Männlich, weiblich, divers. Bei jedem Dokument, jeder Seite, jeder Anfrage wird das Geschlecht angegeben. Doch es ist nicht das einzige, denn es gibt noch ein zweites Geschlecht – eines, welches sich erst mit etwa zwölf Jahren zeigt. So wie die Blutgruppe bestimmt werden kann, kann auch das sogenannte zweite Geschlecht bestimmt werden. Dabei wird ebenfalls in drei Kategorien unterschieden: α (Alpha), β (Beta) und Ω (Omega). Dabei ist das zweite Geschlecht unabhängig vom ersten.
Der größte Teil der Menschheit macht die Gruppe der Betas, etwa 90 %. Die Alphas und Omegas haben nur einen kleinen Anteil von jeweils etwa 5 %. Doch worin unterscheidet sich das zweite Geschlecht voneinander?
Da Betas den Hauptanteil der Bevölkerung ausmachen, werden sie als „normal" angesehen. Dabei können sich nur Frauen und Männer miteinander fortpflanzen. Dasselbe gilt für die Alphas.
Nun kommen wir zu der großen Ausnahme, was macht die Alphas und Omegas so besonders?
Omegas können sich unabhängig von ihrem ersten Geschlecht fortpflanzen, denn alle besitzen die Geschlechtsorgane, um schwanger zu werden. So können männliche Omegas ebenfalls Nachwuchs bekommen und ebenfalls feucht werden, wie die weiblichen Vertreter ihres Geschlechts.
Das, was die Alphas und Omegas von den Betas grundsätzlich unterscheidet, sind die sogenannten Pheromone. Sie sind in der Lage Lockstoffe auszusenden, um den jeweils anderen eine Nachricht zu senden. Diese kann unterschiedlich sein. Es kann eine Einladung sein, ein Signal, dass man sich paaren möchte oder Interesse hat. Ebenso kann es als Warnung oder zur Einschüchterung dienen. Oftmals wird es als Geruch bezeichnet, doch es geht tiefer. Viele sind in der Lage, diese gezielt einzusetzen, doch manchmal gibt man diese auch unterbewusst von sich.
Das ist jedoch nicht die einzige Besonderheit. Ein Alpha und Omega können eine besondere Bindung eingehen, sodass niemand mehr in der Lage ist, diese Pheromone wahrzunehmen. Diese erfolgt durch einen Biss des Alphas in den Nacken des Omegas.
Nun zur letzten Besonderheit. Omegas gehen in regelmäßigen Abständen in einen Zustand über, in dem eine Empfängnis besonders wahrscheinlich ist. Dieser Zustand wird als Hitze bezeichnet und in dieser sind sie besonders erregt, locken insbesondere Alphas mit einem intensiven Geruch. Diese klingt in der Regel nach ein, zwei Tagen ab.
Heutzutage wird diese mithilfe von Medikamenten problemlos kontrolliert, sodass es nur selten zu Problemen kam. Zudem sind in jedem öffentlichen Gebäude Medikamente, um im Notfall den Omega versorgen zu können, denn ein Übergriff durch einen Alpha war seit fünf Jahren offiziell eine Straftat und konnte dem Omega nicht mehr angelastet werden. So tragen viele Alphas zur Sicherheit ein Medikament mit sich, um zu verhindern, dass sie durch die Hitze eines Omegas die Vernunft verloren.
Diskriminierung aufgrund des zweiten Geschlechts ist ebenfalls strafbar, so war das Zeitalter, in dem auf Omegas herabgesehen worden war oder sie als Brutmaschinen gesehen wurden, vorbei. Es ist eine Zeit der Gleichberechtigung und Chancengleichheit, wofür diese hart gekämpft hatten.
༻✧༺
Lív schaute auf. Der Lehrer hatte seinen Vortrag endlich beendet. Es hört sich ja richtig spaßig an, ein Omega oder Alpha zu sein. Auch wenn der Lehrer von Gleichberechtigung sprach, so war das wie bei der Hautfarbe Utopie. Alphas wurde nach wie vor eine strahlende Zukunft vorgesagt und die Leute umschwärmten sie wie die Fliegen. Darauf hätte ich keine Lust.
Er schätzte es, wenn die Leute, die ihn umgaben, ihn mochten, nicht sein Geschlecht. Zudem würde er seine Zukunft selbst entscheiden, dafür arbeiten. Wenn er etwas erreichen wollte, würde er lernen und es Stück für Stück erreichen. Was machte das zweite Geschlecht für einen Unterscheid?
„So, nun erhaltet ihr die Resultate eurer Einstufung. Bitte gebt diese bei euren Eltern ab", sagte der Lehrer und teilte Briefumschläge aus. In diesen stand das zweite Geschlecht, das man besaß. Dieses würde in den Ausweis eingetragen werden, den man mit zwölf Jahren erhielt.
Desinteressiert schaute Lív auf den Umschlag, der vor ihm lag und seinen Namen trug. Den schau ich mir Zuhause an.
„Ich bin ein Beta", erklang es neben ihm und das schien der Startschuss zu sein. Plötzlich rief jeder sein Geschlecht durch Raum, als wäre es eine Wettbewerb. Menschenskinder.
„Was ist dein zweites Geschlecht?", fragte Liam, sein bester Freund.
Lív schaute ihn an. „Keine Ahnung, schau ich mir daheim an." Er hatte keine Lust auf den Zirkus.
Plötzlich wurde ihm der Brief aus der Hand gerissen. Keith, ein größerer Klassenkamerad und leider auch Idiot, riss diesen auf. „Bist du blöd, gib den zurück", sagte Lív angepisst und wollte nach diesem greifen, doch er war zu klein.
Keith holte den Zettel heraus und las laut vor: „Lív Sullivan, Omega."
Plötzlich wurde es still. Klasse. Genervt riss Lív ihm den Zettel aus der Hand und steckte in seine Tasche, dann setzte er sich. Als er die Stille bemerkte, schaute er sich verwirrt um. Was ist los? Er konnte es in Keiths Gesicht einen Ausdruck sehen, der ihm gar nicht gefiel.
„Soso, ein Omega also", sagte dieser mit einer herablassenden Stimme.
Lív schaute ihn an und fragte: „Und?" Er wusste nicht, wo das Problem lag. Doch an diesem Tag hatte sich etwas verändert, er konnte es in ihren Augen sehen.
DU LIEST GERADE
Drive you crazy ✅️
Fantasy„Hach, Lív. Du spielst wirklich mit dem Feuer. Was, wenn der scharfe Unbekannte jemand ist, mit dem du nicht rechnest?" „Und wer?", erwiderte Lív, neugierig, was sich sein bester Freund wieder einmal ausmalte. „Keine Ahnung, zum Beispiel dein Boss"...