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"Na, Partymaus, ist dir gestern alles über den Kopf gewachsen?"

Tara rieb sich die Augen, als sie ins Tageslicht sah. "Hallo du grässliches Biest, wer hat dir erlaubt, die Vorhänge aufzumachen?"

Stella kicherte. "Hast mich schon Schlimmeres genannt."

"Hmpf." Mehr fiel ihr nicht ein. Stella war die Einzige, die nach einer Party fit und munter in ihrem Zimmer erscheinen konnte. Sie hatte einfach gute Gene und von Geburt an immer gute Laune.

"Ich glaube, du brauchst einen Muntermacher. Hier, ich habe dir einen Kaffee mitgebracht", sagte die Blonde und setzte sich zu ihr ans Bett.

Tara krabbelte neben sie, nahm den duftenden Becher und nippte daran. "Du bist ein Wunder. Wann bist du denn ins Bett?", fragte sie schläfrig.

"So um vier. War irgendwann nicht mehr viel los", kommentierte Stella gelangweilt. "Sag mal, auf was hast du da eigentlich geschlafen?"

Hoppla. Sie sieht aber auch alles!

Tara stopfte den dunkelgrünen Pullover von Mr Brooker, den sie zum Einschlafen als Kopfkissen benutzt hatte, unter die Decke. "Ist ein Pullover von so einem Typen von gestern."

"Uuhuu, das musst du mir genauer erklären!", quietschte ihre Freundin hellhörig.

"Ist nichts Aufregendes. Mir war kalt und einer hat mir seinen Pullover gegeben", wich Tara aus.

"Er wird ihn aber sicher wiederhaben wollen. Das heißt, ihr müsst euch treffen. Ich hoffe, du hast ihn nach seiner Nummer gefragt."

So schnell konnte Tara gar nicht antworten, da hatte Stella schon ihr Handy in der Hand.

"Was machst du denn da?", kreischte Tara fast panisch.

"Ich schreibe ihm", sagte Stella sorglos.

Tara griff schnell nach dem Handy und verschüttete versehentlich Kaffee auf sich und die Bettdecke.

"Blöder Mist!"

Fluchend warf sie mit Schimpfwörtern um sich. Stella floh zum Bettende. "Was machst du denn da? Mein Kleid ist neu!"

"Gib mir das Handy. Ich schreibe ihm selbst. Später - ich bin ja noch nicht mal geduscht!", zischte Tara sie an.

Pikiert warf Stella das Handy aufs Bett. "Du musst ja einen üblen Kater haben. Seit wann stört es dich, wenn ich dein Handy nehme? Du nimmst meins ja auch dauernd."

"Du hast recht, ich habe einen Kater", sagte Tara zerknirscht. Sie warf die Decke auf den Boden und vergewisserte sich, dass der Pullover sauber geblieben war. Behutsam legte sie ihn neben die Nachttischlampe auf die Kommode.

Was ist los mit dir? Du hast seine Nummer ja noch nicht mal und fängst schon an, auf heimlich zu machen.

"Ich habe gestern mit Jake getanzt. Er will unbedingt, dass wir mehr als Freunde sind. Aber ich habe Angst, dass ich ihn verliere", sagte sie, um Stellas Misstrauen zu zerstreuen.

Super gemacht. Jake muss herhalten, weil du dich in Mr Brooker verknallst.

Stella schnappte den Köder. Die begann, am Saum ihres Kleides zu zupfen, um zu sehen, ob es Flecken bekommen hatte. "Jake steht schon seit einiger Zeit auf dich. Ihr hängt so viel zusammen ab, hast du da keine tieferen Gefühle für ihn?"

"Ich weiß es nicht. Ich habe gesagt, ich müsse erst darüber nachdenken."

"Dann tu das. Ein paar Tage kann er sicherlich noch warten."

Tara trank gedankenverloren ihren übriggebliebenen Kaffee. Hatte Ice sie für immer zerstört? Konnte sie seinetwegen nicht mit Jake zusammen sein? Ice hatte ihr Vertrauen erschüttert. Er hatte ihr das Herz gebrochen und dafür gesorgt, dass Monate ihres Lebens im Chaos versanken. Er war widerlich.

Jake machte ihr zwar Sorgen, aber hauptsächlich, weil er ein Freund war. Dank des Lehrers hatte sie seinetwegen keine Schmetterlinge im Bauch. Die schwirrten alle nur wegen Mr Brooker herum. Bei ihm hatte sie ein gutes Gefühl.

Glaubst du. Auch er kann dich sitzenlassen. Er kann dich benutzen wie jeder andere.

••••••••••••••

Nachdem sie am Morgen so viel Wirbel gemacht hatte, widmete Tara den ganzen Tag ihrer besten Freundin. Zuerst gingen sie in ein Bistro Frühstücken, dann fuhren sie mit ihren Rädern in den Park. Tara blühte wieder auf, als sie einige Jungs aus der Schule trafen und mit ihnen auf der Wiese Fußball spielte. Weder sie noch Stella hatte eine Begabung dafür, weshalb das Spiel mehr zu einem albernen Herumtollen wurde. Sogar Jake war in ihrer Mannschaft dabei und sie teilten sich ohne Zwischenfälle eine Pizza nach dem Spiel.

Entspannt fuhr sie am Abend nach Hause. In ihrem Zimmer lag noch die Kaffee-Bettdecke auf dem Fußboden. Tara wechselte sie. Anschließend ging sie sich die Anstrengung des Spiels abduschen, zog ein T-Shirt über und setzte sich mit dem grünen Pullover in den Armen auf das frisch gemachte Bett.

Er wird ihn wiederhaben wollen. Daran hatte sie nicht gedacht, bis Stella damit angefangen hatte. Es war die Gelegenheit, ihn zu sehen. Aber nur, damit er seinen Pullover bekommt.

Sie fischte ihren Laptop aus dem Rucksack und loggte sich auf der Website der Schule ein, wo sie unter denen, die ihre Telefonnummer hinterlegt hatten, die ihres Englischlehrers fand.

Willst du ihn wirklich am Sonntagabend stören?

Tara riskierte es. Sie wollte den Pullover erst recht nicht in die Schule mitnehmen und ihm dort in die Hand drücken. Sie speicherte die Nummer in ihr Handy und öffnete die Nachrichtenapp.

Hallo hier ist Tara. Wann kann ich Ihnen denn den Pullover zurückgeben?

Sie las sich die Nachricht ungefähr zwanzigmal durch, bevor sie auf den Senden-Pfeil drückte. Als sie das Handy weglegte, kam ihr der Gedanke, dass der Pullover ja noch gar nicht gewaschen war. War das schlimm? Sie schlug mit der Hand gegen die Stirn. Sie hatte die ganze Nacht darauf geschlafen und würde ihn ungewaschen zurückgeben. Allerdings war er auch schon getragen worden, sonst hätte er nicht so gut nach Mr Brooker gerochen.

Als sie sich damit abgefunden hatte, machte sie ihre Hausaufgaben. Mitten in einer komplizierten Übersetzungsaufgabe ging eine Nachricht ein.

Hallo Tara. Wenn du mir eine Uhrzeit nennst, komme ich zu der Stelle, wo ich dich gestern abgesetzt habe.

Ihre Hände wurden feucht. Ich brauche eine Uhrzeit.

Rasch schrieb sie zurück. Es war eine gute Stelle.



Ein Treffen steht an 🙂 Was glaubt ihr, wird passieren? 😀

Der neue Lehrer ❤️ In the name of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt