Tension

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LIA POV

„Kommt." führe ich Max und Tuco durch eine Gartentür in den Wald und genieße die frische Luft. „Aber warum wohnst du dann in der Stadt?" „Ich bin eigentlich nur am Sonntag hier, aber wenn ich jetzt... Egal." „Nein sag." spüre ich wie Max dicht hinter mir steht. ‚Genauso wie früher. Beschützend. Liebevoll. Loyal.' „Lia?" schnippst er vor meinem Gesicht rum. „Bisschen abgelenkt heute?" „Lass es." „Du wolltest ausführen, was in der Kanzlei passiert." und ich muss grinsen über seine Dreistigkeit. „Sicherlich nicht, aber ich werde egal wie es ausgeht, die Kanzlei verlassen. Ethisch ist das nicht vertretbar und wenn ich von selbst gehe, behalte ich meine Zulassung." und Max bleibt abrupt vor mir stehen und ich kann ihm gerade noch so ausweichen. „Warum machst du es dann?" durchbohren mich seine Augen und ich nehme als Ablenkung Tuco den Ball weg und werfe ihn durch den Wald.

„Bekomm ich noch eine Antwort?" „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht mal ob ich das alles will oder ob ich einfach nur arbeiten will, wenn ich Lust darauf habe. Ihr bringt mich durcheinander. Seit Markus deinen Namen vor 6 Wochen in den Mund genommen hat, komm ich nicht mehr auf meine Gedanken klar. Es passt nix mehr. Wie als wenn die Tür, die ich verriegelt habe vor drei Jahren, aufgesprengt wurde." schaue ich auf und sehe das sein Blick auf mir liegt. „Ich hab sogar meine alten Hefte rausgeholt." murmel ich mehr zu mir selbst und bringe etwas Abstand zwischen uns.

Wir entfernen uns ziemlich weit von meinem Haus und der Abstand zwischen uns ist auch eher größer geworden. Mit einem energischen Pfiff rufe ich Tuco zu mir und halte ihm Halsband fest, als eine Gruppe von älteren Damen an mir vorbeizieht. „Sitz Tuco." halte ich meinen Zeigefinger nach oben als die Frauen immer näherkommen und Max gesellst sich auch zu uns. „Sie haben aber einen gut erzogenen Hund." bemerken sie alle vier und ich nicke ihnen nur lächelnd zu. „Wollen wir umdrehen?" „Klar." lasse ich den Rüden wieder frei und schaue ihm dabei zu, wie er mit einem viel zu großen Ast kämpft.

„Was du vorhin gesagt hast." „Mh." „Warum warst du dann so abweisend zu uns?" „Sollte ich euch freudestrahlend in die Arme fallen?" „Vielleicht." lässt mich seinen Kommentar mit dem Kopf schütteln. „Drei Jahre sind eine lange Zeit. Ich kann es nicht einfach vergessen und ich hab alles so gut begraben und jetzt. Jetzt stehe ich vor einem viel größeren Problem als damals. Es wird mich etwas kosten, was mir wichtig ist, aber vielleicht ist das auch richtig. Ich kann meine Gedanken nicht sortieren. Merkst du das? Ich kann nicht klar denken und schon gar nicht, wenn du neben mir stehst. Ich will nicht nochmal allein dastehen." schaue ich in seine grün-braunen Augen, die mich mustern. „Ich hab es mir selbst ausgesucht. Du brauchst mir das nicht zu sagen." „Ich wollte das nicht sagen." kommt er auf mich zu.

„Ich werde dich nicht gehen lassen. Nie wieder. Egal wie lang du brauchst und egal wie oft ich dir das beweisen muss." „Nicht." „Lia. Du hast uns heute den Fehler vorgeführt und es ist drei Jahre zu spät, aber ich habe ihm endlich eine mitgegeben." „Ist er wirklich aufgestanden danach?" „Ja. Ich weiß wann Schluss ist." und ich nicke nur, schaue ihn an und würde ihn am liebsten berühren, doch Tucos bellen reißt uns auseinander. „Was ist mit ihm?" „Vielleicht wittert er jemanden." „So nah am Haus ist sonst niemand." und Max pfeift seinen Hund leise zurück. Wir gehen durch das Gebüsch, bis wir die Steinmauer sehen, die zum Haus führt und ich sehe, dass die Gartentür immer noch verschlossen ist. „Lass uns reingehen. Die Tür ist verschlossen und auch vorne ist alles dicht." gehe ich durch die Gartentür auf meine Haustür zu und höre das leise knurren von Tuco, was mich verunsichert, als ich den Schlüssel im Schloss umdrehe.

„Ich bleib heute Nacht hier oder lass den Hund da." „Wir schauen einfach was los ist." gehe ich in den kleinen Technikraum und steuer auf die PCs zu, die Aufnahmen von draußen zeigen. „Dort. Dort drückt sich jemand an der Mauer entlang." steht Max hinter mir und beugt sich über mich als er auf das Bild zeigt. Sein Duft sprengt auch die letzten Mauern in meinem Kopf und ich spüre das gewohnte Schmetterlingshafte Gefühl in meinem Bauch „Da ist er wieder weg. Wer weiß alles von diesem Haus?" „Freddy, Josi und du. Ist dir jemand gefolgt?" „Mir?" und ich zucke mit den Schultern über meine sinnlose Idee. „Woher sollen wir wissen um wen es hier geht. Ist dir ein Auto beim herfahren aufgefallen?" „Nein. Außerdem würde ein stummer Alarm ausgelöst werden. Ich hab das Haus gesichert wie Fort Knox und hier ist noch nie was passiert in den letzten Jahren." schaue ich Max an. „Mir ist nicht wohl dabei." höre ich ihn sagen und seine Worte jagen mir einen kalten Schauer über den Rücken. ‚So viel zum Thema Schmetterlinge.'

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