4 | alles wegen sport

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Ich nehme ein helles, grelles Licht durch meine Augendecke wahr. Es sticht unangenehm und erschwert mir das Öffnen meiner Augen. Mit jedem Blinzeln wird es einfacher, sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Währenddessen sammeln sich Tränen in meinem Augenwinkel an und ermöglichen mir nur eine verschwommene Sicht. Bevor ich richtig realisieren kann, was eigentlich los ist, fasse ich mir stöhnend an den Kopf. Der Kater einer erfolgreichen Partynacht ist nichts gegen den Schmerz, der sich jetzt gerade durch meinen Schädel zieht und dafür sorgt, dass ich meine Augen wieder zukneife.

»Ey Bree? Bist du da?«, eine dunkle sanfte Männerstimme dringt an mein Ohr. In diesem Moment wird mir bewusst, dass das nicht etwa ein Traum oder ein Paralleluniversum ist, sondern ich mich in der realen Welt befinde.

Ich versuche den Schmerz zu verdrängen und öffne meine Augen schließlich ganz, was mit Mühe funktioniert. Das Licht stellt sich als Lichtquelle der Röhrenlampe an der Decke heraus. Mit immer noch pochendem Kopf, richte ich mich langsam auf und sehe Quin, der meinen Rücken mit seinem Arm unterstützt, als habe er Angst, dass ich sofort wieder zurückkippe.
Ein weiterer Junge, der neben Quin hockt, hält mir ein Kühlpack entgegen, was ich dankend annehme.

»Mein Kopf tut echt weh.«
Quin schmunzelt erleichtert und blickt dann zu einem rosa haarigen Mädchen, das nur wenige Meter neben uns steht. Ihre Arme sind ineinander verschränkt und sie wirkt, als sei diese Situation gerade lästig für sie und als habe sie kein Mitleid für mich übrig.
Die anderen Menschen im Raum blende ich so gut aus wie es nur geht, weil es mir absolut peinlich ist, dass ich auf dem Boden liege und mich wahrscheinlich alle ansehen, als sei ich das einzig interessante im Raum.

»Jemand ist gerade Ms Weynand bescheid sagen, aber ich dachte ich gehe trotzdem los und hole dir schon mal was zum Kühlen. Du hast ja stark was abbekommen«, sagt der Junge neben Quin und lächelt mich freundlich an. »Ist es denn schon was besser?«

»Das Kühlen ist gut ja, danke.«

»Dann ist das ja geklärt. Wir spielen weiter, Leute!«, das Mädchen mit den Lazy Town Haaren -in längerer Variante- klatscht laut in die Hände und dreht sich zu dem Rest der Leute um.

Erst jetzt wird mir erst richtig bewusst, dass ich mich ja in der Sporthalle befinde, wir gerade eine Sportstunde haben und die Halle in zwei Seiten, eine für Volleyball und eine für das Basketball Team geteilt wurde. Unsere Sportlehrerin hat kurz um Verzeihung gebeten und ist für eine "wichtige Angelegenheit" mit dem Coach verschwunden, während wir weiter spielen sollten. Und dann ist auch schon der Ball auf mich zugeflogen und dann nur Schwärze.

Mich hat ernsthaft ein Basketball ausgeknockt.
Geht es noch peinlicher? Ich kann nur hoffen, dass sich niemand mein Gesicht merkt. Tragisch genug, dass mich Quin kennt und er die ganze Peinlichkeit nicht so schnell vergessen wird.

»Ist das dein Ernst? Wie kannst du weiter spielen wollen, wenn Bree immer noch am Boden liegt und es ihr offenbar nicht gut geht?«, Quin blickt entsetzt zu dem Mädchen auf, auch wenn sie inzwischen schon den Rücken zu uns gewandt hat.

»Warum? Sie ist bei Bewusstsein. Was denn noch?«, fährt sie mit einem mal herum.

»Du bist echt unglaublich«, murmelt Quin leise und streicht mir kurz über meinen Rücken.
»Soll ich dich ins Krankenzimmer bringen?«

Das Schnauben des Mädchens ist kaum zu überhören. Irgendwas scheint sie gewaltig zu stören und ich weiß nicht, ob das wirklich ich bin. Immerhin kennt sie mich nicht einmal.

»Ich kann das machen. Ich muss sowieso das Kühlpack zurückbringen. Sag du Ms Weynand, dass wir zur Krankenschwester sind. Nur zur Vorsorge«, sagt der Junge neben ihm.
»Und immerhin habe ich sie umgenietet.«

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