8. Kapitel

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Ich schaute auf die Uhr. Noch 15 Minuten.
Oh, ich sollte mich beeilen. Aber mein Bett ist so flauschig und bequem.
Also zwang ich mich aus meinem wunderschönen Bett. Ich lief erst in mein eigenes Bad und putzte mir die Zähne. Dann begab ich mich wieder in mein Zimmer zu meinem Schrank. Erst packte ich Sportsachen in meine Tasche. Meine Spitzenschuhe packte ich zur Not auch ein. Danach schaute ich, was ich jetzt anziehen sollte.

Ich entschied mich für eine schwarze Jeans und ein türkisenes T-Shirt. Darüber zog ich die schwarze Lederjacke, die mir Nora geschenkt hatte. Wie ich bemerkte war meine Mutter noch nicht zu Hause. Gut so.
Ich begab mich wieder ins Bad, trug ein bisschen Wimperntusche und Labello auf, weil meine Lippen so empfindlich sind. Ich beschloss es dabei zu lassen und machte meine Haare, die ich gestern geflochten habe, auf.
Sie hatten jetzt etwas Wellen. Sie waren naturglatt, im Gegensatz zu denen meiner Mutter. Sie hatte leichte Locken.

Ich ging runter um mir Frühstück zu machen. Da ich keinen großen Hunger hatte und auf meine Figur achten sollte, dank dem Ballett, entschied ich mich für einen Obstsalat.
Ich schnibbelte ein paar Früchte, als ich fertig war, setzte ich mich auf die Küchenablage und aß.

Als ich fertig war, sah ich auf die Uhr. Die zwanzig Minuten waren vorbei. Ich ging also meine türkisenen Vans anziehen und schaute aus dem Fenster.
Dort stand schon der schwarze Mercedes.
Ich nahm meine Tasche, ging rausl und ief auf den Hof zum Auto. Kyle bemerkte mich und stieg aus und lief um's Auto.
"Hey", sagte er und umarmte mich.
"Hey", sagte ich, während wir uns noch umarmten.
Er machte mir die Tür auf und ich setzte mich auf den Beifahrersitz.
"Und, gut geschlafen?", fragte er mich mit einem leichten Lächeln.
"Ja danke, du?", fragte ich ebenfalls leicht lächelnd.
"Super", bestätigte er mir.
Seine grünen Augen sahen in meine, als er fragte: "Hast du eigentlich einen Freund?"
Gerade sah er so unsicher aus.
"Nein, du?"
"Nö, single."
Hätten wir das auch geklärt.
"Wir sind gleich da, wahrscheinlich sind wir dort alleine, aber es kann durchaus sein, dass jemand kommt.", sagte Kyle. Ich nickte nur. Ich wusste ja nicht mal, wohin es ging.

Er hielt vor einer heruntergekommen Turnhalle.
"Hier hab ich tanzen gelernt, meine Tante hat hier Kurse für die Ärmeren gegeben. Bis sie gestorben ist.", erzählte er mir.
"Unterrichtest du auch?", fragte ich ihn und er nickte.
"Wir sind in etwa einer Stunde zu Hause. Dann kommen die Kinder, die ich unterrichte. Ich wollte sie nicht allein lassen, sie haben nur das Tanzen. Manche haben ihre Eltern verloren, aber manche Eltern der kinder haben Alkohol- oder Drogen-Probleme."
Ich war echt geschockt. Klar, ich kannte ihn noch nicht lange, aber das passte irgendwie gar nicht zu ihm.
"Denkst du, du könntest mir etwas beibringen?", fragte ich.
"Deswegen habe ich dich mitgenommen", sagte er.
Ich musste lächeln.
Nach dem kurzen Gespräch stiegen wir aus und gingen in die Halle. Ganz vorne war eine Spiegelwand. Die anderen Wände waren mit Grafiti vollgesprüht. Auf einem der Kunstwerke konnte man eine schönen Schriftzug lesen: Dance.
"Es ist alles etwas abgekommen, aber ich liebe es hier", erzählte mir Kyle.
"Ach was, hier ist es perfekt", sagte ich fasziniert.
"Findest du?", fragte er und ich nickte.
Er ging zu einem CD-Player, der an zwei riesige Boxen angeschlossen war. Er machte einen Remix aus der Melodie von Fluch der Karibik rein und sagte dann: "Ich werde dir jetzt eine Choreo vortanzen und wenn du sie magst, kann ich sie dir beibringen. Meine Tanzkinder lernen genau den Tanz."
Danach nahm er eine Fernbedienung und ließ das Lied nochmal von vorne los laufen.
Wie er sich bewegte.
Gerade war ich dabei ihn zu mustern. Er trug eine Jogginghose und ein weißes T-Shirt. Er hatte ein rot-schwarz-kariertes Hemd um seine Hüften gebunden und er hatte schwarze Nikes an. Er sah wirklich gut aus. Besser als die Ballettjungs in ihren sauengen Stumpfhosen auf jeden Fall.
Als er fertig war, schaute er mich erwartungsvoll an.
"Los, guck nicht, sondern bring's mir bei. Ich muss mich nur noch umziehen."
Er lächelte zufrieden und deutete auf eine Tür. Ich ging rein und es erwies sich ein Umkleideraum.
Ich zog meine Jogginghose und mein Bauch freies T-Shirt an. Dieses hatte ich auch mit Nora gekauft und sie meinte, ich solle es zum Tanzen anziehen. Ich ging wieder raus und wurde von Kyle angestarrt.
"Was ist los?", fragte ich lachend.
"Nichts, nur dass du mega gut aussiehst. Tolle Figur."
Ich sah an mir herunter und betrachtete meinen Bauch. Er war gut trainiert dank Ballett.
Danach schaute ich zu Kyle. Er lachte.
"Mach mir einfach nach. Wenn ich was zu verbessern hab, dann werde ich es dir sagen", sagte er. Also fingen wir an.

Wir waren immernoch am Tanzen als plötzlich die Tür aufging und ein ungefähr fünfjähriger Junge in den Raum spazierte. Im Gegensatz zu mir war er dunkelhäutig und hatte einen süßen Lockenkopf.

"Hallo Kyle, wer ist das Mädchen da?", fragte er mit süßer Stimme.
"Hey, ich bin Layla und du?", stellte ich mich vor.
"Jonah", sagte er selbstbewusst.
"Kyleee, tanzt sie heute mit?", fragte er.
"Ja, bei mir vorne. Wo ist dein Bruder?", fragte Kyle ihn.
"Er sollte gleich kommen. Der Verräter trifft sich mit nem Mädchen.", erzählte er uns. Ich musste nur lächeln.
"Wie alt ist denn dein Bruder?", fragte ich Jonah.
"14", erzähle er mir.
Die Tür ging auf und mehrere Jungs und Mädchen kamen rein. Sie waren alle im Alter von fünf bis 15, was mich wunderte.
Im Ballett war immer alles nach Alter und Können aufgeteilt.
"Also wir machen heute weiter mit unserer Choreo. Jungs, ihr wisst, was ihr zutun habt. Die Mädchen, die wollen, dürfen ein bisschen Ballett mit Layla tanzen."
Ich schaute ihn mit großen Augen an. Ein paar der Mädchenaugen begannen zu glitzern und ich konnte nichts Anderes als zu sagen, dass ich es mache.
"Geht mit ihr mit zu den Stangen, sie beisst nicht", sagte Kyle.
"Wenn du nur wüsstest", gab ich zurück und ein paar Kinder lachten.

Tatsächlich kamen um die zehn Mädchen mit mir mit. Ich schaute zu Kyle. Er lächelte mich an und ich lächelte zurück. Zu süß, wie er sich um die Kinder kümmerte. Ich zeigte den Mädchen ein paar leichte Übungen an der Stange. Die ließ ich sie dann wiederholen und lief einmal rum um zu korrigieren.
Ein paar Mal sagte ich, sie sollen Spannung halten oder den Kopf höher machen. Als ich ganz hinten angekommen war, hörte ich ein Schluchzen. Ich sah ein Mädchen auf dem Boden sitzen, das weinte.
"Hey, was ist denn los?", fragte ich das kleine Mädchen.
"Ich bekomm das nicht hin", sagte sie.
"Wie heißt du denn und wie alt bist du?", fragte ich sie.
"Ich heiße Charlotte und ich bin fünf", sagte sie immernoch weinend.
"Ich zeige es dir einfach nochmal. Weißt du was? Du darfst mit zu mir nach vorne."
Ihre Augen begannen zu funkeln und sie lächelte jetzt leicht. Ich nahm sie mit nach vorne und zeigte ihr die Übungen nochmal.

Nach einer halben Stunde kam eine Frage von einem ungefähr elfjährigem Mädchen.
"Könntest du uns nicht was vortanzen?", fragte sie mich zuckersüß. Charlotte neben mir schrie laut: "Jaaaa, bitte."
Ich nickte nur und ging zu Kyle. Er schaute mich mit einem fragenden Blick an und ich antwortete ihm: "Die Mädchen wollten, dass ich vortanze, also wenn es okay ist, würde ich mein Handy an die Boxen anschließen und ihnen etwas vortanzen."
Er nickte lächelnd und erklärte es den Anderen. Sie waren damit einverstanden und ich schloß mein Handy an. Es ertönte I see fire von Ed Sheeran. Dazu hatte ich meine eigene Choreo gemacht.
Zuerst machte ich ein paar einfache schritte. Bei dem Refrain machte ich ein paar Sprünge kombiniert mit Platzhaltern. Am Schluss machte ich ein paar Drehungen und ließ mich am Ende auf den Boden sacken. Ich sah auf zu Kyle. Er stand nur da und grinste.
Charlotte war die Erste, die redete.
"Wow, ich möchte auch so tanzen können", sagte sie begeistert. Ich lächelte.
"Wenn ihr wollt, kann ich euch die Choreo beibringen. Ihr braucht nur ein bisschen Geduld. So schwer ist es nicht."
Alle waren einverstanden.
"Layla war für heute der Abschluss. Ihr ward echt gut. Also bis nächste Woche", sagte Kyle. Die Jungs und Mädels zogen sich um und gingen. Kyle und ich setzten uns auf eine der Bänke, die hier drin standen.
"War die Choreo von deinem Training?"
Ich schüttelte meinen Kopf.
"Nein, das war meine eigene", sagte ich und er sah mich lächelnd an.
"Ich hab eine Frage an dich", sagte er zögernd.
"Schieß los", sagte ich. Jetzt war ich gespannt.
"Ich bin in einer Tanzgruppe und wir wollen in drei Wochen zu einem Wettbewerb gehen. Wir sind zu viert, aber es müssen mindestens fünf sein. Deswegen wollte ich dich fragen, ob du nicht vielleicht einsteigen möchtest."
Ich war geschockt.
"Ich weiß nicht. Wie soll ich denn in drei Wochen Hiphop lernen?", fragte ich.
"Das wirst du schon schaffen, bitte Layla, wir brauchen dich. Du bist perfekt, bitte.", flehte er mich an.
"Ich schwör, ich mach alles was du willst."
"Wirklich alles?", fragte ich.
"Ja, alles", sagte er.
"Küss mich", sagte ich ohne darüber nachzudenken. Er zögerte kein bisschen. Er kam mir näher und schließlich lagen seine Lippen auf meinen. Ein wohliges Gefühl breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Kyle lächelte, als ich mich von ihm löste. Wir schauten uns an, als er plötzlich fragte: "Was hatte das zu bedeuten? Ich weiß nicht warum, aber irgendwie wollte ich das schon die ganze Zeit machen."
"Ich weiß es auch nicht. Es ist mir vorhin einfach aus dem Mund gerutscht.", sagte ich.
Aber sein Lächeln verwandelte sich in eine kalte Miene und er sagte:"Ich glaube, du solltest gehen, ich fahre dich."
Was war plötzlich los?

Dance your dream  {abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt