Kapitel 3

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Harry saß vor mir im Schneidersitz und sah mich an. Ich konnte seine Blicke auf meiner Haut brennen spüren, so sehr starrte er.

,,Ich weiß, dass wir zusammen sind, aber dieses Gestarre macht mich wahnsinnig, hör auf damit", forderte ich ihn auf, ohne die Augen zu öffnen.

,,Ich starre überhaupt nicht." So wie er es sagt, konnte ich das Schmollen auf seinen Lippen sogar vor meinem inneren Auge ausmachen.

,,Tust du wohl. Das spüre ich genau und ich werde in den nächsten zwei Minuten nichts vollbringen, was besonders großartig wäre, also hör endlich auf mich so anzugucken", forderte ich ihn auf, während ich zwanghaft versuchte, mich wieder auf meine Energie zu konzentrieren.

,,Du könntest es genauso gut versuchen wie ich", sagte ich, als er den Blick immer noch nicht von mir abgewandt hatte und begegnete seinen grünen Augen.

Auf einmal wurde er ein wenig kleinlaut. ,,Lieber nicht. Das letzte Mal, als ich sowas versucht habe, wurde unsere Lichtung geschrottet", meinte er und senkte den Kopf. Er sah ein bisschen aus, wie ein getretener Hund. Sofort tat er mir leid.

Ich rutschte ein Stück näher an ihn heran und legte meinen Arm um seine Schulter. ,,Das war nicht deine Absicht und jetzt versuchst du ja auch nicht, etwas zu zerstören oder deine Energien aus dem Gleichgewicht zu bringen."

,,Trotzdem habe ich es verursacht", widersprach Harry.

,,Du hast es verursacht, aber es war nicht deine Schuld. Nur weil man etwas getan hat, muss man noch lange nicht die Schuld bei sich suchen. Du kannst rein gar nichts dafür, dass deine Energien außer Kontrolle geraten sind und du hast seitdem jeden Tag dafür trainiert, dass es nicht wieder vorkommt. Niemand macht dich für irgendwas verantwortlich."

,,Ich mache mich verantwortlich", gab er kleinlaut zu. Seine Stimme zitterte verdächtig, was mir verriet, dass er kurz davor war, zu weinen. Ich wünschte, ich könnte es ihm leichter machen, ihm die Schuld abnehmen, obwohl ja nicht mal wirklich was passiert war.

,,Du bist der einzige, der das tut", versicherte ich und strich ihm beruhigend über die Schulter. ,,Alles ist in Ordnung, niemand ist ernsthaft verletzt und dir geht es auch wieder gut. Da ist nichts, wofür du dir ansatzweise die Schuld geben müsstest."

Harry sagte nichts mehr, auch wenn ich wusste, dass seine Zweifel noch lange nicht weg waren. Es würde ihn Zeit kosten zu heilen und sich selbst und seinen Fähigkeiten wieder zu vertrauen, aber ich war durchaus gewillt, die ganze Zeit an seiner Seite zu verbringen.

Einige Minuten blieben wir so sitzen, dann zog Harry geräuschvoll die Nase hoch und meinte, dass ich es noch einmal versuchen solle, also setzte ich mich wieder gescheit hin und legte meine Hände auf meine Knie.

Es dauerte nur einen Wimpernschlag, dann hatte ich mein Bewusstsein in mein Inneres verlagert und konnte meine Energien deutlich spüren. Das Feuer, das unter meiner Haut pulsierte und die Erde, die ruhig darunter lag. Alles, wie immer. Wie sollte ich es bitte hinbekommen, sie zu Zerstörung oder Erschaffung zu bewegen?

Grübelnd saß ich da und fühlte einfach meine Energie. Sie war mir so vertraut jedes Pulsieren und Präsenz war mir so bekannt geworden in den letzten Jahren, dass ich es kaum fassen konnte, dass ich zuvor nichts bemerkt hatte.

Ein wenig spielte ich mit meinen Energien, ließ sie in ihrer ursprünglichen Form aus meinen Händen oder dem Boden in einiger Entfernung schießen oder führte sie in Form von Energiefäden aus meinem Körper. Alles, was ich jetzt schon lange übte, was mir in Fleisch und Blut übergegangen war, aber kein Zeichen von Zerstörung oder Erschaffung.

Seufzend öffnete ich meine Augen wieder, eine kleine Figur aus Erde immer noch in meiner Hand. Vorsichtig stellte ich sie auf dem Boden vor mir ab.

Harry hatte damals für Zerstörung gesorgt, indem seine Elemente sich gegenseitig bekämpft hatten, aber das konnte unmöglich die einzige Methode sein, wie man sowas hervorbringen konnte.

Eine Vereinigung der Elemente | eine One Direction Fanfiction IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt