Chapter 3.

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Jungkook

Irgendwie war die Stimmung zwischen uns bedrückend. Oder es lag nur an mir, dass ich diese Stille ein wenig komisch und erdrückend fand, deswegen zwanghaft versuchte, mir etwas aus der Nase zu ziehen, worüber wir reden konnten. Taehyung aber sah sich einfach nur in meinem Zimmer um, betrachtete die vielen Leinwände, die teilweise schon bemalt waren, andere aber noch nicht ganz fertig. Was meinen Gegenüber eher weniger zu stören schien.

Denn der Alpha sah sie sich an, als wären es irgendwelche Kunstwerke von bekannten Malern, ganz weit entfernt von der Realität.

"Du hast ehrlich Talent" hörte ich aber stattdessen und versuchte, dieses komische Kribbeln in meinem Körper zu ignorieren, als er mit mir sprach. Seine dunkle, weiche Stimme erhob, die ehrlich so gut klang, sodass es eine Schande war, dass er sie nicht als Synchronsprecher oder Sänger benutzte. Damit könnte er sicher ein Vermögen verdienen. Naja, das tat er ja sowieso schon. Sein Vater besaß, so wie ich es aus den Gesprächen zuvor heraus hören durfte, mehrere Firmen. Seine eigene, riesige Firma, in der auch Taehyung arbeitete und die mehrere kleinere, aber nicht weniger erfolgreiche Unternehmen besaß. Sie alle gehörten Taes Vater und somit auch dem Alpha selbst.

Er könnte wohl, wenn er wollte, auch sofort aufhören zu arbeiten und müsste dennoch auf rein garnichts verzichten. Keinen Luxus, garnichts, da er so schon eine Menge Asche besaß. Ich wollte garnicht wissen, wie viel meine Eltern für diese Ehe bekamen.

Immerhin galt ich, wenn ich schon förmlich wie Ware verkauft wurde, als besonders gut und wertvoll. Ein männlicher Omega, was sowieso schon selten genug war, womöglich wussten meine Eltern sogar, dass ich auch noch nie gevögelt hatte und somit auch als Jungfrau noch mehr Geld einspielte. Ein perfekter, unerfahrener, fruchtbarer und unbenutzter Omega. So konnten meine Eltern den Preis sicherlich in die Höhe treiben. Hoch genug, um gut von dem vielen zu Leben. Ich bekam davon natürlich keinen Cent.

Brauchte ich auch nicht. Da ich einen der reichsten Alphas Seouls heiratete. Und einen der bekanntesten wohl auch noch, nur ging das eher an mir vorbei, da ich mich für reiche CEOs kein wenig interessierte. Und jetzt heiratete ich einen von ihnen...

"Danke ich... Viele davon sind noch nicht fertig, aber mir gefällt keines gut genug, um es bei meinem Lehrer einzureichen." versuchte ich den Smalltalk aufrecht zu halten, den der Alpha augenscheinlich anfing. Oder er wollte einfach nur anmerken, dass ihm meine Bilder gefielen und ich machte mich gerade zum Affen, nervte den Älteren womöglich nur und gleich würde er sowieso wieder gehen. Gott er brachte alles in mir durcheinander, weswegen ich nicht aufhören konnte, über alles was ich tat und sagte mindestens zehntausend Mal nachzudenken, oder danach Gedanken machte. Für meine Worte von gerade eben hätte ich mich am liebsten geschlagen, so unsicher und unangenehm gezwungen klangen sie.

"Mein Vater hatte mir schon erzählt, dass du Kunst studierst. Aber ich dachte nicht, dass du so ein Talent besitzt" wiederholte er sich erneut und sorgte deswegen leider dafür, dass ein leichtes Honigkuchenpferd-grinsen in meinem Gesicht entstand und ich aussehen musste, wie ein Idiot. Denn Komplimente konnte ich nicht besonders gut annehmen und von jemandem wie ihm schon einmal garnicht.

"Wahrscheinlich... Wäre es nie so weit gekommen, hätte ich meine Eltern nicht überreden können. Weil meine Eltern eine riesige Hochzeit für mich im Kopf hatten, am besten so schnell... Wie möglich" murmelte ich vor mich her, seufzte am Ende fast und könnte mich alleine deswegen schon wieder schlagen. Denn dieser Alpha besaß eine unglaublich intensive Wirkung, auch aufgrund seines eigenen, intensiven Geruchs, der einen ja nur in den Wahnsinn treiben konnte.

Und auch als er sich wieder aufrichtete und einen Moment lang zu mir sah, war alles was ich tun konnte, meinen Blick zu senken und unsicher auf meine Unterlippe zu beißen. Nicht nur, da er mich aufgrund seines Geruchs durcheinander brachte. Sondern auch, da vor mir Kim Taehyung stand, ein reicher und erfolgreicher Sohn eines erfolgreichen CEOs, welcher diesen Posten an seinen Sohn weitergab und genau dieser... In ein paar Wochen mein Ehemann wäre.

Alleine es so auszusprechen, zumindest in meinen Gedanken, war verwirrend genug. Ehemann... Obwohl keiner von uns beiden Gefühle füreinander hatten oder besonders begeistert von dieser Ehe waren. Vorallem der Alpha vor mir schien sich etwas besseres vorstellen zu können als eine arrangierte Ehe mit einem Omega, der keinen größeren Wunsch hatte, als sich zu verlieben. Hals über Kopf, Hauptsache ich dürfte es einmal in meinem Leben erfahren.

Das Gefühl wie es war, jemanden zu lieben. Nur dieser Traum, diese Wunschvorstellung besaß hier ihr Ende.

Womöglich.

Denn Taehyung zerstörte diese kleine Illusion in mir schon im nächsten Moment. "Ich halte von einer großen Hochzeit nicht viel. Eigentlich ist sie nur dazu da, damit meine Eltern zeigen können, wie viel Geld sie besitzen" kam es aus dem Alpha, der sich weiterhin in meinem Zimmer umsah und von meinen eigenen, gezeichneten Bildern, zu denen mit ein paar Klassenkammeraden und viele mit Jimin wanderte, um sich diese anzusehen. So intensiv, sodass man fast schon glaubte, er versuchte jedes kleinste Detail zu erkennen.

"Eigentlich hatte ich sowieso gehofft, nie heiraten zu müssen"

"Warum?" hakte Ich nach, obwohl mir die Antwort hätte klar sein sollen. Vor mir stand das Klischee eines Alphas, vorallem aber das Klischee eines heißen, kalten und unnahbaren CEOs, als wäre er aus einem Film oder einem Buch entsprungen. Der verdammt attraktive Boss, in den alle verschossen waren, der aber niemanden an sich heran ließ.

Aber leider waren wir hier nicht in einem Filn, sondern der Realität. Und in der realen Welt gab es solche wundervollen Liebesgeschichten eher weniger, oder sie endeten niemals gut, sondern eher mit dem Gegenteil. Happy endings schienen in meiner Welt sowieso eher wie eine Zeitverschwendung. Dennoch hoffte... Ein kleiner Teil in mir genau darauf. Ein Happy end, welches ich verdiente.

Aber in dieser Ehe nicht bekommen würde.

"Weil ich niemals jemanden lieben werde. Es ist eine reine Zeitverschwendung. Deswegen wollte ich niemandem eine Hochzeit mit mir antun" gestand der Alpha und alleine mit diesen paar Worten zerstörte er meine Illusion eines Happy Ends. Eine bescheuerte Illusion, je weiter ich darüber nachdachte.

Trotzdem stand ich weiterhin da, versuchte seinen intensiven, fast schon entschuldigenden Blick zu erwidern und das hier einfach weitestgehend zu vergessen. Das hier war unser erstes Treffen und noch... Gab ich meine Hoffnung nicht einfach so auf. Ohne diese... Würde ich unsere baldige Ehe nicht aushalten. Nicht mein ganzes Leben lang.

Und das musste ich.

"Es tut mir leid, wenn ich dir womöglich nie das geben kann, was du dir wünscht." war das letzte was er sagte, ehe Taehyung mein Zimmer verließ. Ohne ein weiteres Wort ging er, mit großen und doch langsamen Schritten aus meinem Zimmer, sodass es nicht so aussah, als würde er vor mir weg rennen.

Und ich... Ich stand einfach nur wie angewurzelt da und versuchte, meine Gedanken zu sammeln und zu sortieren, so weit es mir möglich war.

Auch meine Tränen, die sich langsam in meinen Augen sammelten und diese ein wenig glasig werden ließen, musste ich zurück halten. Er verdiente es ganz sicher nicht, dass ich an dem ersten Tag, an dem ich ihn sah, schon um ihn weinte. Diese Zeit... Würde definitiv noch kommen, oh das würde sie sicherlich noch früh genug.

Noch wollte ich, zumindest eine Weile daran glauben, dass ich wenigstens ein angenehmes Leben bekam. Und eine kleine... Winzige Chance auf etwas... Nähe.

Nähe zu einem Alpha, der mich dennoch nie lieben würde.

~

Aua aua

So wie mein gezerrter Finger. I swear, the weirdest shit always happens to me


Arranged Love // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt