immer ein offenes Ohr haben werde. Er bedankt sich und will wieder in den Klassenraum gehen, als ich etwas an seinem Arm bemerke.

Halb vom Ärmel verdeckt, sehe ich einen blauen Fleck. Ich bitte ihn stehen zu bleiben und seinen

Ärmel hoch zu ziehen. Er zieht zögernd seinen Ärmel nach oben. Was ich für einen einzelnen blauen

Fleck gehalten habe, stellt sich als mindestens 15 blaue Flecken heraus. Ich frage ihn wo er diese

Flecken herbekommen hat. Er behauptet erst mal das er hingefallen sei. Doch meinem kritischen Blick hält er nicht lange Stand. Als ich ihm dann noch versichere das ich niemandem etwas erzählen werde, fällt wie eine Last von ihm ab und die Worte sprudeln nur aus seinem Mund. Dann fällt das Wort Vater.  Ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen. Ich bin wieder sieben Jahre alt und mein Vater steht mit seinem Gürtel in der Hand vor mir. Meine Arme, wie auch mein Rücken bringen mich fast um den Versand. Ich, zurück im heute, schwöre mir das ich diesem Kind helfen muss, denn niemand hat so etwas verdient.

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