Kapitel 11: Die Bad Guys

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Laute Geräusche drangen durch die dunklen Flure des Schlosses. Fast schon irritiert sahen dessen Bewohner von ihren Tätigkeiten auf. Egal in welchen Räumlichkeiten sie sich befanden, sie alle schienen es zu hören. So wie es sich anhörte, schien sich jemand in irgendeinem Raum auszutoben. Und das nicht gerade auf die freundliche Art und Weise. Zwischen den dunklen Fluren, deren Wände schwarz gemauert waren und von schwachleuchtenden Fackeln erhellt wurden, stand eine Tür sperrangelweit offen. Jene Tür führte in eine der größten Räumlichkeiten des Gefildes.
Dieses Schloss, welches in einem Raum zwischen den ganzen alternativen Welten liegt, dient nicht nur als Versteck der sogenannten Bad Guys. Viel mehr ist dieser Ort ihre Heimat geworden, nachdem sie aus ihrer verfluchten Welt geholt wurden. Die Gruppe bestehend aus vier Mitgliedern, einem Teilzeitmitglied und ihrem Anführer haben sich diesen Namen gemacht, da sie für Chaos und Unruhe in den vielen einzigartigen Welten sorgen. Die Gegenspieler, die nach dem Leben anderer trachten, eiskalt Unschuldige ermorden und in ihrer Stärke nicht zu unterschätzen sind. Sie alle sind hier versammelt, weil ein einziges Skelett es so wollte.
Und genau jenes randaliert gerade im Trainingsraum seines eigenen Gebäudes.
Wutentbrannt und gleichzeitig auch frustriert flog ein weiterer Dummy gegen die Wand, woraufhin er in seine Einzelteile zersprang. Die schwarze Masse eingezogen, verschwand sie schließlich wieder komplett. Das türkisfarbene Augenleuchten fixierte die Stelle, bevor er mürrisch knurrte.
"So ein verdammter Scheiß..." Abermals entglitten ihm diese Worte. Die Hände in der Jackentasche vergraben erfüllten seine aufgeregten Atemzüge die Stille des Raumes.
Genervt verweilte er noch eine ganze Weile so. Immer wieder kreisten seine Gedanken um das kürzlich Geschehene. Doch viel mehr störte es ihn, dass er erneut versagt hatte. Er stand so kurz davor seinen verdammten Bruder ein für alle mal los werden zu können. Sein Plan war nahezu perfekt gewesen. Und dennoch gelang es ihm nicht! Was musste auch der Creator auftauchen und erneut alles zunichte machen! Alleine dieser Gedanke sorgte genau in diesem Moment dafür, das ein weiterer Dummy mit einem seiner vielen möglichen Angriffe zerstört wurde.
Der bereits zwanzigste seiner Art, der in seine Einzelteile zerlegt wurde. Doch ihn kümmerte es recht wenig. In seinen Augen waren es nur nutzlose Spielzeuge, die man nach belieben demolieren konnte wie man möchte. Gerade jetzt, wo er ohne hin schon angefressen war, tat es ihm noch weniger leid, sie einfach zu vernichten. So wie er es am liebsten auch mit seinen Feinden tun würde. Bloß immer dann wenn er die Chance hatte, ging irgendwas schief.
Ein endloser Kreis, der sich nun schon über mehrere Jahrhunderte fortsetzte.
"Da scheint aber jemand richtig krass schlechte Laune zu haben." Schadenfroh erklangen diese Worte aus dem Türrahmen. "Ey Boss, biste dann langsam fertig mit randalieren?" folgte diese Frage, welche das Monster im nächsten Moment schon beinahe bereute. Aus dem Nichts heraus kam direkt ein Knochenangriff auf ihn zu geflogen, dem er nur knapp ausweichen konnte.
Den Kopf eingezogen, spürte er nur noch den leicht entstandenen Windzug über seinem Schädel, ehe der Knochen hinter ihm in der Wand stecken blieb.
"Schnauze, Killer." knurrte Nightmare lediglich mit einem genervten Unterton.
Beschwichtigend hob der angesprochene die Hände, bevor er in den Raum hinein kam.
Erstaunt über das ganze Chaos, blieb er auf einem gewissen Abstand gegenüber seinem Boss stehen. Deutlich konnte er die negative Aura von diesem spüren, was seine große Klappe leicht eindämmte. "Was willst du hier? Hast du nichts besseres zu tun, als mir jetzt auch noch auf die Nerven zu gehen?" Die Arme vor seinen Brustkorb verschränkt, starrte er sein erstes und auch treustes Mitglied kurzzeitig an, bevor sein Blick zur Seite fiel. Die leeren Augenhöhlen von Killer lagen jedoch ruhig auf ihm. Aus diesen trat eine Art schwarze Substanz heraus, die wie dünne Fäden unterhalb seiner Augenhöhlen nach unten verliefen. Eine Hand vergraben in der fast schon grauen Stickjacke, lag die andere Hand in der Hosentasche, seiner weißen Shorts mit schwarzen Streifen. Passend zu diesem Farbschema, trug er noch ein schwarzes Shirt und Turnschuhe. Das auffälligste an Killer war jedoch seine Seele. Anders als bei anderen Monstern, deren Seele im inneren lag, befand sich seine außerhalb des Körpers. Sie war rot und sah aus wie eine Zielscheibe. "Nun sag schon!" forderte der Wächter des Negativen ihn auf, da er bis eben nur gestarrt, statt geantwortet hatte.
"Ich war neugierig, okay? Du warst fort, und plötzlich zerlegst du unsere Trainingseinheiten. Gabs stress mit deinem nervigen Bruder?" Vielsagend blickte sein Boss ihm in die Augen. Manchmal waren Taten mehr wert, als tausend Worte es jemals sein könnten. Seine Frage war damit beantwortet.
"Ein weiteres Wort darüber, und ich zerlege nicht nur die Dummys." Ein diabolisches Grinsen tat sich in Nightmares Gesicht auf, was Killer nur bedingt einschüchterte. Um seine kleine Unsicherheit zu überspielen grinste er ebenso, bevor er darauf überhaupt etwas erwiderte:
"Wenn du Dampf ablassen willst, dann messe dich mit jemanden der es wert ist, statt diese Dinger da zu zerstören." Spielerisch ließ das Monster ein Messer in seiner Hand erscheinen. Herausfordernd sah er seinen Boss an.
"Ich denke in diesem Zustands solltest du es eher bevorzugen dich nicht mit mir anzulegen, Killer. Ich schätze dein Angebot, jedoch habe ich gerade kein Interesse mehr daran. Auch wenn der Gedanke amüsierend ist, dich statt dieser lächerlichen Dummys zu zerlegen."
"Aw schade." Fast schon enttäusch über die Abfuhr, lies er das Messer verschwinden. Die Arme hinter seinem Schädel verschränk schweifte sein Blick einmal durch den leeren Trainingsraum. "Du scheinst wirklich ziemlich sauer gewesen zu sein. Ich mein..."
"Urgh halt die Schnauze. Egal wie man es angeht, sie finden immer einen Weg. Egal wie und was wir anstellen. Dieses mal wäre es meine Chance gewesen, hätte Ink sich nicht eingemischt!" knurrte Nightmare wütend. Verstehend nickte Killer einmal kurz angebunden.

Das Schicksal des Multiversum'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt