10. Kapitel

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Seid zwei Wochen war mein Leben wieder normal. Die zwei Tage mit Kyle waren anders, aber seit er aus meinem Zimmer raus gegangen ist, hatten wir kein Kontakt mehr. Klar, wir hatten unsere Nummern ausgetauscht, aber ich schrieb ihm nicht und er mir auch nicht. Geschweige denn holte er mich mal ab um zu tanzen, aber ich hatte nach dieser Situation die Hoffnung aufgegeben, dass er irgendwann vor meiner Haustür steht und mich wegen diesem Wettbewerb fragt.
Und falls das doch passiert, muss ich erst wissen, ob er wirklich so fühlt, denn wenn ja, hab ich ein Problem, denn ich glaub, ich fühle da anders.

Wir kannten uns zwei Tage und nach zwei Tagen war alles vorbei? Das wollte ich nicht glauben. Aber seit zwei Wochen war alles wieder normal. Ballett und Klavier. Die ganze Woche. Er war es, der mein Leben kurz auf den Kopf stellte und er war es, der es wieder normal machte. Wie schaffte er das nur? Wie schaffte er es generell, dass man sich so schnell in ihn verliebte? Das Leben ist doch echt unfair. Ich verliebe mich zum ersten Mal so richtig. Glaube ich zumindest. Und genau dieser Junge fühlt nicht das Gleiche. Klar, es ist nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen, aber besser könnte es echt sein. Und klar, ich sollte gar nicht rumjammern, immerhin hatte ich alles: Eltern, Freunde und Geld, aber dank Geld ist auch nicht alles besser.
Klar, Geld regiert die Welt, aber Geld regiert nicht mein Leben. Meine Familie und Freunde sind mir am wichtigsten. Bessergesagt meine Freundin, denn mehr hatte ich nicht. Die eine beste Freundin und mehr nicht, weil mich alle als eingebildete, geldgierige Bitch sehen. Ich bin die Böse, da ich viel Geld hab, meine Mutter eine berühmte Balletttänzerin ist und weil mein Vater ein eigenes Geschäft hat. Ach komm, ich kann auch nichts dafür, dass mir das Geld in den Arsch gestopft worden ist. Ich kann auch nichts dafür, dass ich angeblich ein verwöhntes Einzelkind bin, was alle denken.

"Layla", rief meine Mutter und riss mich somit aus den Gedanken.
"Ja, Mum?", fragte ich genervt.
"Komm runter, Besuch für dich", sagte meine Mutter.
"Soll der Besuch doch hochkommen", schrie ich.
"Wie du willst", sagte sie.

Nach zwei Minuten wurde die Tür aufgemacht und ein bekanntes Gesicht erschien.
"Hey", sagte Kyle ohne irgendwelche Gesichtszüge.
"Was willst du hier?", fragte ich stur.
"Ich wollte mich entschuldigen", sagte Kyle nur, aber ich kapierte nicht wozu.
"Für was?", fragte ich auf meine Füße starrend, die im Schneidersitz auf meinem Bett lagen.
"Dafür, dass ich immer das Gegenteil sagen muss und dafür, dass ich der dümmste Mensch bin und alles falsch ausdrücke. Ich bin einfach ein Idiot und ich kann auch verstehen, wenn du uns nicht mehr beistehen willst", sagte er und ich war wirklich geschockt.
Von ihm hätte ich das mal überhaupt nicht gedacht und schon gar nicht nach den zwei Wochen. Also schwieg ich erstmal, da ich mir wirklich nicht sicher war, ob ich ihm verzeihen soll.
"Alles klar, dann geh ich wieder", sagte Kyle mit sichtlicher Enttäuschung. Er machte die Tür auf, doch bevor er sie zumachen konnte, rief ich seinen Namen. Er drehte sich um und machte die Tür wieder auf. Er blickte mit einem gespannten Blick in meine Augen.
"Wann fangen wir an zu proben?", fragte ich und ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
"Jetzt sofort", sagte er und ich nickte. Ich packte schnell meine Sachen und dann gingen wir runter. Meine Mutter schaute uns mit einem vielsagenden Blick an und fragte: "Wohin geht's?"
Ich lächlete sie an und sagte: "Kyle bringt mich ins Ballett." Ich weiß, dass war gelogen, aber was hätte ich sonst sagen sollen?
Hey Mama, ich geh mit Kyle ins Getto von New York und übe dort Hip Hop für einen Wettbewerb in -
Fuck, der war bereits in einer Woche, wie sollte ich das schaffen?!

Im Auto angekommen fragte ich Kyle: "Also in genau einer Woche ist dieser Wettbewerb und ich versteh rein gar nichts von HipHop. Außerdem hast du gesagt, mit deinem Bruder ist irgendwas, also kannst du mir sagen, wie ich das schaffen soll?"
Er schaute mich an und sagte dann: "Das mit meinem Bruder ist geklärt, er hat gecheckt, dass wir innerhalb von einer Woche keine bessere Person finden werden und so gut wie du Ballett tanzt, wirst du auch HipHop können. Außerdem schaffen wir das schon zusammen", sagte er und mein Herz schlug schneller. Was hatte dieser Typ an sich, das er alles anders machte?
"Kyle?"
"Mhhm", machte er.
"Ich weiß, du kannst es nicht mehr hören, aber das was du vor zwei Wochen gesagt hast tat echt weh", sagte ich.
"Bist du immer so ehrlich?", fragte Kyle.
Ich nickte nur. Das hatte mir mein Vater beigebracht. Er sagte immer, man soll ehrlich sein, da das einem das Leben schöner und leichter macht. Früher hatte ich das nie verstanden, aber in ein paar Situationen half es echt gut.
"Gefällt mir", sagte er.
"Schweif nicht ab, Kyle", sagte ich stur.
"Man Layla, ich weiß es nicht, oke?! Lass uns erstmal auf den Wettbewerb konzentrieren.", sagte Kyle und ich nickte wieder nur. Wie naiv konnte ich nur sein und denken, er sagte mir von heute auf morgen, was er fühlt? Als ob es einen Jungen gibt, der sich das trauen würde. Das würde doch seine Männlichkeit zerstören.

Nach einer Viertelstunde waren wir angekommen. Wir gingen wieder in die Sporthalle und ich zog mich um. Ich hatte eine enge, schwarze Leggins an und ein dunkelrotes Tanktop. Als ich raus kam, stand dort ein Mädchen und ein Junge. Der Junge sah Kyle etwas ähnlich, also war er wahrscheinlich sein Bruder. Kyle stellte mir sie vor: "Also das ist Kiara", er zeigte auf das Mädchen mit langen braunen Haaren, "und das mein Bruder Jake. Das, Leute, ist Layla", sagte Kyle dann und deutete auf mich. Kiara gab ein Hey von sich und Jake nickte mir nur zu.
"Also, zeigen wir ihr die Choreo", sagte Kyle und meinte dann, Kiara solle mir helfen, da er noch was mit seinem Bruder reden wollte. Also tanzte Kiara mir die Choreo vor und erstaunlicherweise war das Lied, zu dem wir tanzten eines meiner Lieblingslieder: Can't hold us von Macklemore.
Nachdem sie vorgetanzt hat, stellte sie mir die Situation vor: "Also, als erstes wird jede Gruppe vortanzen. Dort werden schon zwei ausgescheiden. Danach gibt es Dancebattles, bei denen wir Freestyle tanzen. Zu jeder Runde gibt es ein Thema, welchen Tanzstyle wir tanzen müssen. Nach und nach scheiden Gruppen aus und die, die am Schluss übrig bleibt, gewinnt", sagte sie und ich nickte.
"Also, legen wir los", sagte sie und wir begannen zu tanzen.

Dance your dream  {abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt