Kapitel 8

10 3 4
                                    


Kathis Plan für das Wochenende ging auf – nach kurzem Protest fuhren Sophie und Lucan ohne sie nach Hamburg. Sie hoffte, dass dies einen großen Schritt in ihrer Beziehung bedeutete.

Sie selber überlegte, Sarina zu besuchen. Von ihrer Mutter wusste sie, dass Sarina schon am nächsten Tag aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Es ging ihr soweit gut, aber Kathi hätte sie gerne gefragt, ob sie wusste, was passiert war. Bevor sie noch länger darüber nachdenken konnte, verließ sie ihr Zimmer, nahm sich im Flur ihre Jacke und rief ihrer Mutter zu, dass sie kurz spazieren wollte.

Auf der Straße sah sie die weiße Katze. Sie saß direkt vor der Auffahrt zu ihrem Elternhaus und blickte ihr entgegen. Kathi zögerte, dann ging sie auf die Katze zu. Die rührte sich nicht und sah bloß zu ihr hoch.

„Hey, du." Kathi hockte sich hin, ließ die Katze an ihrer Hand schnuppern und kraulte sie dann sanft am Hals. Die Katze ließ es sich gefallen und schnurrte sogar leise. Nach einem Moment stand sie auf und spazierte mit hocherhobenen Schwanz an Kathi vorbei. Auch Kathi erhob sich und sah der Katze nach, die zwischen zwei Autos verschwand. Sie sah sie noch über die Straße laufen und auf ein Grundstück auf der anderen Straßenseite gehen.

Wieder kam Kathi ihr Verdacht albern vor. Es war eine normale Katze. Sie hatte nichts mit dem Nebel oder den Unfällen der letzten Tage zu tun.

Dennoch erschien ihr das alles seltsam. Es waren zu viele Unfälle gewesen – drei in einer Woche. Das konnten nicht nur Zufälle sein. Und in zwei Fällen wusste sie, dass die Katze vor Ort gewesen war. Kathi hatte sie bei den Beckers ins Haus gehen sehen und sie hatte beobachtet, wie die Katze Sarina entgegengekommen war, während der Nebel dichter wurde.

Was es jedoch zu bedeuten hatte, wusste sie nicht. Sie schreckte doch noch vor dem Gedanken an etwas Übernatürliches zurück, auch wenn es keine andere Erklärung für ihren Verdacht geben konnte. Eine Katze, die Nebel erzeugte, musste übernatürlich sein.

Kathi seufzte und blieb stehen. Sie hatte Rebeckas Haus erreicht. Auf der Straße sah sie Sarinas Auto, sie war also vermutlich zu Hause. Einen Moment zögerte Kathi noch, dann betrat sie das Grundstück und ging zur Haustür. Es dauerte nicht lange, bis Sarina nach ihrem Klingeln öffnete. Sie trug ein großes Pflaster auf der Stirn, wirkte ansonsten aber munter.

„Ach, hallo, Kathi. Rebecka ist nicht da."

„Hallo. Ich wollte auch nach dir sehen. Wie geht es dir?"

„Ganz gut. Ich habe etwas Kopfschmerzen, aber da helfen mir die Tabletten." Sarina lächelte leicht. „Ich weiß von Rebecka, dass du den Krankenwagen gerufen hast. Danke dafür." Kathi erwiderte das Lächeln verlegen.

„Ist doch selbstverständlich. Aber sag mal, weißt du, was passiert ist?"

„Nein. Ich bin wohl gestolpert. Vielleicht lag da ein Stein oder ... Keine Ahnung." Sarina zuckte mit den Schultern.

„Ah, okay. Habt ihr eigentlich neuerdings eine Katze? Ich hab eine weiße Katze in einem eurer Blumenkästen gesehen kurz vor deinem Unfall."

„Nein. Ich weiß, dass Rebecka hin und wieder so einen kleinen Streuner füttert. Aber der ist getigert, nicht weiß." Sarina schürzte die Lippen. „Aber auf dem alten Hof der Hopfers wohnt doch jetzt jemand Neues. Ich wollte kürzlich die Scheune mit der Eiche davor malen und hab dabei eine Frau mit drei Katzenkörben ins Haus gehen sehen. Ich meine, die Katzen waren alle weiß."

„Der Hopferhof ist vermietet?"

„Ja, seit ein paar Wochen bereits. Ich weiß es auch nur, weil die Frau mich angesprochen und gefragt hat, was ich da mache. Ich hab ihr gesagt, dass ich Künstlerin bin, und wir sind ein wenig ins Gespräch gekommen, da sie ebenfalls Künstlerin ist." Sarina strahlte. „Ihre Bilder sind wundervoll. Sie verdient ihr Geld hauptsächlich als Coverdesignerin, verkauft aber auch übers Internet Bilder. Ich habe mir gleich eines gekauft. So realistisch, ich dachte echt, mir kommen das Wasser und die Katze gleich entgegen."

NebelkatzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt