Kapitel 1

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Sommer 1899

Blitze zuckten durch den pechschwarzen Nachthimmel, Regen prasselte gegen die Fensterscheiben der Häuser. „Wo ist Ariana!", brüllte ein junger Zauberer gegen den tosenden Lärm des Regens. Doch so laut er dies auch brüllte, jedes Wort, das seine Lippen verließ, fühlte sich nur dumpf an. Nichts schien mehr real, nichts schien mehr so zu sein, wie es einst war und nichts konnte das Geschehene wieder rückgängig machen. Der junge Mann stürzte sich nach vorne und erblickte ein kleines Mädchen, welches reglos vor ihm lag. „Nein", hauchte der Zauberer. „Was hast du getan!", brüllte ein andere Mann ihm entgegen. Der junge Zauberer sank zu Boden und umschlang den Körper des Mädchens. Tränen liefen dem Jungen über das Gesicht. „Verschwinde Grindelwald!", brüllte der andere Mann. „Lass dich hier nie wieder blicken! All das ist deine Schuld, wärst du nie hier gewesen!". Ein dritter Man, etwas älter als der am Boden knieende Mann, kam auf sie zu. „Aberforth das reicht", gab dieser schweren Herzens von sich und betrachtete das Geschehen. Aberforth kniete sich nun ebenfalls neben das Mädchen hin: „Albus, geh mir aus den Augen! Verschwinde! Ist es das was du wolltest!". „Es besteht die Möglichkeit sie zu retten! Es muss einen Weg geben...", sprach Grindelwald und zog erneut seinen Zauberstab aus seiner Tasche, doch Albus ergriff sofort das Wort: „Gellert, bitte, lass es". Schmerzerfüllt blickte der Junge auf und erhob sich langsam, seine Augen waren immer noch auf das Mädchen gerichtet. Langsam wanderte sein Blick zu Albus, bis er diesem tief in die blauen Augen starrte. Dieser jedoch konnte den Blick nicht erwidern, zu groß war der Schmerz in seinem Herzen, der ihn zu zerbrechen schien. Seine kleine Schwester, welche er über alles liebte, war tot und er konnte nichts tun, um sie zurückzubringen. Gellert kam auf Albus zu, doch dieser wich von ihm zurück: „Bitte geh jetzt", brachte er schwer über seine Lippen. Der Mann sah ihn bedrückt an, respektierte aber den Wunsch des älteren und wandte sich schweren Herzens zur Tür, noch einmal drehte er sich um: „Ich wollte das nie, ich bin nicht dein Feind". Damit wandte er sich endgültig ab und ging in den kalten Regen hinaus. Eine kleine Träne rann seine Wange hinunter, der Blick des Zauberers schweifte nach oben, direkt in den unendlich scheinenden Nachthimmel hinauf.

Sommer 1929

Schwarze Wolken hatten sich über die Länder gebildet. Der nun bekannte Schwarzmagier, Gellert Grindelwald, wanderte durch die Berglandschaft rund um sein Schloss Nurmengard. Gedankenverloren strich er sich durch sein Haar und schloss langsam die Augen. Schwer atmete er die feuchte Regenluft ein und ging dann wieder weiter. Nach einiger Zeit ließ sich Gellert auf einen Felsen nieder und beobachtete die Landschaft. Die ersten Regentropfen begannen sich auf die heißen Steine zu legen, der Wind wurde stärker und die Kälte kroch sich schleichend in einem hoch. Grindelwald jedoch machte keinen Anschein sich zu bewegen, stattdessen saß er da und starrte in den Himmel, der sich immer dunkler färbte. Das Wetter war genauso wie an jenem Tag, der alles verändert hatte. So saß der Zauberer immer noch da und ließ den Regen auf sein Haupt fallen. Die Nacht war eingebrochen und die Blitze zuckten durch den Himmel. Obgleich Hochsommer herrschte, nahmen die Temperaturen stetig ab. Vor den Augen des Mannes, spielte sich das Geschehen von vor 30 Jahren immer wieder aufs Neue ab. Er war unfähig sich zu bewegen, vor ihm hatte er immer noch den Blick Albus, der ihn bat, den Raum zu verlassen. Tief in ihm liebte er Dumbledore immer noch doch er wusste nicht, ob dieser seine Liebe nach allem was geschehen war, noch erwidern wollte. Vielleicht wäre Grindelwald wohl noch ewig dort gesessen, wenn nicht eine seiner treusten Anhänger, Vinda Rosier, ihn aufgesucht hätte. „Entschuldigen Sie, aber ist alles in Ordnung?", fragte sie mit einem leichten französischen Akzent. Grindelwald gab ihr darauf keine Antwort, sondern starrte weiterhin, fast schon leblos, in die Nacht. „Komm, gehen wir zurück ins Warme", sagte die Frau und packte Gellert am Arm, um ihn hochzuziehen. Zusammen begaben sie sich zurück ins Schloss und Gellert erwachte allmählich wieder aus seiner Trance.

Auch Albus Dumbledore hatte das Gewitter bemerkt und blickte von einem Fenster, inmitten seines Büros in die Nacht. Obwohl er versuchte, seine Vergangenheit abzuschütteln, gelang es ihm nicht, seine Gefühle für den Schwarzmagier zu vergessen. In seinem Kopf spiegelten sich die Worte des Ministeriums wieder: "Finde ihn und töte ihn, Dumbledore, oder du selbst musst für seine Taten geradestehen". Nach einiger Zeit beschloss er schließlich, sich noch ein letztes Mal mit seinem alten Freund zu treffen und mit ihm zu sprechen, so entsandte er, mit Hilfe seiner treuen Eule, eine Botschaft und wartete geduldig auf die Antwort des anderen, bis er sich schlussendlich auf den Weg in eines von vielen Cafés in London machte.

Wie üblich war er früher da und starrte gedankenverloren in seine Tasse. „Brauchen Sie sonst noch etwas?", fragte eine freundliche Kellnerin den Zauberer. „Nein danke, vielleicht etwas später, ich erwarte jemanden". Damit wandte er sich wieder seinen Gedanken zu, als ein sanfter Lufthauch ihn aus diesem Riss. „Ist das hier eines deiner üblichen Stammlokale?", erkundigte sich Grindelwald mit leicht hämischem Unterton. „Ich habe keine üblichen Stammlokale". Damit setzte sich Gellert dem, in seinen Augen,  Ebenbürtigen gegenüber und lächelte ihn charmant an, dieser erwiderte knapp das Lächeln. Grindelwalds Gedanken schweiften ab, als er seinem Gegenüber tief in die blauen Augen starrte. Sein Gesicht hatte sich all die Jahre kaum verändert. Vor ihm sah Gellert immer noch den Jungen von vor vielen Jahren, den er einst geliebt hatte und dies auch immer noch tief im Inneren tat. Auch wenn sein Gesicht an Falten angenommen hatte, schienen seine Augen, ihre tiefe Wirkung, in die Seele der Menschen zu sehen, nie ganz verloren zu haben. „Zeig es mir", sagte Grindelwald schließlich und Dumbledore offenbarte ihm den Blutpackt, den sie vor vielen Jahren geschlossen hatten. „Manchmal bilde ich mir ein, ihn noch, um meinen Hals zu spüren. Wie fühlt er sich an deinem an?". „Wir können uns von all dem Befreien", entgegnete Albus mit dem Blick auf die Kette gerichtet. Eine Kellnerin brachte Grindelwald seinen Kaffee, dieser sah sie nur abwertend an und beugte sich zu Albus vor: „Riechst du es nicht auch, wie sie stinken, diese Muggel". Dumbledore erwiderte daraufhin nichts und ihm wurde bewusst, wie wenig sich Grindelwald verändert hatte. „Ich werde aus dir einfach nicht schlau, Albus, warst nicht du es, der sagte, wir könnten die Welt erneuern?". „Dies war nie meine Absicht, ich strebe diesem Ziel schon lange nicht mehr hinterher". „Warum bist du mir dann gefolgt?", erkundigte sich der Zauberer. „Weil ich", er konnte die Worte nicht weitersprechen. „Weil ich?", hackte Grindelwald nach. „Weil ich dich geliebt habe", brachte Dumbledore nach kurzem Überlegen zur Kenntnis „Weil ich dich geliebt habe..." Grindelwald konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Mit dir oder auch ohne dich, ich brenne ihre Welt nieder", sagte er und erhob sich von seinem Stuhl, doch bevor er sich ans Gehen wandte, drehte er sich noch einmal zu Albus um und flüsterte ihn leise ins Ohr: „Ich liebe dich auch Albus, das habe ich immer". Sanft drückt er ihm einen Kuss auf den Nacken und verschwand aus dem Bild.

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Who will love you now?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt