Die Wahrheit

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Die letzten Tage wollten Melek und Lena nicht rauskommen. Nicht mal essen wollten die beiden. Sie fühlten sich so leer ohne ihre 'Familie'. Auch wenn sie wussten, dass ihre richtigen Eltern in ihrer 'normalen' Welt noch lebten. In dieser Welt waren ihre Eltern tot, genau wie der Rest ihrer Familie, und sie hatten jedes Recht dazu traurig zu sein. „Ich-...Ich k- kann ni- nich g- g- glauben, d- d- dass sie sie t-t- tot si- sind!", brachte Lena unter Schluchzern hervor. Sie und Melek waren alleine in einem Zimmer. Es klopfte an der Tür und Mirabel, Camilo und Julieta kamen rein. Camilo setzte sich neben Lena und nahm sie in seine Arme. Er wusste genau, dass sie dies gerade brauchte. Mit einer Hand fuhr er ihr langsam über den Rücken um sie zu beruhigen. „Möchtest du nicht mal was essen?", fragte er ruhig und mit sanfter Stimme. Melek hatte sich bereits etwas zu essen genommen. Sie nickte nur leicht und Julieta kam zu ihr. „Hier, nimm dir was", sagte sie mit einer ruhigen Stimme. Lena versuchte zu lächeln, doch es klappte nicht ganz so wie es sollte.

In den nächsten Tagen wurde es wieder besser. Sie kamen runter wenn es Essen gab und aßen auch vernünftig. Doch sie verbrachten weiterhin die meiste Zeit in einem Zimmer, was für die beiden ist. Die anderen versuchten mit ihnen zu reden und rauszugehen. Aber das wollten sie nicht. Niemand, außer den beiden, wusste was sie dort machen.

Lena und Melek lasen beide gerade ein Buch. Melek schaute auf und dachte nach. Sie kam zu einem Entschluss und sagte: „Lena?" Lena schaute auf und direkt in die grünen Augen von Melek. „Ich glaube wir sollten den anderen erzählen, wo wir eigentlich herkommen. Also was passiert ist und warum wir uns kurz vor der Zeremonie am Anfang so komisch benommen haben." Lena nickte und sagte dann heiser: „Machen wir es nachher." Melek schaute sie verblüfft an. Nicht wegen, dem was sie gesagt hatte sondern, weil sie überhaupt was gesagt hatte. In den letzten Tagen war sie sehr ruhig gewesen und hatte am Anfang auch viel geweint, was jetzt aber nachgelassen hatte. Sie hatte begriffen, dass ihre, für sie richtige, Familie noch am leben war, was sie glücklicher machte. Trotzdem hatte sie es vermieden zusprechen.

Am Abend vor dem Abendessen saßen sie bereits mit den anderen unten. Lena war mittlerweile nicht mehr heiser und konnte normal sprechen. „Leute?" Alle drehten sich zu Melek und hörten auf miteinander zu reden. „Wir müssen euch was erzählen." „Was ist? Hat es was mit dem Tod eurer Familie zu tun?", fragte Abuela. „Nein", antwortete Lena. „Es hat etwas mit unserem Verhalten kurz vor der Zeremonie zu tun." „Ihr habt euch etwas komisch benommen, aber mehr auch nicht. Ich wüsste nicht was den passiert sein soll", meinte Mirabel. „Kannst du auch nicht, Mirabel." Mirabel und auch die anderen schauten Melek verwirrt an. „Wir kommen eigentlich gar nicht von hier." Alle schauten die anderen an und waren verwirrt. „Was meinst du damit? Ihr wart schon immer hier, Melek.", meinte Pepa. „Für euch ja. Für uns aber nicht", sagte nun Lena. Sie sprach weiter: „Eine Woche vor der Zeremonie sind wir hier 'aufgetaucht'. Wir hatten an diesem Tag einen Film Namens 'Encanto' geschaut. Der alles was hier passiert ist wieder gespiegelt hat. Aber ohne uns. Wir fingen an uns zu streiten und wurden plötzlich in den Fernseher gezogen und sind hier wieder aufgetaucht. Wir haben aber keine Ahnung wie wir hier hin gekommen sind oder wie wir wieder zurück kommen." Alle schauten die beiden an. „Wissen wir leider auch nicht", meinte Abuela. „Ihr habt einen Film auf einen Fernseher geschaut. Das heißt um wieder zurück zu kommen müsst ihr einen bestimmten Film auf einem Fernseher schauen. Wir dürfen doch sicherlich deinen benutzen oder Camilo?", erklärte Mirabel. Camilo nickte und alle gingen hoch. „Kennt ihr irgend eine Serie oder einen Film die dort spielt wo ihr herkommt?" Die beiden dachten nach. „Mir fallen gerade nur Vorstadtkokodile ein. Die Serie an die ich gerade denke spielt in Berlin." Camilo machte Vorstadtkokodile auf Netflix an. Melek holte sich noch schnell Popcorn und sie schauten. Da beim ersten mal nichts geschah, schauten sie ihn 5 Tage jeden Tag. Mittlerweile ist der fünfte Tag.

„Ich hol mir kurz Popcorn." Kurze Zeit später kam Melek, mit einer Tüte Popcorn wieder. „Bereit für den Film! Mal wieder." Lena und Melek setzten sich hin. Sie kannten den Film mittlerweile in und auswendig und beschlossen dabei zu reden. Nach einer Weile fingen sie an über irgend was, was im Film passierte zu diskutieren. Glücklicherweise hatten sie sich schon vorher verabschiedet, da sie nicht wussten wann sie verschwinden würden und ob sie überhaupt noch Zeit hätten sich dann zu verabschieden. Während sie diskutierten fing der Fernseher an weiß zu flackern. Diesmal bemerkten sie es. Melek ließ ihr Popcorn fallen. In der nächsten Sekunde waren Melek und Lena wieder im Wohnzimmer, wo sie verschwunden sind als sie Encanto geschaut haben.

Plötzlich in EncantoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt