Fynch
Verwirrt hielt ich inne. Meine Worte versanken irgendwo in meinem Gehirn, während die soeben gesagten Worte in meinen Ohren widerhallten. Was hatte sie mit diesen Worten gemeint? Doch nicht etwa...
Lady Ascillia hatte ihren Fehler sofort bemerkt. Genauso wie ich hielt sie erschrocken über ihre eigenen Worte inne. Langsam und angespannt atmete sie aus, wobei ihr sonst selbstsicherer Blick nervös war. Noch nie hatte ich Lady Ascillia nervös gesehen. Langsam richtete sie sich auf und mit ihrem ersten Schritt wollte sie sich vom Tisch zurückziehen. Doch bevor sie einen weiteren Schritt machen konnte, schoss mein Arm vor und ergriff ihr Handgelenk. Erschrocken zuckte Lady Ascilla zusammen und als sie mich erschrocken ansah, konnte ich mir ihren nun aufblitzenden Gedanken erahnen: Würde ich ihr weh tun?
,,Was haben Sie gesagt?", fragte ich langsam und mit deutlicher Wut in der Stimme.
,,Fynch..." In ihrer Stimme schwang Vorsicht und wieder dieser bisher unbekannte, flehende Ton. ,,Ich weiß du hast Fragen, aber bitte lass sie uns ein anderes Mal-"
,,Keine Lügen!" Mein Griff an ihrem Handgelenk verstärkte sich und kurz verkrampfte sich ihr Gesicht vor Schmerz. ,,Entweder Sie werden mir jetzt die ganze Wahrheit erzählen oder – ich schwöre bei den Seelen der Götter – die Alchemisten haben bald einen neuen Auftrag zu erledigen!"
Als ich ein weiteres Mal den Druck verstärkte zuckte Lady Ascillas ganzer Körper zusammen. Unschlüssig schloss sie die Augen und in ihrem Kopf schienen die Politiker-Zahnräder wild zu rattern. Als sie nämlich wieder ihre Augen öffnete, trug sie diese neutrale, selbstsichere Maske mit der sie mich als Kind ständig beeindruckt hatte.
,,Es war eine Grundidee von Imperator Thirn gewesen", begann sie und immer wieder huschte ihr Blick zwischen mir und meiner Hand hin und her. Er war abwartend, als würde sie darauf warten – oder es wissen – dass ich gleich ihr Handgelenk losließ. ,,Er wollte für das Land eine besondere Einheit. Soldaten mit tödlichen Bewegungen, starker Magie und einer unzerstörbaren Loyalität zum Imperium. Diese Soldaten sollten die Besten der Besten sein, unsere Geheimwaffen." Sie blickte mir direkt in die Augen und ich meinte ein kurzes Zittern an ihren Arm zu spüren. ,,Unsere Scalras."
,,Sie erzählen nicht die ganze Wahrheit", knurrte ich und mit dem Zucken meiner Finger drohte ich ihr ein wenig.
Den kleinen Wink verstand Lady Ascillia sofort. Sie atmete einmal tief ein und fuhr dann schnell fort. ,,Wir wussten wie wir solch besondere Soldaten bekommen könnten. Kein Volk von Eridia wäre richtig oder stark genug. Keines außer die Feuerseelen. Deswegen fing das Imperium so viele Feuerseelen wie möglich ein, mit dem Ziel sie in Menschen einzupflanzen, damit diese die wilde Magie eines Daegors bekämen. Aber...uns wurde schnell klar, dass Erwachsene nicht gut genug wären. Man könnte sie nicht besser machen und sie würden lange brauchen, um sich an die neuen Kräfte zu gewöhnen. Deswegen kamen wir zu dem Entschluss das Kinder die bessere Wahl wären und wir beschlossen die Feuerseelen in Kinder einzupflanzen und sie zu den besten Soldaten des Imperiums zu machen."
Sofort ließ ich ihre Hand los. So schnell und so weit wie möglich trat ich vom Tisch zurück, um so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen. Ihre Worte – ihre Beichte – fühlte sich wie Gift auf meiner Haut an. Ich wollte diese erschreckenden Worte nicht mehr hören! Aber ich konnte nicht gehen und sie dürfte nicht mit der Wahrheit aufhören.
,,In mir steckt eine Feuerseele", fasste ich mit erstickter Stimme zusammen. Tief in mir verspürte ich Panik und ich bemühte mich diese Panik nicht nach außen dringen zu lassen. ,,Meine Magie stammt also davon, dass ich in Wahrheit ein Daegor bin."
,,Du bist kein Daegor!"
Als Lady Ascillia einen Schritt zur Seite trat macht ich einen Schritt zurück. Sie wollte zu mir, aber ich konnte ihre Nähe nicht mehr ertragen. Sie begriff es schnell und blieb stehen, wobei sich die Nägel ihrer angespannten Finger in die Innenseite ihrer Hände bohrten. ,,Dank dem was Cornelia entdeckt und gelernt hat, bringt diese Verschmelzung keine Daegors mehr hervor. Du bist ein ganz normaler Mensch, aber einfach mit magischen Fähigkeiten."
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Daegor - Blut und Schimmer
FantasyBAND 1 DER DAEGOR-REIHE In Echos Welt gibt es viele mit Magie verbundene und erschaffene Lebewesen. Doch einzig das Volk der Daegor, dämonenhafte Geschöpfe mit einer grausamen Seele, werden von der Gesellschaft gehasst und gejagt. Auch in Echo regt...