7 | undurchdringbare blicke

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»Hättest du mich nicht gefragt, ob ich zu der Party mitkommen will, wäre ich nicht aufgekreuzt«, gesteht Lejla, während sie vor meinem großen Wandspiegel steht und sich konzentriert ihre Lippen mit einem Lipliner nachzieht.

»Warum eigentlich nicht? Da sind doch auch deine Freunde oder?« Mit meiner Bürste fahre ich immer noch nur meine Haare, da sie einfach nicht so liegen bleiben wollen, wie ich es gerne hätte.

Lejla seufzt schwer. »Das ist eine schwierige Sache, weißt du? Klar, die Jungs sind meine Freunde und ich verbringe auch gerne Zeit mit ihnen, aber irgendwie gehört man als Mädchen doch nie ganz dazu. Die haben trotzdem ihre Themen und lassen mich nicht an allem teilhaben. Auf diesen Partys werden auch oft viele unschöne Sachen ausgetragen, vor allem zwischen dem Football und dem Basketballteam und ich will da einfach nicht zwischen stehen.«

»Ist das wirklich so ein riesen Konkurrenzding zwischen den Mannschaften?«, frage ich verwirrt und lege die Bürste schließlich auf meinem Schreibtisch ab.

»Ja indirekt schon. Es geht da hauptsächlich um die Saisonpunkte und du weißt ja wie Typen sind. Die nehmen Sport manchmal viel zu ernst.« Lejla betrachtet ihr Werk im Spiegel und nickt zufrieden, bevor sie ihren Lipgloss hervorholt und auf ihre vollen Lippen aufträgt.

»Also ist es dir eigentlich nicht so recht, dass wir zu der Party gehen?«, hake ich nach, weil ich  etwas Sorge habe, dass Lejla nur mir zuliebe mitkommt und nicht, weil sie selbst Interesse daran hat zu feiern. Immerhin kennen wir uns noch nicht so lange, als dass man solche groben Wahrheiten aussprechen würde.

»Doch, doch natürlich. Ich muss ohnehin dort mit jemandem sprechen und abgesehen davon finde ich es echt süß, dass Christian dich gefragt hat, ob du mitkommen möchtest.« Lejla packt alle ihre Utensilien in ihre Handtasche und dreht sich einmal vor dem Spiegel. Sie sieht heute wirklich unglaublich gut aus. Ihre welligen Haare glänzen samtig im Licht und fallen leicht über ihre Schultern auf ihr schwarzes Korsetttop. Ihre Hose schmiegt sich perfekt an ihren Körper und betont ihre Kurven.

»Einfach wow«, sage ich anerkennend und lächle das dunkelhaarige Mädchen vor mir an.

»Danke, aber das sagst gerade du? Dieses Kleid sieht so verboten gut aus. Da werden allen die Augen rausfallen. Das versichere ich dir«, Lejla trägt ebenfalls ein sanftes herzhaftes Lächeln auf den Lippen. In diesem Moment bin ich sehr dankbar sie kennengelernt zu haben, weil ich merke, wie gut mir diese Freundschaft zwischen uns beiden tut.

»Du bist lieb, danke«, antworte ich darauf, als mein Handy plötzlich meinen Klingelton abspielt. Sofort sehe ich nach. Es ist eine Nachricht von Christian.

»Christian wartet draußen. Bereit?« Ich nehme meine Tasche und lege sie über die Schulter, bevor ich einen letzten prüfenden Blick über mein Zimmer gleiten lasse.

»Ja es kann losgehen.« Lejla nickt und wir verlassen beide mein Zimmer.

Die Fahrt vergeht relativ schnell. Wir unterhalten uns über viele Dinge und Christian und Lejla erzählen mir auch ein paar Storys von den letzten Partys, die scheinbar einmalig gewesen sein müssen. Jedenfalls verlieren beide ihre Lachfältchen nicht, als sie in Erinnerung schwelgen. Schließlich kommen wir an einem großen, protzigen Haus an, an dessen gegenüberliegende Straßenseite Christian parkt. Ich bin im ersten Moment beeindruckt davon, dass wir überhaupt einen Parkplatz gefunden haben, weil Christian wohl nicht der einzige zu sein scheint, der mit dem Auto hier ist. Wir steigen aus und ich kann nicht anders als diese monströse Villa anzugucken. Ich hätte niemals gedacht, dass es Teenager auf meiner Schule gibt, die Eltern mit so viel Geld zu haben scheinen. Das Haus hat wohl drei Etagen, eine große Garageneinfahrt und einen äußerst interessanten geometrischen Schnitt, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Ich wusste nicht einmal, dass so etwas möglich ist. Die riesen Panoramafenster, geben einen sehr guten Einblick von dem was im Haus stattfindet. Und die Palmen an vereinzelten Stellen runden dieses perfekte Bild ab.

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