Kapitel 1

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Langsam nervt es hier, was wollen alle von mir. Niemand mag mich, nichtmal meine Familie.
Ich weiß garnicht ob ich es so nennen kann.
„Familie" das hört sich so falsch an.
Was bringt es denn, diese Familie?
Hasst mich doch eh nur. Alle hassen mich.
Wofür lebe ich eigentlich? Was ist der Sinn in meinem leben? Ich sehe keinen. Was soll es denn bringen zu lieben, zu Heiraten, Kinder zu bekommen und eine Familie so zu gründen.
Familie bringt mir nix.

Diese Gedanken gehen mir jeden Tag durch den Kopf. Während ich in der Schule bin, wenn ich draußen bin oder zuhause in meinem Bett.
Also wenn man das zuhause nennen kann. Ein Kinderheim. Naja ist besser als bei meiner Familie, die ich nicht Familie nennen kann. Ich habe nur eine Freundin. Aber keine ahnung was ich mit der anfangen soll.
Sie war zwar immer für mich da und so, aber sie hat genug andere Freunde. Im gegensatz zu mir.
Ich habe nur sie. Ich brauche auch nicht mehr. Wenn ich ehrlich bin brauche ich nichtmal sie.
Egal jetzt ist Mathe Unterricht! Ich brauch die guten Noten damit ich weiter komme.

Wie immer sitze ich ganz hinten alleine. Weil meine Freundin, die ich nicht brauche, bei ihren anderen Freunden sitzt. „James, James, James aufwachen" kommt es von vorne. Mein Lehrer ruft nach mir.
Kannst du mir die Aufgabe an der Tafel lösen?
Natürlich konnte ich das nicht aber ich muss ja vorgehen.
Eine lange Rechenaufgabe, Mir wird übel vor dem was vor mir liegt.
Ich kann nix davon!
Wie soll ich das lösen wenn ich nicht aufgepasst habe.
Ich bin in meinen Gedanken gewesen.
Ich stehe glaube ich seit einer halben Minute hier vorne und tue nichts.
„James soll ich jemand anderen dran nehmen?" fragt mein Lehrer hinter mir. Als ich mich mich umdrehe sehe ich mal wirklich wie klein mein Mathelehrer war.
Er ging mir nur bis zur Brust. Seine schwarzen Haare, die runde Brille und die Mandelförmigen Augen lassen ihn aussehen wie ein Koreaner.
Mein koreanischer kleiner Mathe Lehrer. Er lächelte immer und war immer gut drauf. Aber er blickt einen immer mit diesen strengen Blick in die Augen.
Das macht mir irgendwie Angst.
Er beobachtet immer alles genau.
Ich gehe wieder zu meinem Platz und spüre den strengen Blick hinter mir.
Der der mich beobachtet auf Schritt und Tritt, der der alles kontrolliert was ich tue. Dass ich ja nichts falsch mache.
Ich weiß er mag meine Haare nicht.
Denn sie waren genauso zersaust und dunkelbraun wie die meines Vaters.
Er hasst meinen Vater.
Also muss ich seiner meinung nach genauso schlimm sein. Mir läuft mal wieder ein schauer über den Rücken wärend ich nach hintenlaufe.
Alle blicke auf mich gerichtet, gelächter in der linken Reihe und 21 Augenpaare sehen zu mir. Die blicke verfolgen mich bis zu meinen Platz.
Ich setze mich hin und blicke nach vorne.
Diesmal muss ich ja aufpassen damit nicht mehr sowas peinliches passiert.
Doch was ist das?
Aus dem Mund meines Lehrers läuft schwarze Flüssigkeit und seine Pupillen werden riesig.
Wie sabber aber in schwarz.
Es läuft langsam sein Kinn runter und er zittert. Seine Augen richten sich auf mich.
Sein Mund geht auf.
Ich höre nur noch die Worte „stirb du Mörder!" bevor ich Ohnmächtig werde.
Alles ist schwarz vor meinen Augen.

Stille.
Wie ein Traum.
Es war bestimmt nur ein Traum.
Nur ein Traum.
Es kann nichts anderes sein.
Das war nicht real!
Das kann nicht sein!
Warum sollte das passieren und wieso nennt er mich ein Mörder?
Wieso sollte ich sterben?
Ich hatte nichts getan?
Mein Kopf tut so weh.
Wo bin ich?
Ach im Krankenzimmer aber warum?
Ich bin noch nie Ohnmächtig geworden.
Niemand ist hier ich bin allein im Krankenzimmer.
Ein paar Lichtstrahlen scheinen durch die Vorhänge am Fenster, sonst ist mein Zimmer komplett dunkel.
Meine braunen Haare hängen mir ins Gesicht und meine Stirn ist immernoch voller kalter schweiß.
Soviele fragen schwirren durch meinen Kopf. Was ist mit dem Lehrer passiert, geht es ihm gut? Warum bin ich ein Mörder? Diese schwarze Flüssigkeit die aus seinem Mund gelaufen ist, wie er gezittert und geschrien hat. Die Pupillen die so riesig geworden sind. Dann der schrei das ich ein Mörder bin.
Ich verstehe es einfach nicht.
Hat mein Vater was damit zu tun oder hat er mich einfach nur verwechselt?

Jemand kommt in mein Zimmer. Mein Blick schweift von der weißen kahlen Wand zu der Person die mittlerweile vor meinem Bett steht.
Ein Mädchen ungefähr 1.65m groß und mit kurzen schwarzen Haaren die bis zum Kinn gingen.
Ihre grünen Augen starren mich an. Erst jetzt erkenne ich sie. Es ist meine Freundin die ich nicht brauche. Es ist Zoe. Sie lächelt „Was machst du nur für eine scheiße, warum bist du Ohnmächtig geworden? Ich hatte total Angst um dich!"
Bevor ich es zurückhalten kann bringt sie mich mal wieder zum lächeln. Wie immer. Obwohl ich sie nicht brauche.
„Ich weiß es nicht?"
„Mhm"
„Woher soll ich wissen warum ich Ohnmächtig geworden bin?"
„Sowas weiß man einfach!"
Mal wieder peinliche Stille, wie immer nach einem kurzen Gespräch von uns. Meistens lächeln wir uns nur an. Das ist wie eine Unterhaltung aber die nur wir beide verstehen.
Obwohl ich auch oft nicht weiß was sie mir Mitteilen will.
Ich weiß auch nicht wieso sie mich mag, jeder andere Person hasst mich doch, sogar meine Familie die eigentlich keine Familie ist.
Warum kann ich nicht so perfekt sein wie jeder es will.
Warum bin ich so wie ich bin und nicht perfekt.
Ich will perfekt sein!
Zoe schaut mich immernoch an, obwohl ich wieder in Gedanken versunken, die kahle weiße Wand anstarre.
Sie setzt sich neben mich und wartet. Ich glaube sie wartet bis ich erzähle das ich weiß was passiert ist und wieso das alles. Das problem, ich weiß es nicht.
Also bleibe ich einfach weiter sitze und starre in Gedanken die weiße Kahle Wand an. Nach ein paar Minuten gibt Zoe auf, sie steht auf und geht winkend aber auch mit traurigem Gesicht aus dem Zimmer.
Ich glaube ich sollte mich schlafen legen und mich ausruhen bis wieder jemand kommt.
Wieder das schreien, die schwarze Flüssigkeit aus dem Mund und die großen Pupillen.
Das zittern und der schrei das ich ein Mörder bin. Warum hat er das gesagt. Es beschäftigt mich die ganze Zeit.

Wie ich ins Krankenzimmer gekommen bin ist klar. Ich wurde bestimmt dort hingebracht als ich Ohnmächtig war.
Langsam sollte ich wieder aufstehen.
Ich mache meine Augen auf und schaue mich zum ersten mal richtig in meinem Zimmer um.
Die dunkelblauen Vorhänge sind komplett zugezogen, nichtmal die Lichtstrahlen von vorher dringen durch. Als wäre es dunkel geworden. Links neben mir ist der Schrank.
Er ist offen aber es liegt nur mein Schulranzen drinnen. An der weißen kahlen Wand hängt ein großes Bild. Direkt so das man vom Bett aus drauf schauen kann. Es ist total bunt und voller Farbkleckse. Ich weiß ich werde wieder in meinen Gedanken dieses Bild anstarren, oder die weiße Wand wie vorher.
Eine Uhr fehlt in dem Zimmer ich hab keine ahnung wieviel Uhr es ist.
Ich habe aber mein Handy im Schulranzen. Ich drehe mich zur Seite und stehe auf.
Keine neuen Nachrichten aber es ist 20:03Uhr abends.
Solang hab ich geschlafen?
Die Tür ist offen. Ich glaube ich sollte Nachhause gehen, in das zuhause was nicht wirklich mein zuhause ist.
Eine stunde später sitze ich in meinem Zimmer. Wie immer die Vorhänge zugezogen und die Tür zugesperrt.
Kein Licht an und alleine in meinem Bett.
Ich starrte in die dunkelheit.
Wie immer in meinen Gedanken versunken. Meine Augen tun schon weh weil ich solange wach bin.
Aber wie soll ich jetzt einfach so schlafen gehen. Ich kann nicht einschlafen. Ich will nicht nochmal das mit meinem Lehrer träumen.
Ich kann es einfach nicht mehr.
Ich hab Angst.
Was soll ich tun?
Wieso hat niemand etwas dazu gesagt das er mich tot sehen will?
Ich glaube ich sollte wirklich einfach schlafen gehen.
Schreie, zittern, die Augen und die schwarze Flüssigkeit. Ich wusste das ich wieder davon Träume...

Die Prüfung vor der HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt