Kapitel 6

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Es war dunkel.

Spät abends.

Eine Frau im Auto vor einem Haus.

Um genau zu sein Emma Louis Hamilton in dem Auto ihres Mannes vor einem verlassen aussehendem Haus. Es war alles ruhig, man konnte die Stille förmlich greifen, was sie als überaus angenehm empfand.

Emma versuchte alles um dieses Gefühl, ausgelöst von grünen Augen, welche ihr heute in die Seele geguckt zu haben schienen, zu unterdrücken. Doch umso mehr sie sich ihm wiedersetzte, desto stärker schien es sie einzunehmen. Kurz nur schloss sie die Augen und sofort schossen ihr Bilder vom Sommer, von ineinander verschlungenen Händen, von liebevollen Blicken aus grünen Augen, welche sie fesselten und von so viel mehr Möglichkeiten eines zukünftigen Lebens durch den Kopf.

Um es kurz zu sagen, verband sie diesen Mann, den sie bis vor einer Stunde noch nie wahrgenommen hatte, mit Glück. Mit purem, allem umfassenden, echtem Glück und es machte ihr riesige Angst. Ihre Furcht darüber ging sogar noch über die vor James und ihrem jetzigen Leben hinaus und trotzdem hielt dieser Fremde sie hier auf dieser Welt, hatte mit nur einem Blick ihren Selbstmord verhindert und gab ihr Hoffnung, die sie schon seit Jahren verdrängt hatte.

Ihr Blick wanderte zu ihrem Haus, welches still und verlassen da lag. James war wohl noch nicht zurückgekehrt und Thomas schien zu schlafen. Erst zwölf laute Glockenschläge, welche von der Kirche zu ihr hinüber schallten, brachten sie in die Realität zurück, in der es schon viel zu spät war und erschrocken stellte sie fest wie schnell die Zeit vergangen war. Schnell richtete sie sich also auf und eilte auf die alte hölzerne Tür zu, die ihren Eingang kennzeichnete.

James war wahrscheinlich fast da und würde er wissen, dass sie die Tage nicht zu Hause verbrachte, dann gäbe es gewaltigen Ärger. So schnell wie möglich bewegte sie sich also auf die Eingangstür zu, in der Hoffnung er würde sie nicht sehen. Doch schon eine Sekunde später wurde diese wieder zerstört.

Schritte nährten sich ihr trampelnd und sie hörte ihren Mann schwer schnaufen, als er seinen Gang verschnellerte um sie einzuholen. Pure Panik überkam sie. Thomas schlief und James würde sie wahrscheinlich gleich hier draußen verprügeln, denn bis zum Eingang waren es noch mindestens 50 meter und er war schlicht und einfach schneller als sie. Bilder von sich selbst Tot auf dem Kiesweg, der ihr Gartentor mit dem Haus verband, erschienen vor ihrem inneren Auge und sie begann zu rennen. Würde James sie erwischen würde er sie, ohne das Eingreifen von Thomas sicher töten. Sie rannte immer schneller, in dem Wissen es eh nicht zu schaffen. Rannte weg vor dem was ihr Leben zerstört hatte und jetzt wahrscheinlich auch noch ihren Tot verursachen würde.

Immer schneller setzte sie also einen Fuß vor den anderen, hörte hinter sich aber gleichzeitig James schnaufen, der immer näher und näher kam. Noch 25 meter dann hätte sie es geschafft, doch schon spürte sie eine Hand zwischen ihren Schulterblättern, die sie gewaltsam nach vorne schubste. Dann fiel sie.

Der Boden raste ihr entgegen, ihr Versuch sich mit den Händen abzufangen endete kläglich mit einem Überschlag und als sie dann endlich lag konnte sie die Tränen kaum zurückhalten. Ihr Rücken schmerzte entsetzlich und ihre Knie und Hände waren blutig. Gerade als sie versuchte sich aufzurichten, wurde sie von einem Fuß wieder nach unten getreten. Sie lag auf dem Rücken und Tränen flossen unaufhaltsam ihr Gesicht hinunter. Sie spürte nichts mehr. nur noch Schmerzen, die von ihrer Wirbelsäule aus alles auszufüllen schienen.

Vorsichtig wendete sie ihr Gesicht James zu, versuchte ihn durch Blicke von seinem Vorhaben abzubringen, doch sie sah nichts menschliches mehr an ihm. Pure Wut starrte ihr aus braunen Augen entgegen, aus Augen, welche sie früher liebevoll bedacht hatten, die so oft gelacht und alles böse und gewaltsame verabscheut hatten.

Sein Mund verformte sich zu einem Schrei, doch sie schien in eine Art Trance zu gleiten. Die Schmerzen nahmen mehr und mehr ab und sie nahm alles um sich herum nur noch verschwommen wahr. Geräusche und Töne wurden verschluckt, es war als würde die Stille von vorhin sie einholen und alles verschlingen. Erinnerungen kamen hoch. Erinnerungen an Sommertage, die sie mit ihren Eltern am See verbracht hatte, an ihre Hochzeit, welche der schönste Fehler ihres Lebens gewesen war und schlussendlich eine Erinnerung, die alle anderen in den Schatten zu stellen schien. Ein Bild von leuchtend grünen Augen in einem lächelnden Gesicht, welches von dunklen Haaren umrahmt wurde schob sich immer weiter in den Vordergrund und mit diesem Bild kamen auch wieder Zukunftsvisionen hoch, die sie verdient hatte erleben zu können.

Ihre gesamte Kraft schien sich plötzlich zu verdoppeln und langsam aber sicher kehrten auch ihre Schmerzen und Eindrücke der Außenwelt zurück. Sie war 24 Jahre alt, also zu jung zum sterben! Ihr stand ein Leben zu, das nicht von Gewalt und Trauer geprägt war!

Ein Schrei, eine Hand, die zum wiederholten mal auf sie zuzurasen schien, ein Adrenalinschub, ein zur Seite rollen und schlussendlich das Aufkommen der Hand im Kies knapp neben ihr, wobei James ein Schmerzenslaut entfuhr.

Verblüfft starrte er seine Frau an, welche sich nun aufrappelte und zum Ausgang des Gartens rannte. Zu verwundert um schnell genug zu reagieren saß er da. Er hatte sie für tot gehalten nachdem sie sich nicht mehr wehrte und nur noch still da lag. Sogar ein lächeln hatte sich auf ihren Lippen gebildet. Darauf, dass sie aufspringen und wegrennen würde, war er nicht vorbereitet und so ließ er sie ziehen. Sein Kopf noch zu benebelt vom Alkohol, als dass er schnell genug auf die Idee kam ihr hinterher zusetzten und das Kapitel mit ihr endlich zu beenden.

Denn nicht nur sie wollte diesem Leben entfliehen, auch er sah schon lange keine Zukunft mehr für sie beide. Heute war ihm klar, dass die Entscheidung zu heiraten viel zu übereilt und aus den falschen Gründen getroffen wurde. Auch wenn sie aus Liebe zugestimmt hatte, bei ihm lagen die Ursprünge ihr einen Antrag zu machen ganz woanders und hatten nur wenig mit diesem Gefühl zu tun. Hätte er je wirklich etwas für sie empfunden, würde er es wahrscheinlich nicht über sich bringen ihr weh zu tun.

Doch da er sie nie geliebt hatte und die Hochzeit aus einem ganz anderem Grund herbeigeführt wurde, genoss er es sogar.

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NEUER TEIL FERTIG!!!!

Sry das es diesmal nicht so gut is iwie^^ :/

Krass was James für ein Arschloch ist :o

Die Geschichte entwickelt sich in eine GANZ andere Richtung als ich ursprünglich wollte, aber finde ich auch gut :D ihr auch? ;D

Also jetzt die standartfrage (auf die ich eh keine Antwort bekomme :'D) -> Wie fandet ihr das Kapitel?

Kommis und Votes sind immer gerne gesehn!

LG _only_smile__

Emma Louis HamiltonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt