11~ Wahrheit oder Pflicht?

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Endlich war es soweit. Heute fährt Johanna für ein paar Tage mit ihren Freundinnen in den Urlaub. Das heißt wir hatten sturmfrei und das wiederum bedeutet, dass heute eine Party stattfinden wird. Niall, Liam und Zayn waren auf jeden Fall eingeladen und ich freute mich tierisch, sie endlich wieder zu sehen. Vielleicht hatte sich zwischen Zayn und Liam ja mittlerweile etwas getan. Ihre Schüchternheit machte es einem echt nicht einfach. Doch Louis und ich hatten einen Plan. Wir werden sie aus Versehen im Garten aussperren. Mit einem Lagerfeuer machte es einfach eine so romantische Stimmung, dass sie einfach ausgenutzt werden muss.

„Guten Morgen." Louis' tiefe Stimme breitete eine Gänsehaut auf meiner Haut aus. Er schlief immer etwas länger als ich, denn unsere  Schlafrhythmen waren einfach zu unterschiedlich. Während er bis zwölf Uhr friedlich schlafen konnte, wehrte sich mein Körper ab acht Uhr gegen jegliche Art von Schlaf.

„Morgen." flüsterte ich und riss die Vorhänge auf, woraufhin Louis ein leidendes Stöhnen von sich gab.

„Dafür hasse ich dich immer noch."

„Ja ja. Wir wissen beide dass du mich eigentlich liebst." lächelte ich und riss ihm daraufhin die Decke weg. Ich weiß, dass ich anstrengend sein kann aber es war verdammt nochmal dreizehn Uhr. Gut, okay. Wir waren auch bis vier Uhr wach aber der Tag musste schließlich auch ausgenutzt werden.

„Fick dich."

„Ich sag nur 'Angebot'."

„Du machst mich fertig..." Ich lachte, denn das konnte man auch sehr gut anders verstehen.
„Dein pubertierendes Ich ist so versaut, Haz. Weißt du das eigentlich?"

„Ja. Möglich." antwortete ich mit gestellt hoher Stimme und zog an seinen Füßen, um ihn endlich aus dem Bett zu bekommen.

„Harry!" flehte er und krallte sich an die Matratze fest.

„Lou, in drei Stunden kommen die anderen und wir müssen noch alles vorbereiten."

„Ja ja, ist ja gut." Ich ließ Louis' Füße los und ging ins Badezimmer, um mich etwas fertig zu machen. Während ich meine Zähne putzte, betrat auch er das Bad und legte seine Haare zurecht.
„Wollen wir später Pizza bestellen?"

„Mhm." murmelte ich und spuckte die Zahnpasta aus, woraufhin ich mein Gesicht mit Wasser wusch und mir ein T-Shirt überzog.
„Also wir machen wir das mit Liam und Zayn? Einfach im Garten aussperren und sehen was passiert?" Er zuckte mit den Schultern und schnappte sich seine Zahnbürste.

„Klingt doch nach nem guten Plan." Ich ging ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an, um auf YouTube Lieder durchspielen zu lassen. Mit Musik machte alles einfach viel mehr Spaß. Nebenher machte ich etwas Ordnung, was wirklich nicht viel Arbeit war, denn Jay war immer ein sehr ordentlicher Mensch. Louis hatte ihre Merkmale an dieser Stelle wohl nicht geerbt.

„Wie läufts denn jetzt mit Emily?" Augenrollend sah ich zu meinem besten Freund, welcher sich ein Glas Wasser einschenkte und sich zu mir an die Küchenbar setzte.

„Du raffst es nicht oder?"

„Sie scheint ja ganz nett zu sein, so wie du von ihr erzählst." Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an und wartete auf eine Reaktion, dass es nur ein Spaß war.

„Sie ist nett. Aber das war's auch. Sie ist einfach nicht mein Typ, okay?"

„Langweiler."

„Ja, sagt der Richtige. Such dir doch eine Neue oder einen Neuen." Louis lachte laut auf und setzte sich auf das Sofa. Verwirrt über seine Reaktion nahm ich neben ihm platz und schaltete „F.R.I.E.N.D.S" an. Das war so unsere comfort Serie, die wir locker schon vier mal durchgeschaut haben.

Nach zwei Stunden entscheiden wir uns aber endlich dazu, das Haus partyfreundlich zu machen, kauften schnell ein paar Snacks ein und bestellten Pizza. Da wir wussten, welche Pizzen die Jungs mochten, mussten wir nicht auf deren Ankunft warten.
Ich ging noch schnell hoch in Louis' Zimmer, um mir halbwegs anständige Klamotten anzuziehen und entschied mich für eine schlichte Jeans mit einem hellblauen Pullover. Von unten hörte ich laute Stimmen, was auf die Jungs andeutete und sofort bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Ich hatte sie schließlich Wochen nicht gesehen. Also sprintete ich die Treffen hinunter und sofort sprangen wir uns überglücklich in die Arme. So endeten wir in einer kurzen Gruppenumarmung voller Geborgenheit und Freundschaft.

„Lust auf 'Wahrheit oder Pflicht'?" fragte Niall sofort, nachdem wir uns lösten.

„Du bist verrückt danach weißt du das? Ich dachte deine Liebe dazu hätte sich langsam gelegt." sprach ich lächelnd und erinnerte mich an all die Partys mit den Jungs.

„Ich werd's auch mit 90 noch lieben wenn wir alle im Altersheim sind und abends Langeweile haben." Während er das sagte, durchwühlte er das Haus und suchte nach einer leeren Flasche, wobei er auch schnell fündig wurde. Wir entschieden uns dazu, erstmal etwas zu quatschen und die Pizza zu essen, welche wenig später ankam. Es gab schließlich einiges zu erzählen nach einer so langen Zeit.

„Ihr scheint echt gut zusammen zu passen." lachte ich, als Niall von seiner neuen Freundin erzählte.

„Du glaubst nicht, wie ähnlich wir uns sind." Alle in der Runde fingen laut an zu lachen, denn das wussten wir alle mal nach seinen ganzen Geschichten von den beiden.

„Also ich bin ja jetzt für 'Wahrheit oder Pflicht'." sprach Niall, während er sich zielgerichtet auf den Wohnzimmerteppich setzte und die Flasche direkt vor ihm platzierte. Also taten wir es ihm gleich, denn es war ja eigentlich schon immer ganz lustig, also warum nicht? Liam schnappte sich die Flasche und drehte diese, welche nach ein paar Umdrehungen bei Zayn stehen blieb. Was ein Zufall...
Die Röte stieg ihm dabei sofort ins Gesicht und man sah ihm an, dass er innerlich vor Gefühlen explodierte.

„Wahrheit oder Pflicht?" fragte er mit einem leisen Ton, was für Liam wirklich untypisch war.

„Ich denke... Pflicht." Liam setzte ein breites Grinsen auf und trank einen Schluck seines Shots.

„Zeig uns deine Google Suchhistorie." Ohne zu zögern holte er sein Handy aus der Hosentasche und legte dieses in die Mitte. Dabei war jedoch leider nichts interessantes zu finden. Meistens waren es Rezepte oder irgendwelche Musiker. Zayn schnappte sich daraufhin die leere Flasche und brachte sie mit etwas Schwung zum drehen. Gespannt beobachteten wir, wie sie immer langsamer wurde und schlussendlich auf Louis zeigte.

„Wahrheit oder Pflicht?" fragte Zayn an ihn gerichtet. Ich rechnete fest mit Wahrheit, denn normalerweise hatte er immer etwas Respekt vor Zayn's Anforderungen.

„Pflicht." 

„Küss Harry." Oh. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Ich starrte Louis fassungslos an, wie auch er mich. Er ist mein bester Freund und naja... mehr als Kuscheln war bis jetzt einfach nicht drin. Eine normale Freundschaft eben.
„Rückzug gibts nicht."

„Es ist nur ein Kuss. Ist doch nichts dabei. Außerdem seid ihr euch doch eh immer ziemlich nahe." meldete sich nun auch Niall zu Wort, welcher nebenher mein mittlerweile kalt gewordenes letzte Stück Pizza aß.
Nur ein Kuss. Richtig. Es ist nichts dabei. Sowas passiert doch immer wieder zwischen Freunden bei solchen Partys.
Also erhob ich mich und setzte mich in die Mitte des Kreises, wobei es mir Louis gleich tat. Die Musik wurde gefühlt immer leiser und gedämmter. Ich sah nur noch ihn. Ihn und seine Lippen. Scheiße was ist denn in mich gefahren?

„Du musst das nicht machen." flüsterte Louis und ich spürte seinen warmen Atem auf meinen Lippen. So nah waren wir uns also schon. Und ich meine Niall hatte ja Recht, es ist nur ein Kuss. Irgendwie... vielleicht fühlt es sich bei einem Mann anders an?
Langsam näherte ich mich ihm, bis sich unsere Lippen sanft berührten und sich mein Magen plötzlich um 180 Grad drehte. Oh mein Gott. Fuck...
Unsere Lippen bewegten sich langsam und ein nie gekanntes Gefühl der höchsten Seligkeit breitete sich in mir aus. Das hatte ich noch nie zuvor gefühlt...
Dann spürte ich seine Zunge an meiner Lippe. Mit einem Ruck drückte ich ihn von mir weg und sah durch die Runde. Das war zu viel. Das war eindeutig zu viel. Mein Atem wurde immer schneller und ich sah, wie Louis mich mit aufgerissenen und glasigen Augen musterte. Das war nichts unter Freunden.
Ich rannte. Ich rannte einfach, ohne eine Ahnung zu haben, wohin. Das durfte nicht sein. Das war nicht normal. Wieso hatte ich so gefühlt? Wieso war es so komisch... so unbeschreiblich? War es dieses Kribbeln, von welchem Zayn und Liam immer erzählen? War es das? Aber... das konnte doch nicht sein.

Freedom ~ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt