Karim Adeyemi x Nico Schlotterbeck [take my hand]

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words: 1144

„Take my hand, now and forever"

Karim POV:

Ich liebte Dortmund. Die Stadt, den Verein. Es war wie eine riesige Familie. Das Trainerteam, der Vorstand, alle anderen Mitarbeiter im Verein, meine Mitspieler und natürlich die Fans.

Ich hatte hier direkt Anschluss gefunden. Vor allem mit Jamie und Youssoufa verstand ich mich sehr gut. Und dann war da ja noch Nico. Mit dem großen Blonden hatte ich schon eine besondere Bindung gehabt, seit wir uns in der U-Nationalmannschaft kennengelernt hatten. Diese hatte sich dadurch, dass wir jetzt auch im Verein zusammenspielten nur verstärkt.

Gerade befand ich mich im Training. Während einer kurzen Trinkpause ließ ich meinen Blick über den Trainingsplatz schweifen. Jude und Gio lachten zusammen, die Torhüter waren hochkonzentriert bei der Sache, Marco hielt den Ball hoch, während er darauf wartete, dass er mit der Schussübung dran war, die Nico gerade vollzog.

An diesem blieb mein Blick hängen. Ich sah zu, wie der Ex-Freiburger mit Tempo aufs Tor zu dribbelte, dabei mehrere Hindernisse umrundete, die Gegenspieler darstellen sollten, und schließlich den Ball mit einer solchen Wucht im Tor versenkte, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn das Tornetz gerissen wäre.

„Wenn du ihn weiter so anstarrst, fallen dir bald die Augen aus dem Kopf.", erklang es plötzlich neben mir. Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Jamie sich zu mir gesellt hatte. „Ich hab ihm nur zugeguckt!", korrigierte ich den Engländer. „Genau!", grinste der, „Mit Herzaugen."

Mit diesem Kommentar fing er sich einen Stoß in die Rippen und einen Todesblick meinerseits ein. Ich hatte ihm im Vertrauen erzählt, dass Nico vielleicht etwas mehr mochte, als ich sollte. Und zwar nicht, damit Jamie diese Information bei nächstbester Gelegenheit im Training herumposaunen konnte.

Abwehrend hob dieser die Hände. „Chill...hat doch keiner gehört!" Doch genau in dieser Sekunde erschien Nico von irgendwoher und fragte interessiert: „Wer hat Herzaugen?" Für den Bruchteil einer Sekunde spürte ich, wie mein Puls in die Höhe schnellte, doch Jamie antwortete ganz locker: „Gio! Jedes Mal, wenn jemand Erling erwähnt. Ist dir das noch nie aufgefallen?"

„Ne, tatsächlich nicht.", lachte der Blonde, „Ich achte nicht so sehr auf sowas." Gespielt geschockt sah Jamie ihn an. „Was? Da entgeht dir aber ganz schön was! Es ist echt lustig, wie Jule und Marius um einander herumtanzen. Genauso wie Jude und Reece, von Gio und Erling mal ganz zu schweigen. Oh und Karim-" „Klappe", zischte ich, was Jamie zum Glück tatsächlich zum Schweigen bewegte.

Zudem rief Edin just in diesem Moment: „Jamie! Karim! Schlotti! Verschiebt das Kaffeekränzen bitte auf später! Es ist Training!", woraufhin wir uns schnell wieder zu dem anderen gesellten.

Nach dem Training wollte ich so schnell wie möglich nach Hause. Aber weit kam ich nicht, denn kaum hatte ich den Parkplatz betreten, rief jemand hinter mir: „Karim! Warte!" Eigentlich hatte ich absolut keine Lust jetzt stehenzubleiben, aber Nico hätte mich wahrscheinlich sowieso eingeholt, weshalb ich widerwillig anhielt und wartete, bis der Ex-Freiburger zu mir aufgeschlossen hatte.

„Hey, alles gut bei dir? Sonst bist du doch nicht so schnell weg.", erkundigte er sich bei mir. Bildete ich es mir ein oder klang wirklich etwas Sorge in seiner Stimme mit? „Mir geht's gut.", erwiderte ich, während ich mein Auto aufschloss, die Beifahrertür öffnete und meine Tasche auf den Sitz pfefferte, ehe ich die Tür wieder zuschlug.

Nico seufzte. „Was wollte Jamie eigentlich vorhin sagen, bevor du hin unterbrochen hast?", fragte er dann. „Gar nichts." „Karim, du kannst mich nicht anlügen. Warum weiß Jamie, dass du verliebt bist, aber ich nicht?" Nico klang etwas verletzt. „Nico...ich...können wir da bitte wann anders drüber reden. Ich will gerade einfach nur nach Hause.", bat ich ihn. Einige Sekunden lang schien er zu zögern, doch schließlich gab er nach und ließ mich nach Hause fahren.

In den nächsten Tagen versuchte ich so gut es ging, das Thema zu vermeiden. Allgemein sprach ich so wenig wie möglich mit Nico und hielt mich mehr als sonst an Jamie und Youssoufa. Das funktionierte auch ganz hervorragend, bis Edin ein paar Tage später verkündete, wir würden zum Aufwärmen eine Runde Kettenfangen spielen.

Nico fing als Fänger an. Ich war der erste, der gefangen wurde. Wie das möglich war konnte ich mir selbst nicht erklären, denn langsam war ich normalerweise nicht. Aber so war ich nun auch Fänger und musste ich Nico an der Hand nehmen. Ich zögerte, doch Nico griff entschlossen nach meiner Hand und hielt sie fest.

Sofort begann mein ganzer Körper zu kribbeln. Ich war wie gelähmt. Nico würde herausfinden, dass ich auf ihn stand und mich hassen. Als hätte ich mich verbrannt, entzog ich meine Hand seiner und tat das Einzige, was mir in diesem Moment logisch erschien. Ich rannte.

Laut knallend fiel die Tür der Kabine hinter mir ins Schloss. Schweratmend kam ich zum Stehen und ließ mich auf meinen Platz fallen. Mein Gesicht vergrub ich in meinen Händen. Eine Weile saß ich einfach so da, alleine mit meinen Gedanken. Plötzlich öffnete sich leise die Tür. „Karim?" Nico. Ich brauchte nicht einmal aufzusehen, um zu wissen, dass er es war.

Schritte erklangen, einige Sekunden später spürte ich, wie er sich neben mich setzte. „Was ist los, Karim? Rede mit mir.", bat er mich ruhig, doch ich schüttelte nur meinen Kopf. „Habe ich etwas falsch gemacht?", hakte der Ex-Freiburger weiter nach. Wieder schüttelte ich meinen Kopf. Das war typisch Nico, der immer den Fehler zuerst bei sich selbst suchte.

Für einige Zeit herrschte Stille. Irgendwann legte mir Nico einen Arm um die Schulter und zog mich etwas näher zu sich. Wie automatisch lehnte ich mich etwas an ihn. „Karim, du kannst mit mir über alles reden, das weißt du, oder?", vergewisserte sich der Blonde bei mir. „Ich weiß.", erwiderte ich leise.

Einige Minuten saßen wir wieder in absoluter Stille da, bis ich es nicht mehr aushielt. „Was Jamie sagen wollte – oder jedenfalls glaube ich, dass er das sagen wollte – ist, dass ich...naja...ich mag dich, Nico. Vermutlich mehr als ich sollte. Deshalb habe ich vorhin Panik gekriegt, als du meine Hand genommen hast, weil ich Angst hatte, dass du es merkst."

„Wäre das denn so schlimm gewesen?", fragte Nico, ohne mich in irgendeiner Art von sich zu stoßen, wie ich es befürchtet hatte. „Ich mag dich auch, Karim.", fügte er hinzu. Überrascht hob ich meinen Kopf von seiner Schulter, um ihn anzusehen. „Echt?" Lächelnd nickte er.

Plötzlich öffnete sich die Kabinentür ein weiteres Mal, diesmal war es Jamie, der seinen Kopf hereinsteckte. Kurz begutachtete er uns, wie wir lächelnd nebeneinandersaßen. „Gut, wo ihr jetzt anscheinend alles geklärt habt, könnt ihr ja wieder zurück zum Training kommen. Edin wartet." Und schon war er wieder verschwunden.

Langsam erhob ich mich und streckte Nico meine Hand entgegen. „Versprichst du, dass du meine Hand nicht wieder plötzlich loslässt, wenn ich deine nehme?" „Versprochen." Und ich meinte es so. In echt, aber auch metaphorisch gesehen würde ich seine Hand nicht wieder loslassen. Nie wieder.

Wie versprochen hier wieder ein neues Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch und ich hoffe auch, dass ich es wieder schaffe, regelmäßiger zu uploaden.

MsReyland

P.S.
Falls ihr es nocht nicht mitbekommen haben solltet: Ich habe jetzt auch einen Instragram-Account (@ msreyland). Wenn ihr möchtet, folgt mir dort gerne.

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