Kapitel 18

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»Sequoia-Nationalpark«, murmele ich vor mir her, als ich an dem Schild vorbeifahre. »Jenny aufwachen, wir sind da.« Mit einer sanften Berührung streichele ich ihren Oberschenkel, um sie zu wecken. Da wir unterwegs mehrere Stopps eingelegt haben, ist es mittlerweile später Nachmittag, als wir den Park erreichen.

Nachdem wir aus dem Motel ausgecheckt haben, sind wir erstmal in den nächsten Ort gefahren um in einem großen Einkaufscenter einzukaufen. Ein paar Klamotten für Jenny sind ebenfalls im Wagen gelandet. Worüber Jenny wenig begeistert war. An ihrem Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass es ihr sehr unangenehm ist. Ich habe allerdings darauf bestanden. Schlussendlich hat sie nachgegeben und zugelassen, dass ich mehre Shirts, Hosen und ein paar neue Wanderschuhe in den Einkaufswagen packe.

Vom Westen aus gelangen wir in den Park. Auf einem Schotterweg fahre ich die Straße entlang, dass uns direkt in die Mitte von Riesenmammutbäumen führt. Rechts und Links ragen Stämme, deren Durchmesser größer ist, als ein Einfamilienhaus. Jenny, die mittlerweile wach ist, hat sich vor an die Windschutzscheibe des Vans gelehnt und bestaunt mit dem Kopf im Nacken die Kronen der Riesen. Ein Geruch von Harz und Kiefern macht sich im inneren des Wagens breit, dass durch die geöffneten Scheiben mit jeder Brise ins Innere weht.

An einer Kreuzung komme ich zum Stillstand und sehe mir die Beschilderung an.

Eins das mit einem Pfeil nach Recht gegenzeichnet ist, hat die Aufschrift: Gigant Forest. Darunter, ebenfalls nach rechts: General Sherman Tree.

Nach links geht es zum Lodgepole Camping ground.

Ich biege links ab. Eine Weile fahren wir durch einen schmalen Waldweg, der so dicht mit Nadelbäumen bepflanzt ist, dass kein Sonnenstrahl durchkommt. Diese Stille des Waldes, die lediglich von Vogelgezwitscher gebrochen wird, lässt mich Tief durchatmen. Der frische und herbe Duft, der sich in meiner Nase breitmacht, gibt mir ein Gefühl von Freiheit. Frei sein von Gedanken, die einen einnehmen und vergessen lassen, was wirklich zählt. Mein Blick huscht zu Jenny. Sie sitzt noch immer vorgelehnt an ihrem Platz und bestaunt - mit ausgestrecktem Kopf durchs offene Fenster - den Wald, der an uns vorbeirauscht. Als hätte sie gespürt das ich sie beobachte, dreht sie sich zu mir und ihr breites Lächeln sagt mir, ihr geht es genauso wie mir. Angekommen.

Auf dem Campinggelände ist-wenn man bedenkt, das Sommerferien sind-sehr wenig los. Der gesamte Platz ist sehr weitläufig.

Jeder Camper hat seine eigene Feuerstelle, eine Lebensmittelbox und einen Tisch mit Sitzbänken. Die einzelnen Plätze sind in einem sehr großen Abstand zueinander, sodass genug Privatsphäre für jeden gegeben ist. Auf dem Gelände sind Duschmöglichkeiten, ein kleiner Shop mit Lebensmittel und eine Informationsstelle mit Angestellten die rund um die Uhr einen bei Fragen zur Verfügung stehen.

»Hier gefällt es mir«, werfe ich ein, als wir vom Check-in zurück zum Van laufen.

»Ohh ja. Mir auch«, erwidert Jenny und dabei beginnen ihre Augen zu leuchten.

»Der Mann hat mir eine Broschüre mitgegeben, da stehen alle Sehenswürdigkeiten und Wanderwege genau drinnen. Schau mal, sogar was man alles bei sich haben sollte, um an den bestimmten Orten gut ausgerüstet zu sein« mit dem Finger zeige ich auf die Stelle in der Broschüre, in der ich eben geblättert habe.

»Was hat es eigentlich mit den Boxen auf sich?« Jenny zeigt auf die roten Metallboxen, die auf dem Gelände stehen. Ich blättre weiter in der Broschüre und tatsächlich steht ebenfalls darüber etwas drinnen.

Ich lese ihr daraus vor:

Schützen sie Bären und lagern sie ihre Lebensmittel ordnungsgemäß.

Hold Me- Bewahre mich davorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt