Nico Schlotterbeck x Antonios Papadopoulos [transfer]

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Nico POV:

Nervös vor und zurück hibbelnd saß ich auf dem Sofa. Immer wieder wanderte mein Blick zu dem kleinen viereckigen Gerät, das auf dem Wohnzimmertisch vor mir lag. Es lag dort mit dem Display nach unten, damit ich die zahlreich aufpoppenden Nachrichten nicht sehen musste. Hören konnte ich sie auch nicht, denn ich hatte, nachdem ich vor einigen Minuten die Neuigkeiten über meinen Wechsel gepostet hatte, mein Handy augenblicklich auf stumm geschaltet.

Zwiegespalten starrte ich das Handy an. Einerseits wollte ich nur zu gerne die Reaktionen auf meinen Wechsel sehen, aber andererseits...was, wenn mich die Fans hassten? Was, wenn sie dachten, dass ich nicht in ihren Verein passte?

Plötzlich hörte ich Schritte aus der Richtung des Badezimmers und kurz darauf erschien Antonios im Türrahmen. Ich war nach dem Spiel am Samstag zu ihm nach Dortmund gefahren, um Zeit mit ihm zu verbringen und um mich etwas an Dortmund zu gewöhnen. Hier würde ich schließlich nach dem Sommer leben.

„Alles klar?", fragte der Deutsch-Grieche mich mit einem etwas besorgten Ausdruck im Gesicht, „Wie haben sie reagiert?", hakte er nach. Ich hatte ihm natürlich vorhin erzählt, dass ich das Verkünden meines Wechsels zum BVB vorverlegen wollte. Eigentlich hatte ich es erst nach der Saison tun wollen, aber ich hatte es nicht mehr ausgehalten. Als Antwort auf die Frage zuckte ich bloß mit den Schultern, sein Blick fiel auf mein umgedrehtes Handy auf dem Wohnzimmertisch. „Hast du noch nicht nachgeguckt?", meinte er, es klang zu gleichen Teilen wie eine Frage, als auch wie eine Feststellung. Ich schüttelte stumm den Kopf.

Antonios seufzte, ehe er zu mir herüberkam und sich neben mich auf das Sofa fallen ließ. Sein eindringlicher Blick haftete auf mir. Er brauchte gar nichts zu sagen. Sein Blick sagte lauter „Was ist los?" als Joshua Kimmich schreien konnte. „Was ist, wenn die Fans mich nicht mögen?", sprach ich also meine Bedenken aus. Sofort schlich sich ein aufmunterndes Lächeln auf Antonios' Gesicht, er griff nach meiner Hand und drückte sie sanft.

„Sie werden dich lieben.", widersprach er mir bestimmt. Dabei klang er so sicher und überzeugt von seinen Worten, dass ich fast gar nicht anders gekonnt hätte, als ihm Glauben zu schenken. „Woher willst du das wissen?", wandte ich ein. „Weil man gar nicht anders kann, als dich zu lieben. Das trifft auf mich zu, auf meine Familie, deine Familie und auf jeden anderen.", erwiderte er wie aus der Pistole geschossen.

Ich musste lächeln. Manchmal konnte mein Freund ja echt süß sein. Plötzlich begriff ich, was er da eben gesagt hatte und ich sah ihn ungläubig an. „Was?", fragte er mit gerunzelter Stirn. „Hast du gerade indirekt gesagt...", brachte ich hervor, „Dass du mich liebst?" Innerhalb von fast einem Jahr Beziehung hatte es noch niemand gewagt, die Worte auszusprechen. Ich selbst war einfach viel zu unsicher und selbstzweifelnd gewesen, um es zu tun. Was, wenn ich ihm sagen würde, dass ich ihn liebte, und er mir sagen würde, dass ich nicht gut genug sei?

Tief in mir drin wusste auch ich, dass das absoluter Bullshit war. Niemals würde Antonios mir sagen, ich wäre nicht gut genug. Selbst, wenn er aus irgendeinem Grund keine Beziehung mehr mit mir führen wollen würde, würde er so etwas nie sagen. Doch dieses Wissen hatte nie die Oberhand gewonnen und so hatte ich die drei Worte noch nicht in den Mund genommen.

Ich wurde von Antonios aus meinen Gedanken gerissen, als er auf meine Frage antwortete: „Kann man so sagen, ja." Mein Atem stockte. Ich versuchte zu antworten, wollte ihm sagen, dass ich ihn auch liebte, aber kein Laut kam über meine Lippen. Also beschloss ich, Worte statt Taten sprechen zu lassen. So nah wie es nur ging rutschte ich an ihn heran, um unsere Lippen zu vereinen. Der Kuss war lang und gefühlvoll. Nachdem wir uns voneinander getrennt hatten brachte ich keuchend hervor: „Ich...liebe dich auch. Seit dem Tag, an dem du mich fast mit einer Tür erschlagen hast." Ich grinste, während ich den zweiten Satz aussprach. Augenblicklich beschwerte sich mein Freund: „Ich hab dir schon zehntausendmal gesagt, dass es keine Absicht war und dass es mir leid tut!" Ich kicherte bloß und schwelgte in den Gedanken, an den (vermutlich) besten Tag meines bisherigen Lebens.

