Der Wunsch

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Ich weiß es gar nicht mehr genau, ob es Ende Oktober oder Anfang November war. Meine Mutter kam in mein Zimmer und legte mir ein Gerät hin. Sie erklärte mir, weil ich schon so gut alleine zurechtkomme, darf ich mit was Spezielles vom Weihnachtsmann wünschen. Ich musste hier einen Knopf drücken und reden. Das Gerät nimmt es auf. Dann verließ sie das Zimmer. Ich überlegte eine ganze weile. In die Hose machen ist ja was Spezielles, oder? ... Irgendwann sprach ich auf das Band: „Lieber Weihnachtsmann, ich will mir in die Hose machen. Dann brauche ich nicht auf das Klo zu gehen. Pfützen kann man bestimmt aufwischen und das Bett auch wieder trocken machen. Dann müsste ich auch nicht aufstehen, wenn ich Nachts Pipi muss. Kannst du da mit meiner Mama reden? Ich bin auch in Zukunft artig." Ich ließ den Knopf los und ging zu meiner Mutter. Meine Mutter war verwundert und schaute mich komisch an, sagte aber nichts. Die nächste Zeit verlief normal weiter wie oben beschrieben.

Aus der Sicht der Mutter.

Stefanie kam zurück. Fast eine Stunde hatte sie mit dem Diktiergerät in ihrem Zimmer verbracht. Was hat sie alles dem Weihnachtsmann erzählt? Nachdem ich sie abends ins Bett gebracht hatte, habe ich mir das angehört. Es war recht kurz. Sie möchte in die Hose pinkeln? Verlange ich Zuviel? Am nächsten Wochentag rief ich im Kindergarten an. Die Erzieher waren Ratlos. Steffi viel eigentlich nicht auf. Sie geben mir eine Nummer von einer Kinderpsychologin. Meinten auch, es könnte eine Phase sein und ich solle es vielleicht einfach zulassen. Es könnte sein, das sie sich zu erwachsen fühlt und deswegen wieder ein kleines Kind sein möchte. Ich rief die Kinderpsychologin an. Sie meinte ich solle mit dem Kind vorbeikommen, als ich ihr das mit dem Diktiergerät erzählte, sollte ich alleine zu ihr kommen. Das hieß, dass Steffi an diesem Tag alleine ins Bett gehen musste. Als ich bei der Kinderpsychologin war, erzählte ich ihr alles und spielte die Sprachnachricht meiner Tochter vor. Sie meinte: „Sie verlangen aber sehr viel von ihrer Tochter. Es könnte ein Ventil sein, das sie schon in jungen Jahren mehr oder weniger alleine zurechtkommen muss. Ich bespreche das mal mit den Erzieherinnen und wir sehen uns nächste Woche wieder." Ich ging das ein und wartete die Woche ab. Die Psychologin meinte, ich solle das Ventil meiner Tochter zulassen soll, sie aber bei der Beseitigung des Drecks einbinden. Okay was sollte ich sonst machen? Wenn ich das zulassen sollte, müsste meine Tochter das auch selbst managen. Sie gab mir auch Tipps mit und ich sollte auch ein paar Besorgungen machen. Ich bekam einen Termin mit den Erzieherinnen und den Direktor der integrativen Schule neben dem integrativen Kindergarten in den Stefanie geht.

Wieder musste meine arme Tochter alleine ins Bett. Sie bekam es aber gut hin. Die Erzieher und der Direktor haben mit der Psychologin gesprochen und alle halten es für eine Phase, die spätestens mit der Pubertät aufhört. Da die Einrichtungen integrativ sind, können sie gut mit nassen Hosen oder Windeln umgehen. Wir Tauschen die Nummern aus und machen eine Chatgruppe auf. Da kommen dann auch evtl. Lehrer von Stefanie rein. Dann trennten sich unsere Wege. In der Chatgruppe konnte ich Fragen stellen. Meine größte Sorge galt den Freundschaften von Steffi. Der Direktor und die Erzieher meinten nur, deswegen wird sich das Einnässen von selbst regeln. Na ja, sie hat zwar von Spielkameradinnen erzählt, aber wollte niemanden zu uns einladen. Ich machte bis zu Weihnachten die Besorgungen und stellte schon mal regeln auf. Mal sehen wie Stefanie darauf reagiert.


Steffis GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt