Kapitel 37.3 - Daegors

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Fynch

,,Was war das?", fragte Mishu und blickte erschrocken zu Jacomo.

Jacomos Miene verhärtete sich schlagartig. ,,Ein Daegor", murmelte er finster. Offenbar kannte auch er die Herkunft des Schreis.

,,Wohlmöglich der dunkle Daegor." Ich war selbst darüber überrascht zu sprechen. Zwar schien mein Hals bei jedem Wort in Flammen aufzugehen, aber ich konnte es nicht lassen genauso über Jacomo zu spotten, wie er zuvor über mich. ,,Sasha hat also mal...wieder deinen Befehl ausgeführt. Noch...noch so ein Höhepunkt für...für den Schnitter."

Wütend bleckte Jacomo die Zähne. Mit ganzer Kraft trat er mir ins Gesicht, was sich durch die Lähmung nicht so schmerzlich anfühlte, wie es vermutlich geplant gewesen war.

,,Mishu!", befahl Jacomo dann. ,,Lock die Missgeburt her. Vielleicht wird sie ja ein wenig mit unserem Bruder spielen wollen."

Mishu trat gerade vor und nickte, als die Straße von einem tiefen Knurren erfüllt wurde. Eine dunkle Silhoette erhob sich aus der dreckigen Luft. Zwei lange Arme mit glühenden Krallen zogen einen dunklen Körper mit steinernen Haut. Ich warf nur einen Blick auf das rot leuchtende Feuer und die rotglühenden Augen und erkannte, dass es nicht Echo war. Dies war ein Daegor der Art Sorvu.

,,Na super", seufzte Jacomo, ,,noch so eine Missgeburt."

Da diese Missgeburt über ein gutes Gehör verfügte, war die Reaktion auf die Worte passend. Knurrend blieb der Daegor stehen, das Feuer wirkte so hell wie ein entfachtes Leuchtsignal. Mit einem langgezogenen Schrei trat er aber dann langsam zurück. Verwirrt schaute ich ihm dabei zu. Er schien keine Angst zu haben, aber weshalb zog er sich zurück?

Die Antwort kam von selbst als ein weiterer Schrei ertönte – eine Antwort für den Sorvu. Nur war dieser Schrei kraftvoller und voller Inbrunst. Ein Schatten legte sich auf einmal über uns. Mit aller Kraft die ich aufbringen konnte, drehte ich mich auf den Rücken, wodurch ich besser meine Umgebung sehen konnte. Und so konnte ich auch den großen Schatten sehen, der über uns auf dem Dach eines Hauses stand und mit glühenden Augen zu uns herabschaute.

Bei dem Schatten handelte es sich auch um einen Daegor. Auf den ersten Blick schien dieser Daegor kleiner zu sein als der Sorvu, doch die Größe war im Vergleich zu der Macht des Geschöpfs unwichtig. Dunkle, tiefschwarze Flammen züngelten sich neben dem Hinterkopf und Rücken auch um den Hals, Brustkorb und Armen. Die Augen waren ein Lichtspiel aus weiß und schwarz, je nachdem in welche Richtung der Daegor den Kopf drehte, manchmal glänzten sie auch grau auf. Genauso wie die Augen leuchteten auch die Krallen auf. Als würden sie sich in feinen Sand bohren, vergruben sich die Krallen in den Beton des Hauses, wodurch kleine Betonbrocken herabfielen und sich mit dem Schutt der Straße vermischten. Doch dies war nicht der einzige Schaden, den die Krallen verursachten. Unter den Klauen des Daegors veränderte sich das Material des Hauses. Es war zwar langsam und man musste genauer hinsehen, doch man konnte sehen, wie das Dach unter den Klauen des Geschöpfs schwarz und brüchig wurde. Der Beton schien zu verfaulen.

Neben mir schnappte Jacomo nach Luft. Ich sah wie seine Hände anfingen zu zittern und seinem Gesicht die Farbe entwich. ,,Der dunkle Daegor."

Echo!

,,Du wolltest doch ihre wahre Macht entfesseln." Beim Klang meiner Worte drehte sich Jacomo wieder zu mir um. Durch seine Wut bekam sein Gesicht langsam wieder an rote Farbe. ,,Sei doch froh darüber."

,,Halt die Klappe!", fuhr mich Jacomo an und trat mir wieder ins Gesicht.

Als der dunkle Daegor das sah, brüllte er so kräftig auf, dass man den Eindruck hatte der Boden würde wackeln. Fauchend sprang sie vom Dach herunter und wirbelte Staub unter ihren Klauenhänden auf. Wie zuvor auf dem Dach, wurde auch der Boden unter den Klauen langsam schwarz und bei jedem Schritt hinterließ sie verfaulte Erde.

Daegor - Blut und SchimmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt