Kapitel 2

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Lív lief in das Büro des Chefs. Die Firma war in den letzten Jahren stark gewachsen und damit auch der Austausch und die Beziehung zu anderen Firmen. Lív hatte sich bis dahin herausgehalten und auch höhere Positionen, die ihm angeboten worden waren, abgelehnt. Er wollte keine Führungsposition, denn er liebte, was er tat. Die Gehaltserhöhung hatte er jedoch mitgenommen.

„Guten Tag, Mr. Klark", begrüßte er den Präsidenten ihrer Firma. Dieser hatte ein makelloses Erscheinungsbild, wie auch sein Büro. Der Anzug saß perfekt und auch die Haare. Er war Mitte Fünfzig und ein erfolgreicher Mann, doch immer noch bodenständig. „Mr. Cheng", sagte er und nickte dem Assistenten zu, der in der Ecke an einem kleine Schreibtisch saß und am Laptop arbeitete. Leider mochte er es nicht, in dessen Büro zu sein, denn hier kamen die Gerüche von verschiedenen Alphas zusammen. Das war etwas, das Lív an seinem zweiten Geschlecht ärgerte.

„Mr. Sullivan, bitte setzen Sie sich", begrüßte er ihn und Lív tat es.

Der Stuhl war zwar bequem, doch er wollte es schnell hinter sich haben.

„Gut, machen wir es kurz. Ihre hervorragende Arbeit ist nun in die höheren Ebenen vorgedrungen."

Sonst würde ich hier nicht sitzen. Ich hoffe, er versucht mir nicht wie der vorherige eine höhere Position aufzuquatschen. Doch er hörte erst einmal schweigend zu.

„Wir haben eine Anfrage über eine Kooperation mit S & N Electronics erhalten. Sie wollen Sie für zwei Monate ausleihen, damit Sie an einem Projekt bei ihnen arbeiten."

Lív klappte der Mund auf. Nein. Er hatte sich extra diese Firma ausgesucht, weil der größte Anteil Betas war. Das war bei S & N Electronics nicht der Fall, dort gab es einen überdurchschnittlichen Anteil an Alphas.

Der Präsident setzte sich und schaute ihn an. „Hören Sie. Ich weiß immer noch nicht, warum Sie bei uns sind. Sie hätten ohne Probleme in die größten Firmen des Marktes einsteigen können und dank Ihnen sind wir seit einem Jahr konkurrenzfähig. Was auch immer der Grund ist, ich hoffe das, was Sie bei uns gefunden haben, wird Sie auch weiterhin hier halten."

Ah. Verstehe. Er hat Angst, dass sie mich abwerben. Die Kooperation war schon beschlossene Sache, also war der einzige Grund, wieso sich ein hohes Tier mit ihm beschäftigte - die Angst, er könnte gehen.

„Mr. Klark, ich habe mir diese Firma aus einem guten Grund ausgesucht. Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass ich gehe. Solange ich meine Arbeit wie bisher verrichten kann, mit den Freiheiten, die Sie mir gestatten, werde ich keinen Gedanken daran verschwenden, zu gehen." Er mochte seine Abteilung, seine Kollegen und das Arbeitsklima. Die Bezahlung war hervorragend und er hatte uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Wieso sollte er das aufgeben?

Der Mann vor ihm nickte. „Gut. Bitte seien Sie vorsichtig. Wir haben gewisse Informationen über Sie geschwärzt, zur Sicherheit versteht sich."

Lív nickte. Sie wissen also nichts über meine Familie und mein zweites Geschlecht. Er hatte das Zweite bei der Bewerbung angegeben, auch wenn er es nicht hätte müssen. Doch ihm schien es nur fair, mit offenen Karten zu spielen, da er in gewissen Abständen zwei freie Tage brauchte und die Firma verpflichtet war, diese zu bezahlen. Ihm durfte laut Gesetz kein Nachteil daraus entstehen, dass er ein Omega war.

„Gut, dann werde ich nun gehen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag", verabschiedete er sich von dem Präsidenten.

Als Lív das Büro verlassen hatte, schaute der Präsident nachdenklich aus dem Fenster. „Wie schlimm ist es?", fragte dieser seinen Assistenten.

„Er verbirgt seinen Geruch nicht, strömt ihn aber auch nicht explizit aus. Wenn man ihm nahekommt, kann man ihn wahrnehmen. Wir müssen hoffen, dass er keinem Alpha zu nahe kommt und dessen Aufmerksamkeit auf sich zieht", antwortete Mr. Cheng, der ebenfalls ein Alpha war – jedoch noch ungebunden.

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