Kapitel 3

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Dumbledore nahm vorsichtig gegenüber von Grindelwald platz und blickte ihm tief in die Augen. Beide wussten, dass sie sich gegenseitig weder angreifen noch verletzten konnten, doch die Stimmung blieb dennoch angespannt. „Ich habe wohl das Recht zu erfahren, was dich zu mir geleitet hat?", durchbrach Grindelwald nun die Stille und musterte Albus mit interessiertem Blick. „Ich bin gekommen, um mit dir zu reden, es geht um das Ministerium und sowohl dir als auch sind die Hände gebunden". Bei diesem Namen zuckte Grindelwald kurz zusammen, was Albus natürlich nicht entging, dennoch fuhr er mit dem Erzählen fort, doch bemühte sich, das Ministerium nicht mehr anhand des Namens zu nennen: „Sie haben mir den Auftrag gegeben dich zu töten", beide schwiegen kurz. „Ich nehme an, du hast nicht vor mir das Leben zu nehmen und verfolgst eine andere Absicht?", brachte Gellert aus sich heraus. und sein Herz pochte ihm dabei bis zum Hals. „So ist es, uns bleibt auch keine andere Möglichkeit übrig. Nun kennst du den Grund, warum ich dich aufgesucht habe", Albus lehnte sich zurück in den Sessel und wartete auf Grindelwalds Reaktion. „Wir wissen beide, dass wir das nicht können... und ich will es auch gar nicht...", brachte der Zauberer schließlich heraus. „Dir ist doch bewusst, dass ich dich immer noch liebe, nicht wahr?", murmelte Gellert und versuchte dabei den Blickkontakt mit Albus nicht zu brechen. Ein schmunzeln entfuhr dessen Lippen: „Ja das ist mir Bewusst, was die Sache nur noch viel schwieriger macht, und ich selbst kann wohl kaum verleugnen, dass ich dasselbe für dich empfinde".

Grindelwald hasste es, hasste es nicht mehr die absolute Kontrolle in der Situation zu besitzen. Er hasste es, dass Albus nun das Ruder in der Hand hielt, und so stiegen ihn seine Gedanken von vor wenigen Minuten wieder in den Kopf. Solche Gedanken plagten ihn schon seit dem Verlust des Packtes und ihm wurde bewusst, dass der Blutpackt das Einzige war, was ihm wirklich Sicherheit verschaffen hatte. Damals dachte er immer, dass er seine Emotionen, sein Handeln, stets unter einer perfekten Kontrolle hatte, doch nun musste er zugeben, dass dies wohl nie der Fall gewesen war. Er hatte sich die ganzen Jahre selbst angelogen. Er hatte sich selbst Lügenmärchen erzähl, die er geglaubt hatte. Wie ein kleines Kind, das von einem Monster wegrannte, rannte er vor der grausamen Wahrheit davon. Grindelwalds Puls stieg gefährlich an. Eine Welle der Einsamkeit durchströmte ihn, Gellert wurde klar, dass er Albus brauchte, ihn immer noch liebte und ihn nicht gehen lassen wollte. Er wollte nicht, dass sein Unterbewusstsein die Kontrolle übernahm, er wollte seine Maske, der ausnahmslosen Kontrolle nicht fallen lassen. Nicht hier, nicht jetzt.

Albus bemerkte den in Gedanken versunkenen Grindelwald vor sich. Der Zauberer wagte es mit der Zeit ihn vorsichtig zu mustern. Grindelwalds Augen waren geschlossen, seine Hand hatte sich langsam um sein Hemd geschlossen, als versuche er vergeblich etwas festzuhalten. Im Raum war es so still, dass Albus den schweren Atem des anderen wahrnehmen konnte. Doch ein Rascheln eines Umhanges durchbrach nun die Stille und lenkte die Aufmerksamkeit der beiden Zauberer zur Tür.

Ein hagerer Junge mit schwarzen Haaren stand an der Tür und starrte die beiden Zauberer mit großen Augen an. „Credence", lächelte Grindelwald sanft und öffnete langsam die Augen, Albus hörte bei dem Namen erschrocken auf. „Wie kann ich dir weiterhelfen?". „Ich habe das Quinlin", murmelte er und blickte ängstlich zu Grindelwald auf. „Sehr gut, mein Junge, nun geh und ruh dich aus. Die nächsten Wochen werden anstrengend werden", sprach Grindelwald in einem süßlichen Ton, welcher, wie Albus wusste, gar nicht zu ihm passte. „Wer ist das", fragte Credence und deutete dabei auf Albus. „Ein Gast, nichts weiter, ich muss mit ihm ein paar Dinge klären, wenn du uns entschuldigen würdest", erklärte Gellert knapp. „Lügner! Er ist ein Dumbledore, nicht wahr?", brüllte der Junge mit lauter Stimme. Grindelwalds Mimik änderte sich nun innerhalb weniger Sekunden: „Ich dulde es nicht, wenn du mich anschreist, unter keinen Umständen, Credence!". Grindelwald erhob sich bedrohlich und ging langsam auf den Jungen zu. „Du kennst die Regeln und du weißt, wie sehr ich es hasse, wenn du sie missachtest", dabei holte er und verpasste dem Jungen mit Wucht eine Ohrfeige, so dass dieser schmerzerfüllt zu Boden sank. Grindelwald packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich hoch: „Enttäusch mich nicht noch einmal", damit ließ er von Credence ab, welcher zurücktaumelte und in Windeseile den Raum verließ.

Albus schüttelte enttäuscht den Kopf und starrte Gellert schockiert in die Augen: „Ich dachte du magst diesen Jungen. Laut Erzählungen sollst du ihn in Paris mit offenen Armen begrüßt haben". „Ich mag diesen Jungen sehr wohl, doch in letzter Zeit erledigt er seine Aufgaben nicht sauber. Er ist mir nur eine Hilfe, wenn er sich auch anstrengt", sprach Grindelwald kalt. „Du scherst dich einen Dreck um sein Leben, nicht wahr?", fauchte ihn Albus an. „Der Junge ist sowieso schon so gut wie tot.", sprach Gellert gleichgültig und wollte die Diskussion damit beenden. Schenkte sogleich zwei Weingläser ein und reichte eines Albus. Dieser blickte ihn schockiert an: „Was meinst du mit so gut wie tot? Wie kannst du es wagen so etwas zu behaupten?". „Tu nicht so als wüsstest du es nicht. Credence stirbt, Albus, dein ach so toller Bruder hat dir sicher schon davon erzählt", sprach er angewidert: „Der Junge ist ein Obscurus, genau wie deine Schwester es war", atmete er schwer ein und blickte aus dem Fenster. „Es gibt nichts, was ihn noch retten kann, es ist sowieso schon wunderlich genug, dass er noch lebt", beendete Grindelwald die Diskussion und starrte in sein Weinglas, bis er es schließlich anhand eines großen Schluckes lehrte. 

Regen prasselte wie so häufig in letzter Zeit gegen die großen Fensterscheiben des Schlossen und durchbrach die Stille. „Damals, erinnerst du dich, hatte Ariana immer Angst vor Unwettern", begann Albus schließlich. „Sie fürchtete sich vor den lauten Tropfen, welche nach und nach die Gassen füllten und auf die Fensterscheiben trommelten. Sie hatte dich gern, weißt du? Jedes Mal, als sie dich erblickte hat sie sich so gefreut. Du warst der einzige andere Mensch, dem sie neben meinem Bruder und mir vertraut hatte", erzählte Albus weiter und seine Augen füllten sich mit Tränen. „Ich weiß. Diese Worte werden das Geschehene nicht viel besser machen oder gar rechtfertigen, aber vielleicht ist es ein schwacher Trost, dass ihr durch ihren frühzeitigen Tod eine Menge Leid erspart, wurde. Ich mein ja nur, schau dir Credence an", gab Grindelwald von sich. Er stellte sein Weinglas zur Seite, erhob sich und umarmte Albus vorsichtig. „Das weiß ich doch selbst", murmelte dieser nun in seine Umarmung und eine Träne lief in über die Wange, welche Gellerts Herz schwer werden ließ. „Es ist okay". „Nein, das ist es nicht", wimmerte Dumbledore. „Aber es ist wie es ist", erwiderte Gellert matt. „Auch wenn es die Realität nicht viel besser machen wird. Es ist wie es ist". So standen die beiden noch lange da, bis sich der ältere vom jüngeren löste, ihn sanft anlächelte und sich langsam wieder auf die Couch hinsetzte. Der andere gesellte sich müde daneben. „Manchmal bilde ich mir ein ihre Stimme von weiter Ferne noch immer hören zu können", murmelte Dumbledore müde und ließ den Kopf auf die Schulter des anderen fallen. „Sie ist nie wirklich weg, weißt du? Sie wird immer hier drin sein", erwiderte Grindelwald und legte mit Bedacht die Hand direkt auf Dumbledores Herz. Bis dieser sich nach einiger Zeit erhob und sich seinen Mantel überwarf.

„Ich werde nun wohl gehen, lass dir was einfallen. Wir können nicht ewig davor davonlaufen", verabschiedete sich Dumbledore und trat aus der Tür. Grindelwald blickte ihm hinterher und winkte ihm vorsichtig zu, bis der Zauberer schließlich vor seinen Augen disapparierte.

Hogwarts:

Müde saß Dumbledore an seinem Schreibtisch und betrachtete den Blutpackt. Er wusste, wie sehr ihn Grindelwald begehrte und dennoch, musste er ihn hier bei sich behalten. Es war für das größere Wohl, doch wie lange konnte er das Unausweichliche noch verzögern? Sanft fuhr er die Konturen des Metalls nach und starrte auf seine Hand, die eine kleine, kaum sichtbare Narbe aufwies. Unzählige Erinnerungen, welche er diesen einen Sommer, von vor 30 Jahren gesammelt hatte, schossen Albus durch den Kopf. „Ich kann dich nicht töten Grindelwald, aber vielleicht kann ich dich ändern", murmelte er kaum hörbar zu sich selbst. 

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