Warum genau ich in Berlin gewesen war, konnte ich nicht mehr sagen. Auf die Frage, warum ich ins Alexa gegangen war, obwohl ich shoppen hasste, wusste ich noch weniger eine Antwort. Wahrscheinlich hatte Keven mich mitgeschleppt, der liebte shoppen nämlich. Aber wie auch immer, jedenfalls waren wir gerade auf dem Weg aus irgendeinem Laden hinaus gewesen. Ich hatte gerade die Tür aufdrücken wollen, da schwang sie mit Vollkaracho auf und traf mich. Ich war in Keven hineingestolpert, der hinter mir gestanden und sich aus drei Gründen kaputtgelacht hatte. Erstens: Ich hatte soeben eine Tür abbekommen. Zweitens: Ich hatte besagte Tür soeben durch Drücken öffnen wollen, obwohl in fetten Buchstaben „Ziehen" daran stand. Drittens: Es war eine Glastür gewesen. Wie zur Hölle also hatte ich nicht sehen können, dass gerade jemand von der anderen Seite die Tür hatte öffnen wollen?

Andererseits könnte man natürlich auch fragen: Wieso hatte der Typ auf der anderen Seite der Tür nicht gesehen, dass auf der anderen Seite jemand vor der Tür gestanden hatte? Hatte der etwa keine Augen im Kopf gehabt?

Eigentlich hatte ich mich lautstark über die Dummheit der Menschheit aufregen wollen, doch als ich gesehen hatte, wer mir gerade die Tür gegen den Schädel gehauen hatte, hatte ich kein Wort mehr herausgebracht. Hätte ich nicht schon lange gewusst, dass ich schwul war, hätte ich meine Sexualität wahrscheinlich spätestens an diesem Punkt nochmal überdacht.

„Oh Gott, tut mir echt leid!", hatte der Typ, der sich später als Antonios entpuppt hatte, verlegen gelacht, „Alles okay?" Ich hatte langsam genickt. „Oh ja, keine Sorge! Es geht ihm blendend!", hatte Keven gekichert, woraufhin ich ihm einen Todesblick geschickt hatte. „Moment.", hatte Antonios plötzlich mit erhobenen Augenbrauen gesagt, „Du bist doch Nico Schlotterbeck, oder?" Im Hintergrund hatte Keven geschnaubt, ich hatte die Frage bejaht und Antonios hatte mir lächelnd die Hand geschüttelt. „Schön, dich mal zu treffen! Ich bin Antonios Papadopoulos, ich spiele in der dritten Liga für die zweite Mannschaft von Dortmund."

Wir hatten uns kurz unterhalten, wobei Keven mehr oder weniger das fünfte Rad am Wagen gewesen war, und festgestellt, dass wir uns echt gut verstanden. Also hatten wir kurzerhand unsere Telefonnummern ausgetauscht und beschlossen, dass wir uns auf jeden Fall treffen müssten, wenn er mal in Freiburg wäre oder ich in Dortmund.

Tatsächlich war es nur wenige Wochen später gewesen, dass Dortmund auswärts in Freiburg gespielt hatte. Er war mitgereist und wir hatten uns nach dem Spiel (welches wir natürlich gewonnen hatten) noch getroffen.

Danach hatten wir uns einige Zeit nicht mehr gesehen, bis Keven mich wortwörtlich nach Dortmund geschleppt hatte, „damit ich mal mit Antonios über meine Gefühle reden konnte". Nun ja, nach einigem hin und her hatte ich das schließlich getan und...jetzt waren wir seit mehreren Monaten zusammen.

Ich tauchte aus meinem kleinen Gedankenausflug auf. „Ne, im Ernst. Eigentlich bin ich froh, dass du mir die Tür vor den Latz geknallt hast.", stellte ich grinsend klar, „Sonst wären wir jetzt nämlich nicht da, wo wir jetzt sind." „Stimmt.", nickte er, „Also sollten wir froh sein, dass wir beide blind durch diese Tür gehen wollten?" „Auf jeden Fall!", stimmte ich ihm zu.

Auf einmal angelte er sich mein Handy vom Wohnzimmertisch. „So,", begann er, während er sich auf dem Sofa zurechtrutschte und dann einen Arm nach mir austreckte, um mir anzuzeigen, ich solle mich zwischen seine Beine legen. Dieser Aufforderung kam ich nur zu gerne nach. Zufrieden drückte ich mich an seine Brust. „Wir schauen uns jetzt mal die Kommentare an.", beschloss er, ehe er meinen Code eingab, um das Handy zu entsperren, „Zusammen, ja?"

Ich zögerte kurz, dann nickte ich. Er öffnete Instagram und suchte nach meinem Post, bei dem er dann auf die Kommentarsektion klickte. Anschließend begann er, durch die zahlreichen Kommentare zu scrollen. Ich war überwältigt. Es gab so viel positives Feedback. Sowohl von Freiburgern, die mir alles Gute für die Zukunft wünschten, als auch von Dortmund-Fans, die sich darüber freuten, dass ich in der nächsten Saison in schwarzgelb spielen würde.

„Wow.", war alles, was ich dazu sagen konnte. Unter mir spürte ich, dass Antonios leise lachte. „Habe ich doch gesagt!", grinste er und platzierte einen Kuss auf meinen Haaren, „Sie können dich nur lieben!"

Ich hatte schon etwas länger vor, einen Oneshot zu diesem Pair zu schreiben und die Bestätigung von Nicos Wechsel war irgendwie ein guter Anlass.
Ich hoffe, euch hat der Oneshot gefallen!

MsReyland

Fußball Oneshots Vol. IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt