IT-Greg

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Um mich am nächsten Morgen besser zu fühlen zog ich mein Freund-ist-weg-er-wird-schon-sehen-was-er-davon-hat Outfit an. Es bestand aus einem schwarzen Minirock, einem schwarzen T-Shirt mit aufgenähtem Blumenmuster an der einen Schulter, einer schwarzen Netzstrumphose, schwarzen Pradas - diesmal mit Plateau Absätzen und einer stolzen Höhe von 15cm und einer schwarzen Sonnenbrille von Ray Bean. Es war meine Art auszudrücken, dass ich neu geboren war.
Marta begrüßte mich kurz angebunden, sie war beschäftigt, außerdem kannte sie mein ich-fühl-mich-einfach-genial-und-seh-super-aus Outfit schon.
Ich sah Alex beim Hereingehen, er wartete scheinbar schon auf mich.
Ich nickte ihm kurz zu und ging dann auf meinen Arbeitsplatz, ein Glück, dass ich die Sonnenbrille aufgezogen hatte.
"Elly, hör zu -", fing er an. "Alex, hören Sie zu.", sagte ich und nahm dann doch meine Sonnenbrille ab, Tonnen von Make up verdeckten sowieso meine Augenringe.
"Sie sind mein Chef, schon klar, aber wenn Sie irgendwas von mir wollen, dass nichts mit unserer Arbeit zu tun hat, klage ich Sie wegen sexueller Belästigung an und egal, wie viele 10.000.$ Anwälte Sie auch anheuern, die Presse wird sich das Maul über Sie zerreißen und Sie werden Ihren guten Ruf los sein. Also, wollen Sie irgendetwas zu mir sagen?"
Er schwieg, sah mich lange traurig an und ging: "Einen schönen Tag noch, Ms. Elizabeth."
"Ich heiße Sayth mit Nachnamen!", rief ich ihm hinterher.
Dann machte ich mich selbstgefällig wieder an die Arbeit.Endlich konnte ich mal einen Tag in Ruhe durcharbeiten. Das dachte ich zumindest, bis ich Marta sah, die vermutlich wieder irgendetwas von mir wollte. Ich sollte aber freundlicher zu ihr sein...
"Hey Marta, wie geht's so?", fragte ich freundlich.
"Na, wieder dein Freund-Ist-Weg Outfit an?" Sie kannte mich wirklich gut.
"Tja, die einen kommen, die anderen gehen...", gab ich mich cool.
Ich glaube, sie nahm es mir nicht ab, aber sie sagte nichts.
"Hat dein Outfit irgendetwas mit der Eiszapfenstimmung zwischen dir und Alex zu tun?"
"Wen meinst du? Ach ja... Mr. Arschloch! Nein, mit dem Mistkerl hat es nichts zu tun, wieso fragst du?"
"Ach nur so, hör zu, kannst du diese Papiere in die IT-Abteilung bringen?"
"Klar, warum nicht? IT sagst du? Hm... da ist doch IT-Greg oder?", ich rümpfte meine Nase. "Na ja, wenn der mich anbaggert, kriegt der halt eine in die Fresse. Okay, ich mach's..."
Ich nahm Marta die Papiere aus der Hand und hastete zum Aufzug, der sich gerade schloss.
"Wartet!", rief ich und stellte meinen Fuß in die Tür, sie ging auf und ich hastete herein, wäre aber am liebsten gleich wieder heraus gerannt. Dort stand Mr. Supercool.
"Super!", murmelte ich. Er und ich versuchten gleichzeitig die 8 zu drücken. Ich zuckte zurück als hätte ich mich verbrannt, doch seine Hand streifte trotzdem meine.
Super! Er schwieg, ich spürte seinen Atem an meinem Nacken und versteifte mich unwillkürlich.
"Elly...", murmelte er.
"Was gibt es, Mr. Foster?", fragte ich so reserviert wie möglich.
"Elly, ich - hör zu - es -" Er stockte mehrmals.
"Tut mir wirklich leid, Mr. Foster, aber ich habe jetzt zu tun!", antwortete ich neutral und ging aus dem Aufzug in die IT-Branche. Es wahr hier voll mit Freaks und Machos. Das sollte kein Vorurteil, aber es stimmte. Greg war ein totaler Macho. Ich spürte, dass Alex hinter mir lief.
"Hey, Lizzy!", begrüßte er mich freudig.
"Hallo Greg!", sagte ich zuckersüß.
"Na Süße, was führt dich hierher?"
"Ich soll Papiere abgeben..."
Er zog mich näher an sich heran. 'Ruhig Blut, Elly!', sagte ich zu mir. Alex stand anscheinend immer noch hinter mir.
"Ich hab dich vermisst!", raunte er und versuchte mir an meinen Hintern zu fassen.
"Hey!", sagte ich scharf und verdrehte ihm die Hand, mit der er es versucht hatte.
"Such dir ein anderes Püppchen!" Meine Stimme zerschnitt die Luft, wie eine Rasierklinge Butter.
Ich schüttelte schnaubend den Kopf und ging weiter.
"Du bist ja eine richtige Katze! Miaouuuuuuu... !", rief mir Greg hinterher.
Ich zeigte ihm, ohne mich umzudrehen meinen Mittelfinger.
Dann hörte ich einen dumpfen Schlag und ein gedämpftes "Auah!"
Ich drehte mich um und sah Greg am Boden liegen, sein Auge fing an blau zu werden. Neben ihm stand mit einer selbstzufriedenen Alex, der gleichzeitig schmerzverzerrt seine Faust rieb.
"Niemand aus meiner Abteilung wird so behandelt, hast du das verstanden?!", fragte er Greg.
Der stöhnte zustimmend.
"Was genau ist bei dir falsch im Kopf?!", schrie ich Alex an, während ich hastig zu Greg eilte.
"Hat jemand einen Eisbeutel?", fragte ich. Irgendjemand reichte mir in ein Tuch gewickelt ein paar Eiswürfel. Wie gut diese IT-Leute ausgestattet waren...
"Wie konntest du nur?", schrie Alex weiter an. Ich drückte dem überraschten Greg den Eisbeutel in die Hand und ging weg. Einfach weg, ohne nach vorne zu schauen. Ich drückte Eric den Packen Papiere in die Hand und ging dann weg.
"Du bist doch echt krank!", sagte ich im Vorbeigehen noch zu Alex.
Dann ging ich.
Ich hatte so was von die Nase voll von diesem sexistischen Schwein! Oh dieser Macho!

Mein Chef Mr. Know-it-allWo Geschichten leben. Entdecke jetzt