Fynch
Ein dumpfes Klopfen hallte durch die winzige Kabine. Meine Augen waren noch geschlossen als ich ein genervtes Stöhnen von mir gab, während das Klopfen nach einer kurzen Pause weiterging. Um Gottes Willen, wer ist so dumm einen Meuchelmörder zu wecken?
,,Was ist los?", rief ich mit weiterhin geschlossenen Augen, den Kopf noch auf dem Kissen ruhend. Das Klopfen erstarb zum Glück. ,,Wenn es nichts wichtiges ist, können Sie gleich wieder gehen!"
,,Wir nähern uns Johran", rief der Mann der mich geweckt hatte. Durch die dicke Tür aus Metall, klang die Stimme genauso dumpf wie sein vorheriges Klopfen. ,,In einer Stunde legen wir an."
Seufzend öffnete ich meine Augen. Ich hatte ungefähr vier Stunden geschlafen, angefühlt hatte es sich aber nur wie eine Stunde. Nach der Erledigung meines Auftrags war ich direkt nach Feyna aufgebrochen, um von dort aus das nächste Luftschiff nach Johran zu nehmen. Doch mein Aufenthalt hatte sich bis spät in die Nacht gezogen, da kein Luftschiff aufgrund starker Winde früher nach Johran hatte aufbrechen wollen. Also musste ich noch erschöpft und mit wenig Schlaf bald meinen Vorgesetzten gegenübertreten. Oh, wie entspannt es dann doch in der Gegenwart des Imperators wäre.
Nach einem kräftigen Gähnen schlug ich die dünne Decke zurück und setzte mich auf. Mein Blick flog sofort zu der Maske aus Stein, sowie er jeden Morgen in ihre Richtung gezogen wurde. Sie ruhte auf einem kleinen Tisch neben dem Bett und wirkte so fehl am Platz. Seit fünfzehn Jahren schützte sie mein Gesicht vor sämtlichen Blicken Eridias. Während andere Scalras zu ihrem Schutz Rüstungen und Helme trugen, so war mein einziger Schutz diese Maske und dass nicht nur für den Kampf, sondern auch für mein allgemeines Leben. Ich hatte mich so sehr daran gewöhnt diese Maske aufzusetzen, dass sie für mich wie eine zweite Haut war und der Gedanke daran das andere Menschen mein Gesicht sehen könnten, machte mir Angst.
Begleitet vom Lauten Poltern und Zischen der Maschinen des Luftschiffes stand ich auf und trat in das angrenzende Bad. Es war winzig und reichte gerade mal dafür, dass man sich einmal im Kreis drehen konnte. Mir genügte es im Moment vor dem Waschbecken stehen zu können. Die Kühle des Raumes mit den metallenen Wänden, glitt über meinen freien Oberkörper und kurz verzog ich das Gesicht da neben der Kühle auch der Geruch nach altem Metall den Raum erfüllte. Während das kalte Wasser über meine Hände glitt, schweifte mein Blick nur ab und zu auf mein Spiegelbild vor mir an der Wand. Ich tat es mehr unbewusst und abwesend, denn was brachte es mir schon auf mein Aussehen zu achten, wenn mein Gesicht sowieso den ganzen Tag unter einer Maske verborgen lag.
Es dauerte einen Moment, bis das kalte Wasser wärmer wurde. Ich ließ meine Hände so lange unter dem nassen Strahl und zuckte wegen der Kälte nicht einmal zurück. Ich war zwar nicht gegen Kälte immun, doch sie zerrte nicht an meinen Kräften und machte mich auch nicht schwach.
Während meiner Ausbildung hatte ich gelernt nicht aufgrund von Hitze oder Kälte zusammenzubrechen, nicht einmal wegen Schmerzen oder Gefühlen dürften wir unseren Kampfgeist aufgeben. Ein kurzer Schauer lief mir über den Rücken als ich daran dachte, wie wir auf die brutale Weise dies hatten lernen und trainieren müssen. Unsere Ausbilder hatten einen schon beim kleinsten Fehler so stark verprügelt, dass wir oft Mal mit blutenden Wunden und gebrochenen Knochen hatten weiter trainieren müssen. Oder aber wir bekamen keine Trinkpause, mussten drei Stunde nach dem Ende weitertrainieren oder wurden stundenlang in dem Raum eingesperrt, den wir Kinder damals Dunkelkammer genannt hatten.
Es war keine schöne Zeit gewesen, aber dieses harte Training hatte seinen Grund gehabt und war wichtig für die Sicherheit von Eridia – wir waren wichtig für die Sicherheit von Eridia!
Während ich mir mit dem frischen Wasser ein paar Mal übers Gesicht strich, flogen meine Gedanken zurück an den gestrigen Tag. Um genauer zu sein, dachte ich an das zurück was in der Kneipe geschehen war. Diese mir fremden und merkwürdigen Bilder. Es war wie eine Art Vision oder ähnlichem gewesen, doch eigentlich konnte dies nicht sein, denn nur Mykos's konnten Visionen bekommen. Außerdem...für eine Vision hatten sich diese Bilder zu real angefühlt.
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Daegor - Blut und Schimmer
FantasyBAND 1 DER DAEGOR-REIHE In Echos Welt gibt es viele mit Magie verbundene und erschaffene Lebewesen. Doch einzig das Volk der Daegor, dämonenhafte Geschöpfe mit einer grausamen Seele, werden von der Gesellschaft gehasst und gejagt. Auch in Echo regt...