Kapitel 4

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Grindelwald saß allein in seinem Sessel, er wusste nicht, wie spät es war, doch bis jetzt hatte er kein Auge zugekriegt. Seine Hand umschloss zitternd ein Weinglas, welches er über die Nacht hinweg immer wieder aufs Neue geleert hatte. Alles um ihn herum nahm er nur noch verschwommen wahr, nichts schien mehr real. Grindelwald fühlte in diesem Moment nur Leere. Keine Emotion ließ sich von seinem Gesicht ablesen, er wirkte abwesend und vielleicht war er das auch. Der Alkohol hatte seine Sinne benebelt ihm den Schmerz genommen, der sein Herz schon seit Ewigkeiten plagte und dennoch fühlte sich der Zauberer unheimlich einsam und verzweifelt. Vorsichtig erhob er sich und taumelte schließlich nach vorne. Doch schon bald ließen seine Beine unter der Last nach und er stürzte nach vorne. Im letzten Moment gelang es ihm, die Tischkannte zu ergreifen und schwer atmend stand er nun da, mit dem Oberkörper nach vorne gelehnt. Sein Kopf hämmerte und sein Atem wurde immer schneller. Langsam sackte er zu Boden und hielt sich mit der Hand immer noch an der Tischkante fest, die andere legte er auf seine Brust und fühlte mit ihr seinen unruhigen Herzschlag. „Sieh nur, was aus dir geworden ist", hörte er plötzlich eine kalte Stimme, die seiner eigene ähnlich klang. „Du hättest alles haben können, du hättest ihn töten können, sie alle. Du hättest schon damals die Welt von dem lästigen Ungeziefer, die sich Muggel nennen, befreien können, aber stattdessen hast du auf deine armseligen Gefühle gehört. Gefühle, die du sowieso nie haben kannst", sprach die Stimme weiter und vor sich nahm Grindelwald verschwommen die Gestalt seines eigenen Selbst wahr, das unerbittlich auf ihn einredete. „Halt den Mund!", brüllte er gegen die Leere. Die Gestalt grinste und löste sich vor den Augen des Magiers auf. Seine Sicht verdunkelte sich immer mehr, bis er ins unendlich scheinende Schwarz fiel.

„Hey", hörte Grindelwald aus der Ferne eine Stimme und spürte eine Hand, die ihn vorsichtig wachrüttelte. Ihm war schlecht und er wollte keineswegs die Augen öffnen. Es war so ruhig gewesen, in diesem schwarzen Loch, in welches er sich verkrochen hatte. Doch die Person, die ihn versuchte zu wecken blieb hartnäckig, weshalb er nach einiger Zeit trotzdem die Augen öffnete und sich langsam aufrichtete. Das grelle Licht der Sonne stach in seine Augen, bis er schließlich das Gesicht von Vinda vor sich wahrnahm. „Ich wollte dich nicht stören", sagte sie Vorsichtig. Grindelwald entging die Besorgnis in ihrer Stimme nicht. „Mir geht's gut, danke", entgegnete er ihr nach einiger Zeit des Schweigens schließlich. „Ich denke, ich sollte mich wohl langsam auf die Arbeit machen", lächelte er, doch sein Lächeln war qualvoll und müde, so als wolle er eigentlich gar nicht lachen. Vinda starrte ihn jedoch weiterhin besorgt an, doch half ihm schließlich auf die Beine zu kommen. „Ist sicher alles in Ordnung? In letzter Zeit, und ich will wirklich nicht unhöflich sein, wirkst du abwesend und oft in Gedanken", sagte sie vorsichtig. „Nein wirklich, es ist alles gut", entgegnete er ihr wieder, doch in seiner Stimme lag Missmut. „Lass mich nun etwas allein, ich muss nachdenken. Danke Vinda", sprach er nach einigen Minuten der Stille. Vinda nickte mit großem Unbehagen und ließ schließlich von Gellert ab. Dieser eilte zu dem nächstgelegenen Mülleimer und übergab sich in diesem. Krank setzte er sich auf seinen Schreibtischsessel hin und blickte in die weite Berglandschaft. Er fühlte sich allein, einsam, denn er wusste: Niemand, der ihn wirklich verstand war für ihn da. Niemand würde seine Gefühle verstehen und niemand konnte ihm in diesem Moment helfen.

Hogwarts:

Albus Dumbledore saß nachdenklich an seinem Schreibtisch. In seiner Hand hatte er den Blutpakt fest umschlossen. Durch ihn konnte er die Gefühle des anderen spüren. Albus zerbrach es dabei beinahe das Herz, doch er musste stark sein, durfte nicht nachgeben. Vorsichtig schloss er die Augen und hauchte in seine geschlossene Hand. Dadurch offenbarte sich ihm das Bild, eines Raumes, in welchem er nur wenige Stunden zuvor gesessen hatte. Verschwommen nahm er das Bild seines ehemaligen Freundes wahr, welcher gebrechlich auf einem alten Holzstuhl saß. Seine Augen waren müde und glänzten im Schein der Sonne. Seine Hände zitterten und die grauen Haare waren dem Zauberer ins Gesicht gefallen. Dumbledore wünschte sich nichts sehnlicher, als Grindelwald in den Arm zu nehmen und für ihn da zu sein, so wie Gellert es für ihn in der vergangenen Nacht gewesen war, doch so sehr es sich sein Herz auch wünschte, hielt ihn sein Verstand davon ab. Er durfte es nicht, egal wie sehnlichst er es sich auch erwünschte, er konnte seinen Platz nicht vergessen, er konnte den Auftrag des Ministeriums nicht vergessen. So starrte er Grindelwald noch eine Weile an, bis er sich schließlich wieder von ihm abwandte und seine Sicht, zurück in das Büro gelang.

„Bruder, ich muss mit dir sprechen!", brüllte Aberforth am selben Abend durch das Gasthaus, welches mittlerweile geschlossen hatte. Verwundert betrat Albus den Raum. „Wie lange muss es noch dauern, bis du endlich verstehst, dass du ihn nicht retten kannst? Hör auf jemanden nachzutrauern, der es nicht Wert ist", sagte der jüngere der Brüder ernst. Albus blickte ihm schmerzerfüllt in die Augen. „Wenn es nur so einfach wäre; wenn es nur so einfach wäre", murmelte er leise. Wie sehr Aberforth seinen Bruder auch verachtete, fiel es ihm schwer ihn so zu sehen. „Du kannst nichts mehr für ihn tun, er hat seine Seite gewählt und es gibt nichts, was ihn von seinen Zielen abbringen wird", sagte er nun in einem sanfteren Ton, bis er sich zurück zur Theke begab und Albus allein zurückließ, welcher noch lange so da stand und auf einen leeren Punkt im Raum starrte.

934 Wörter 

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 20, 2022 ⏰

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