16. Kapitel

1.9K 40 33
                                    

„Khaled! Vergiss nicht Tante Karine die Obstkörbe zu bringen." rief ich ihm zu während ich meinen Teig rührte.
„Jaja, kümmere du dich um deinen Kuchen." sagte er lachend und verließ das Haus.

Das brachte mich zum grinsen.
Kuchen? Das sind Muffins!
Nach und nach gab ich mein Teig in die Förmchen und sang dabei noch mein Lieblingslied. Schöner könnte ein Tag nicht sein, oder?
Nachdem ich die Muffins in den Backofen schob, setzte ich mich auf den Sessel vor dem Fenster und sah raus. Das Wetter war schön. Es war warm, der Wind wehte leicht und die Gardinen bewegten sich sanft. Ich schloss meine Augen und lehnte mich zurück. Der Wind kitzelte mein Gesicht, währenddessen hörte ich Vögel zwitschern.
Und so schlief ich friedlich ein.

„RANA!!"
Ich zuckte auf und sah nur noch Rauch. Dauernd musste ich husten und meine Augen brannten.
Oh nein. die Muffins.
Khaled hielt meine Hand und zog mich nach draußen, an die frische Luft.
„Wie kannst du so Verantwortungslos sein? Was wäre passiert, wenn ich nicht rechtzeitig gekommen wäre?" brüllte er laut.
Ich sah nur durch die Gegend, weil ich wusste, dass ich daran schuld war. Was sollte ich auch antworten?
Unerwartet nahm er mich in den Arm. Hat er so sehr Angst um mich? Mir geht's doch gut soweit.

„Zum Glück ist dir nichts passiert. Was würde ich nur ohne dich tun, Rana?" flüsterte er leise und drückte mich noch mehr.
„Khaled ich kann nicht atmen!" murmelte ich und schlug ihm auf den Rücken.

Manchmal übertreibt er seine Rolle. Natürlich kann er ohne mich leben! Ihm ist unsere Freundschaft sehr wichtig. Mir ist sie natürlich auch wichtig. Wir haben gemeinsam so vieles erlebt und geschafft. Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er mich aus den Händen von Ceyhun befreit hat.
Es sind knapp 3 Jahre vergangen, dennoch denke ich oft an die Zeit zurück. Wie es ihm wohl geht? Ach! Mir sollte Ceyhun egal sein. Ich sollte nicht mehr zurückdenken. Das war doch die schlimmste Zeit meines Lebens.. oder?

„Komm, wir lüften kurz und dann mache ich uns eine Pizza." sagte Khaled nach unserer langen Umarmung und riss mich von meinen Gedanken.

„So. Du setzt dich, ich mache das alleine. Wie wir schon gesehen haben, hast du das nicht so drauf." sprach er besserwisserisch und lachte.
Pff. Ich bin gut in der Küche - eigentlich. 
„Du, das dauert mir hier zu lang! Ich bin oben." meckerte ich ironisch und ging aus der Küche.
Schnell stieg ich die Treppen hoch und schmiss mich auf das Bett.
Eigentlich hatte ich Lust auf Muffins..
Neben dem Obstladen von Tante Karine ist ein Bäcker, der hier die besten Muffins backt.
Wenn ich keine backen kann, dann kann ich mir doch welche kaufen. Daraufhin stand ich auf und nahm meine Handtasche. Als ich das Zimmer verlassen wollte, bemerkte ich etwas auf dem Nachttisch. Warte mal. War das ein Blumenstrauß? Ich drehte mich um und Bingo! Khaled der Romantiker ist wie immer in Topform. Woher wusste er denn, dass Gänseblümchen meine Lieblingsblumen sind?
Lächelnd rannte ich die Treppen hinunter und schlug ihm auf den Nacken.
„Hey! Was war das denn jetzt?" schrie er wie ein kleines Mädchen und schmiss das bisschen Mehl auf seiner Hand auf mich.
Sofort rüttelte ich meine Haare und antwortete ihm lachend: „das war nur ein kleines Dankeschön."

„Ah, kein Ding. Ich backe doch gern für uns." sagte er gelassen.
Rana: „Nein, das meine ich nicht."
„Was meinst du dann? Dass ich dich vor einem möglichen Brand gerettet habe?" fragte er verwirrt.
Entweder spielt er mir gerade was vor, oder er hat mir wirklich keine Blumen geschenkt. Ich würde auf das erste tippen, wenn ich seine verwirrten Blicke nicht sehen würde.
„Ja, das meine ich." log ich ihn an und ging aus dem Haus. Nachdenklich lief die Straße hinunter.
Khaled hat es bestimmt vergessen. Heute war immerhin viel los. Wer soll mir sonst Blumen schenken?

Der Sonnenuntergang riss mich von meinen Gedanken. Immer wieder aufs neue fasziniert es mich. Ich setzte mich auf eine Bank und genoss die Aussicht einige Minuten, bis ich ein Geräusch hörte und aufzuckte. Ruckartig drehte ich mich um, jedoch war nichts zu sehen, außer den zwei Straßenhunden. Langsam lief ich zu den beiden und streichelte sie.
„Ihr zwei sieht ja unfassbar süß aus!" sprach ich leise vor mich hin.
Und wieder hörte ich etwas knistern. Daraufhin drehte ich mich um und sah einige Meter entfernt einen Mann im schwarzen Anzug.
Wer ist das? Das kann kein Einheimischer sein, hier läuft niemand so rum.
„Hey!" rief ich dem Mann hinterher, er reagierte jedoch nicht.
Das kann doch nicht Ceyhun sein, oder? Ach was! Natürlich ist er das nicht! Er würde mich doch niemals zurücklassen, sondern zwingen mit ihm zu gehen.

„Ohh Ciao Rana! Was darf's sein?" fragte Marco lächelnd.
„Hallo Marco! 10 Schokomuffins bitte." antwortete ich ihm.
„Kommt sofort. Oh und ich habe gehört, dass es bei euch gebrannt hat. Geht's dir gut? Du warst wohl allein." fragte Marco mich besorgt.
Hier weiß jeder von allem Bescheid. Manchmal werden aber falsche Informationen - so wie diese - weitergegeben.
Rana: „Es hat nicht gebrannt. Mir geht's gut, keine Sorge. Ich habe bloß die Muffins im Backofen vergessen.."
Daraufhin fing Marco an zu lachen.
„Hallelujah! Pass bitte beim nächsten mal besser auf, oder lass es mich machen. Gott sei Dank hat ein Mann Khaled bescheid gegeben, dass bei euch Rauch zu sehen ist. Sonst würde es nicht gut enden für dich.."
„Oh echt? Wer ist dieser Mann? Hatte er einen schwarzen Anzug an?" fragte ich plötzlich ohne nachzudenken. Mein Herz pumpte wie verrückt. Was passiert mit mir? Hoffe ich im Ernst darauf, dass das Ceyhun gewesen sein soll? Warum?
„Ja, woher kennst du ihn? Ich habe ihn hier noch nie gesehen." fragte er mich verwirrt.
Mir wurde schwarz vor Augen.
Das kann doch gar nicht sein? Was passiert hier?

Als ich meine Augen öffnete, war ich zuhause in meinem Bett. War ich nicht zuletzt bei Marco? Khaled saß auf der Bettkante und sah sehr besorgt aus. Ich räusperte mich und versuchte nach dem Glas Wasser zu greifen. Er bemerkte es und half mir sofort dabei. „Ist alles gut Rana? Du bist im Laden von Marco umgekippt."
Rana: „W-wer war das?"
„Wen meinst du?" antwortete er.
„Der Mann im Anzug." sagte ich und blickte ihm ernst in die Augen.
Khaled stand schlagartig auf. Sein Blick änderte sich. Er sah nicht mehr besorgt aus, sondern wütend. Er lief hin und her und fuhr andauernd durch seine Haare. Irgendwas ist los. Warum kann er mir nicht antworten?
„War es Ceyhun?" fragte ich ihn unsicher.
„NEIN! RANA NEIN!!" brüllte er laut und schlug auf die Tür.
Das lies mich aufzucken, ich verstand nicht was gerade geschah. Langsam stand ich auf und versuchte ihn zu beruhigen.
„Khaled, was ist los? Warum bist du so wütend?"

Plötzlich drehte er sich zu mir und hielt mich an den Schultern fest.
„Warum fragst du nach Ceyhun verdammt!? Er hat dein Leben zur Hölle gemacht! Ich habe dich gerettet, erinnerst du dich!? Noch immer glänzen deine Augen, wenn du über diesen Typen redest!"
Ich hatte ihn noch nie so erlebt. Als würden seine Augen Feuer spucken.
„Was wirfst du mir vor Khaled?!" schrie ich zurück.
„Niemand außer mir verdient dich." sagte er ernst und näherte sich mir.
Was geschieht hier?
Er schubste mich auf das Bett und schützte sich über mich. Seine Hände waren fest an meinem Körper gekrallt.
Ich hatte Angst wie noch nie.
„KHALED! LASS MICH LOS!" schrie ich laut und versuchte mich zu befreien. Nach jeder Versuchung wurde sein Griff noch fester. Er näherte sich an mein Ohr. „Du wirst mir gehören - nicht Ceyhun." knurrte er aggressiv.
Mein Herz pochte wie verrückt. Aus Angst drückte ich meine Augen zu. Ich versuchte ihn mit aller Kraft von mir wegzuschubsen, es funktionierte nicht.

Plötzlich hörte ich einen Schuss und riss geschockt meine Augen auf.
Khaled fiel von mir runter und lag blutig auf dem Boden.
Er wurde erschossen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 13, 2022 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Frau von einem Mafia Boss?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt