Kapitel 12

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„Das war jawohl nichts." Lucan schob das Tagebuch zurück zu Sophie. „Das hier ist ja nicht mal von Mika."

„Nein, aber sicher auch interessant. So ein Einblick in ein früheres Leben ist toll."

„Fremde Tagebücher liest man nicht."

„Ich kenn die Person doch nicht einmal." Sophie schlug das Tagebuch auf der ersten Seite auf. „Annette Kayser. Das ist sicher auch die Anni, von der die Hefte sind."

„Und das bringt uns was genau? Es ist von 1977. Da war Mika vermutlich nicht einmal geboren."

„Mag ja sein. Aber ich sag doch, Einblicke in vergangene Zeiten sind einfach interessant." Sophie tippte auf das Buch. „Und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch Hinweise auf das, was jetzt dort passiert. Dafür muss es ja einen Grund geben. So unheimliche Dinge passieren doch immer an bestimmten Orten. Friedhöfen, alten Häusern, wo schon mal was Schreckliches geschehen ist ..."

„Das Schreckliche auf dem Hof war der Mord an den Hopfers." Lucan schüttelte den Kopf. „Das reicht doch schon."

„Und wenn schon vorher was dort passiert ist?" Sophie lehnte sich zurück. „Denkt doch mal nach, was wir da alles gefunden haben. Sagen wir, die alten Klamotten und das Zeug gehörten den Hopfers, lassen wir die weg. Aber die Unterlagen und die Bücher gehörten den Kaysers. Und solche Sachen lässt man nicht zurück, wenn man wegzieht."

„Vielleicht waren die Sachen schon nicht mehr aktuell? Und die Kaysers hatten keine Lust, den alten Kram noch mitzuschleppen." Lucan seufzte. „Aber okay, dann lies das Buch. Dann siehst du ja, dass daran nichts Spannendes ist. Vermutlich liest du nur was über Jungs und Schule und Ärger mit den Eltern."

„Das sehen wir ja." Sophie sah zu Kathi. „Kann ich bei dir übernachten? Es ist schon spät, dann wundern meine Eltern sich nicht, was wir solange gemacht haben."

„Klar. Bleibst du auch, Lucan?"

„Nein, ich geh nach Hause. Mamas neuer Freund zieht mich eh schon auf, weil wir befreundet sind. Wenn ich jetzt bei dir übernachte, kommt da nur noch mehr Blödsinn." Er rollte mit den Augen. „Voll der Idiot. Ich hoffe, sie schießt ihn bald ab."

„Deine Mutter hat einen neuen Freund?" Sophie sah ihn fragend an und er nickte.

„Sie kennen sich jetzt ein paar Monate und sind immer nur sporadisch zusammen ausgegangen. Und vor drei Wochen stellt sie mir ihn als ihren Neuen vor."

„Oh, nee. Nicht etwa dieser Bodybuildertyp?" Sophie schnaubte. „Ich hab sie neulich zusammen gesehen. Die passen doch gar nicht zusammen."

„Find ich auch. Aber Mama findet den toll. Na ja. Ich glaub, das hält nicht lange." Lucan stand auf. „Wenn ihr was in dem Tagebuch findet, schreibt mir."

„Wir gehen ja auch gleich schlafen." Sophie grinste.

„Du meinst, wir legen uns hin und du liest noch zwei oder drei Stunden." Kathi lachte leise. Sie verabschiedeten sich von Lucan und Kathi ging zuerst ins Bad. Als sie wieder in ihr Zimmer kam, las Sophie bereits in dem Tagebuch.

„Bisher hat Lucan Recht. Annette schwärmt von einem Jochen, der leider nur Augen für ihre Mitschülerin Sarah hat."

„Jochen und Sarah? So heißen die Beckers."

„Ja, daran dachte ich auch gerade. Meinst du, sie meint die beiden?"

„Vielleicht. Aber vermutlich sind das häufige Namen zu der Zeit, oder?"

„Kann sein. Ich geh eben ins Bad."

„Okay. Ich les auch ein bisschen in dem Buch." Neugierig war sie ja, das konnte Kathi nicht leugnen. Sie nahm das Tagebuch und setzte sich auf ihr Bett. Sophie hatte ein Lesezeichen reingesteckt und Kathi überflog die Seiten bis dahin.

NebelkatzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt