Cilia

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Abends landete ich wieder in einer Bar. Nicht in einer Bar. In der Bar! Ich landete im Prills Pilly Pub. Er war praktischerweise direkt unter meinem Apartment, so dass ich nur eine Treppe runtergehen und mich hinsetzten musste.
Diesmal kamen Danny und Cecilia vorbei. Wir kannten uns schon seit der Schule. Wir waren die berüchtigten "Drei". Cecilia war inzwischen eine berühmte Journalistin geworden und reiste rund um die Welt. Ich sah sie deshalb nicht oft, was ich sehr schade fand. Was wir nicht schon alles zu dritt erlebt hatten. Zuletzt war sie in Südafrika gewesen, um eine Safari zu moderieren. Immer wenn sie in der Nähe von NY war, kam sie einfach in den P-Pub. Sie wusste, dass ich fast jeden Abend hier verbrachte. Ich liebte das dunkle Leder von den Sitzen. Es war hier nie voll, was für uns nicht schlecht war, unsere Lieblingsecke war immer leer. Bei den wenigen Gästen, die hier waren, hatte sich herumgesprochen, dassdiese Ecke uns war. Die Letzten, die sich versehentlich dort niedergesetzt hatten, hatte Sean, der Barkeeper freundlich gebeten, sich wegzusetzen, obwohl wir uns auch wo anders hingesetzt hätten.
Als ich heute runterkam, saß eine zierliche Person auf unserem Stammplatz. Ich erkannte sie sofort, an den dunklen Rastalocken und der Cappuccino farbigen Haut, die ich schon so oft beneidet hatte.
"CILIA!", kreischte ich durch die ganze Bar.
"ELLY!", schrie sie zurück. Sie war wirklich genauso durchgeknallt wie ich! "Süße, du wirst ja immer hübscher!" Sie umarmte mich herzlich.
"Du auch! Es ist sooo schön, dich zu sehen!"
"Na, meine Lieben! Wo habt ihr denn Dan gelassen?", fragte Sean uns schmunzelnd. "Wie geht's dir, Cilia?"
"Sehr gut, danke Sean! Der Laden läuft?"
"Wie immer... Lasst mich raten, zwei Tequilas für euch und einen Apple Tinie für Dan, wenn er noch kommt?", fragte Sean zwinkernd. Manche Dinge änderten sich eben nie... Ich lächelte beim Gedanken.
"Tja, manche Dinge ändern sich eben nie!", antwortete Cilia und wir lachten.
"Hey, Cilia!", rief Dan, der gerade durch die Tür kam.
"DAN! Oh mein Gott, habe ich dich vermisst!", schrie sie und umarmte ihn stürmisch.
"Cilia, ich habe dich auch vermisst, aber, Psst! Was sollen die Leute von uns denken?", löste er sich von ihr.
"Hey, Dan, du Memme!", begrüßte ich ihn. Er ignorierte meine Worte.
"Einen Apple Tinie bitte!", rief er Sean zu. "Schon bestellt.", sagte ich grinsend.
"Also Dan, schon jemanden Neuen im Blick?", fragte Cilia ihn.
"Wow, ich bin gerade mal fünf Minuten hier und schon durchlöcherst du mich mit Fragen?"
"Ja! Und?"
"Na ja, also, Ellys neuer Chef wäre was für mich..."
Ich boxte ihm in die Seite: "Der ist nicht schwul!"
Cilia war sofort interessiert. "Ach ja? Dein zukünftiger?"
"Nein!", antwortete ich etwas zu schnell.
"Süße, mach mir nichts vor! Ich kenne dich schon zu lange!"
"Er ist ein Arsch! Ein Polospielender, reicher Arsch!"
"Uh, Polo...", sagte Dan träumerisch.
"Dan, er ist nicht schwul! Schlag es dir einfach aus dem Kopf!"
"Babe, das kann man noch ändern!"
Ich schüttelte nur meinen Kopf. "Cilia, sag auch mal was!"
"Dan, sorry, aber der ist schon für Elly reserviert..."
Ich stöhnte: "Leute, ich bin hier! Elly ist hier und möchte rein gar nichts mit Alex anfangen!"
"Süße, es ist nicht gesund, von sich selbst in der dritten Person zu reden! Der Typ bedeutet dir wirklich etwas, oder?"
"Was an Ich-Will-Nichts-Von-Ihm hast du nicht verstanden?!"
"Okay, vergiss es! Ich wollte eigentlich morgen mit auf deine Arbeit kommen... Ich brauch ne gute Marketing-Firma. Und da Foster Agentings heute ganz gut auf dem Markt sind, komme ich zu dir..."
Ich betrachtete sie argwöhnisch. "Seit wann musst du dich selbst um Marketing kümmern? Du kriegst doch sonst immer alles hinterher geschmissen!" Dann machte es Klick. "Du willst doch nicht etwa meinen Chef kennen lernen?"
Ich sah ihr an, dass ich voll ins Schwarze getroffen hatte.
"Cill, du kannst mir nichts vormachen!", wiederholte ich ihre Worte.
"Elly, du kannst mir nicht verbieten zu Foster Agentings zu gehen!", sagte sie.
"Das - du -" ich brach ab. "Ich hoffe für dich, dass du morgen nicht auftauchst!"
Sie lächelte kryptisch. "Das werden wir noch sehen..."
Am nächsten Morgen schritt ich bestens gelaunt, 5 Minuten zu spät über die Türschwelle zu meinem Büro. Cilia hatte mir um drei Uhr morgens noch hoch und heilig versprochen, nicht ins Büro zu kommen. Allerdings wusste ich nicht, ob ich auf ihr Wort zählen konnte.
Und tatsächlich hörte ich ihre Stimme hinter mir. Grrr!
"Elly, Schätzchen! Wie schön dich hier zu sehen! Ich wusste gar nicht, dass du heute arbeitest!"
Ich drehte mich um und sah sie und Alex hinter mir. Er wirkte überrascht, dass ich sie kannte.
"Cilia! Ach wirklich, hab ich das gestern Abend nicht erwähnt?" Ich zog meine Augenbrauen hoch.
"Sie kennen sich?", fragte Alex.
"Aber sicher! Elly und ich waren zusammen in einer Klasseund haben zusammen studiert...", sagte Cilia lächelnd. Konnte sie sich dieses ewige Dauergrinsen nicht aus dem Gesicht wischen?
"Das ist ja... schön...", sagte Alex. Sie hatte ihn definitiv überrumpelt.
"Könnten wir jetzt eventuell die restlichen Punkte des Vertrages klären?", fragte er sie.
Ich schmunzelte, Cilia hatte kein bisschen Ahnung von Geschäftsverträgen und Bedingungen.
"Oh, schicken Sie den doch einfach meinen Anwälten. Und, vielleicht könnten wir die restlichen Punkte bei einem besinnlichen Essen heute Abend im Prills Pilly Pubbesprechen?
Ich gebe Ihnen gerne die Adresse, dort gibt es vorzüglichen Hummer..."
"Natürlich.", sagte er verbindlich. Vorzüglichen Hummer, das ich nicht lachte... Ich konnte mich nicht erinnern, wann Cilia dort je mal Hummer gegessen hatte.
Ich ahnte was jetzt kommen würde. Und tatsächlich: "Elly-Süße, würdest du auch kommen?", fragte sie mich. Ich lächelte süß. "Oh, eigentlich -" Ich bekam gleichzeitig einen warnenden Blick von Alex und von Cilia. Cilia wollte, dass ich mich mit Alex traf und was ihn anging... Er wollte einer so bedeutenden Geschäftspartnerin wie Cilia nicht vor den Kopf stoßen oder sie sogar verlieren. Ich biss meine Zähne zusammen. Um ehrlich zu sein hatte ich mehr Angst vor Cilias Reaktion, als vor Alex.
"Klar, ich komme gerne mit!", sagte ich zynisch.
"So ist brav!", murmelte Cill. Ich warf ihr einen strafenden Blick zu.
"Oh, wir werden sooo viel Spaß haben!", sagte sie begeistert. "Wir werden all die lustigen Geschichten von früher erzählen!"
Toll! "Na super!", freute ich mich unecht. Ein Abend mit Cilia und Alex, konnte es noch schlimmer werden?

Mein Chef Mr. Know-it-allWo Geschichten leben. Entdecke jetzt