„Harry, kommst du mal?" Ich verdrehte genervt meine Augen, legte mein Handy weg und tappte die Treppen hinab in die Küche, wo meine Mutter an der Theke saß.
„Was denn?" fragte ich ungeduldig.
„Setz dich bitte." Irritiert darüber, wie ernst sie war, nahm ich auf dem Stuhl gegenüber von ihr platz und hob fragend meine Augenbrauen.
„Du weißt ja, dass Robin und ich nun schon ziemlich lange ein Paar sind." Ich nickte und war verwundert über diese Aussage. Natürlich war mir das bewusst. Und ich mochte ihn auch ziemlich gerne, von daher hatte ich nichts gegen die beiden.
„Naja und Brighton ist ganz schön weit weg von Doncaster."„Worauf willst du hinaus?"
„Harry..." Sie nahm meine Hand sanft in ihre und hatte einen Gesichtsausdruck, den ich nicht so ganz definieren konnte. Irgendetwas von Angst konnte ich herauslesen, doch wirklich schlau wurde ich davon nicht.
„Wir werden nach Brighton ziehen."„Brighton? Das ist am anderen Ende von England!" Ich sprang auf und entzog ihr meine Hand.
„Das kannst du nicht machen!" Ich war sauer. Verdammt sauer. Hier war mein Leben. Hier waren meine Freunde. Meine Schule. Louis...„Er hat dort seine Arbeit und wird wirklich gut bezahlt. Dort können wir ein neues Leben anfangen. Ein schöneres Leben."
„Ich hab' hier meine Freunde, Mama! Ich hab' hier Louis! Mein Leben ist hier! Nicht in Brighton!" Sie konnte mir das doch nicht antun.
„Harry, du wirst dort neue Freunde finden und wir werden immer wieder Louis besuchen kommen."
„Ich will keine neue Freunde finden! Nicht in Brighton!" schrie ich sie wütend an und rannte in mein Zimmer, wo ich die Tür laut zuknallte.
Das konnte sie doch nicht machen. Ich hatte hier alles, was mich glücklich macht und das soll ich nun alles hinter mir lassen? Meine Schule. Meine Freunde. Meine Band, 'White Eskimo'.
Wütend schlug ich mein Kissen gegen die Wand und brüllte in dieses hinein. Ich musste meine Wut rauslassen. Wut auf meine Mutter, dass sie mir das wirklich antun wollte. Meine Augen füllten sich mit Tränen, die wie Wasserfälle meine Wange hinab kullerten.
Plötzlich klingelte mein Handy und Louis' Name erschien. Ich wollte jetzt nicht telefonieren und schmiss mein Handy einfach in die andere Ecke des Zimmers. Er war alles, was ich in meinem Leben brauchte. Wie sollte ich denn bitte ohne ihn leben? Das ging doch nicht. Wir machten alles zusammen. Wirklich alles...Schon wieder klingelte mein Handy und als ich es aufhob, sah ich einen Sprung durch den ganzen Display. Na super. Was kommt denn noch? Vielleicht noch ein Meteroiteneinschlag?
Ruckartig zuckte ich zusammen, als ich ein Klopfen hörte. Konnte man auf dieser Welt denn nicht für ein paar Minuten alleine sein?
„Haz?" ertönte auf einmal die Stimme meines besten Freundes. Ich drehte mich um und sofort verschwamm das Bild vor mir wieder.
„Lou..." stotterte ich leise. Mein Kinn zitterte und meine Lunge fühlte sich an, als würde sie sich um hundertachtzig Grad drehen.
„Was ist denn los?" Das gab mir den Rest und ich brach weinend in seinen Armen zusammen. Beruhigend strich er mir über den Rücken, doch es bewirkte genau das Gegenteil von dem, was der Sinn dafür war. Ich wusste, dass ich seine magischen Umarmungen bald nicht mehr haben könnte. Dass Louis bald nicht mehr nur ein Haus weiter wohnen würde. Sondern mehr als vierhundert Kilometer.
„Lou, versprich mir, dass... dass du mich nie... niemals vergessen wirst." stotterte ich und durchnässte dabei sein weißes T-Shirt.
„Wovon redest du, Harry?"
„Wir... wir werden zu Robin ziehen. Nach... nach Brighton." Das klang einfach so unrealistisch und würde mein Leben komplett auf den Kopf stellen. Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht weg von hier.
„Was?" Ich zuckte erneut zusammen und er entriss sich aus meinen Armen.
„Nach Brighton? Das ist doch am Arsch der Welt, Harry..." Ja. Ja, so konnte man es auch sagen.„Wann?"
„Keine Ahnung." nuschelte ich und wollte das ehrlich gesagt auch nicht wissen.
„Aber was wird dann aus uns? Aus Liam, Niall, Zayn und mir? Deine Band?"
„Du muss mir versprechen, dass wir mindestens einmal am Tag in Kontakt treten. Mir egal, wie. Louis... wie soll ich das denn schaffen... ohne dich?"
„Du bekommst das hin. Irgendwie schaffst du das schon und wir werden uns so oft wie möglich besuchen. Wir überstehen das schon. Hoffentlich..." Zum Ende hin wurde er immer leiser und mir schien, dass er das eher sich selbst einreden wollte, als mich damit zu überzeugen.
„Wie bist du überhaupt hier rein gekommen?"
„Bin über dein Fenster rein. Hab' aus dem Balkon gesehen, dass du dein Zimmer fast ausgenommen hast." Da Louis direkt mir gegenüber wohnte, konnte er aus seinem Balkon aus in mein Fenster sehen. Nachts sind wir immer heimlich durch die Fenster geschlichen und das hat auch tatsächlich jedes einzelne Mal geklappt, ohne dabei erwischt zu werden. Nur wird das nun nicht länger möglich sein...
Ich lag den ganzen Tag im Bett und hatte die ganze Tempopackung leer gemacht. Meine Mutter konnte mir das doch nicht antun. Ja, wir hatten nicht das größte Haus und ja, wir kamen immer nur knapp über die Runden. Trotzdem war ich hier glücklich, denn ich hatte hier alles, was ich brauchte. Louis war einfach wie ein Bruder für mich.
„Schatz?" hörte ich die Stimme meiner Mutter.
„Nein." sagte ich monoton und vergrub meinen Kopf wieder in meinem Kissen.
„Ich will nur mit dir reden. Mach bitte die Tür auf."
„Geh weg, Mama!" Es trat Stille ein und ich hoffte, sie würde endlich gehen, doch ich hörte keine Schritte.
„Hör zu. Ich weiß, dass das nicht leicht für dich ist und glaub mir, das ist es auch für mich nicht." Ich merkte, wie sie sich setzte und sie vermutlich nachdachte, was sie sagen sollte.
„Ich will hier auch nicht weg, Harry... aber wir können uns dort ein besseres Leben aufbauen. Ein schöneres Leben.
Weißt du, Robin hat dort ein Haus und das Zimmer für dich steht auch schon bereit. Du wirst dann auch endlich deine Stiefschwester kennenlernen. Das wolltest du doch früher immer, weißt du noch? Gemma." Ja, ich wollte sie kennenlernen. Ich hatte immer wieder mit ihr über FaceTime telefoniert, da Robin immer nur alleine zu Besuch kam. Aber unter diesen Umständen wollte ich sie nicht das erste Mal sehen. Ich würde lieber darauf verzichten, als, dass ich dann meinen Besten Freund hier lassen müsste.
„Es tut mir leid, dass du da durch musst. Und ich verspreche dir, dass ich dich über die Ferien immer hier her fahren werde, damit du die Ferien mit Louis verbringen kannst. Ich weiß, wie wichtig er dir ist." Ich hörte, wie sie sich erhob und ihre Schritte immer leiser wurden.
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Freedom ~ Larry Stylinson
FanficEine kurze Geschichte! Harry und Louis sind beste Freunde. Das waren sie schon seit sie denken konnten und man meinte, sie niemals trennen zu können. Sie gaben sich ein lebenslanges Versprechen. Wird dieses aber wirklich für immer halten? Für Harry...