Chapter 89.

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Jungkook

Um ehrlich zu sein schlug mir mein Herz immernoch bis zum Hals. Aus einem ganz bestimmten Grund. Denn dieser Alpha, der mich letztens erst mal wieder verletzen musste, hatte sich gegen seinen eigenen Vater gewehrt, für mich. Dabei wussten wir beide ja eigentlich, dass ich schon längst erfüllte, was sein Vater sich von uns beiden wünschte. Beziehungsweise wünschte wäre das falsche Wort. Er verlangte es. So wie viele Eltern, die so dachten, wie unsere.

Ein Kind auf die Welt zu bringen stellte die Pflicht eines Omegas dar, im Gegenzug hatte der Alpha die Pflicht in einer Ehe, seinen Omega zu markieren. Um zu zeigen, wem dieser gehörte. Dass dieser schon von einem Alpha in Anspruch genommen wurde und nicht mehr zur Verfügung stand. Ob man es im Endeffekt zusätzlich noch aus Liebe tat, wäre nur ein Plus. Aber eigentlich eher weniger die Norm. In arrangierten Ehen zumindest.

Manchmal ließen die Eltern ihre Kinder in gewisser Weise entscheiden und warteten, bis sich beide Parteien ineinander verlieben könnten, ehe sie auch verheiratet wurden. So schnell wie möglich, im besten Fall. Andere Eltern, wie die von Jimin zum Beispiel, machten sich rein garnichts aus dieser Teilung der Menschen und daraus, Alphas mit Omegas zu verheiraten, ohne, dass sich diese vorher wirklich kannten, geschweige denn liebten. Jimins Eltern wünschten sich für ihn immer nur das Beste. Dass er sich verliebte, in wen er wollte, ob es ein Omega, Beta oder Alpha wurde, spielte für sie keine Rolle.

Tja und dann gab es Eltern wie Taehyungs und meine. Sie liebten diese Rollenverteilung und die Bräuche unserer Gesellschaft. Einen reichen Alpha mit einem hübschen Omega zu verheiraten, der am besten noch seine Jungfräulichkeit besaß, um möglichst fruchtbar und 'unbenutzt' zu sein. Vollkommener Schwachsinn. Diesem Kind... Würde ich das Leben, welches ich durchleben müsste, niemals antun. Und ich war ehrlich froh, dass Taehyung diese Meinung offensichtlich teilte. Auch wenn er es nicht aussprach.

Dennoch brannte mir eine Frage auf der Zunge, seitdem wir den Frühstückstisch verlassen hatten. Wieso... Erzählte er seinem Vater nichts von meiner Schwangerschaft? Ich tat es ja selbst nicht, sondern hielt die harschen Worte des alten Mannes aus, doch bei Taehyung... Wunderte es mich ein wenig. Aus welchen Grund sich der Alpha dazu entschied, seinem Vater vorzuenthalten, dass er mich schon längst geschwängert hatte. Und das auch noch sehr erfolgreich, in meiner ersten Heat und bei meinem ersten Mal. Ja, irgendwann in diesem Zeitraum musste ich schwanger geworden sein.

Da ich außerhalb meiner Heat eigentlich nur schwer schwanger werden könnte. Dafür gab es ja auch meine Heat. Die fruchtbarste und somit perfekte Zeit, um von einem Alpha geschwängert zu werden.

"Warum... Hast du ihm nichts davon gesagt? Ich meine ich... Bin froh, dass du es noch geheim vor ihm hältst, aber warum? Du weißt, dass es ihn zufrieden stellen würde zu wissen, dass du ihm einen Erben gibst und der Omega, den er für dich gekauft hat... Seine Pflicht erfüllt" murmelte ich also meine Frage vor mich her, während Taehyung etwas weiter weg von mir stand um wohl seine Wut unter Kontrolle zu bekommen. Was wohl ganz gut funktioniert hatte.

Denn als er sich zu mir umdrehte erkannte ich einen unglaublich sanften und förmlich entschuldigenden Blick, der mir zeigte, wie ernst ihm das hier war. Wie ernst ihm... Unsere Beziehung und dieses Kind war.

"Weil du mehr bist, als nur eine Brütmaschine, Jungkook. Ich wollte dich niemals nur dafür benutzen, geschweige denn sehe ich dich so an. Weswegen es mich so wütend macht zu wissen... Dass er dich so sieht. Dass alle dich so sehen und nur so darauf gewartet haben, dich endlich schwanger zu sehen. Und nicht, weil sie sich für uns freuen würden. Sondern nur weil sie somit die Gewissheit hatten, dass du deine Pflicht als Omega erfüllt hast." Er klang so ehrlich... So ehrlich und emotional, zum ersten Mal seit einer Weile. Und das ohne betrunken zu sein, nein. Der Schwarzhaarige, als skrupellos und kalt bekannter CEO stand vor mir und offenbarte, wie sehr er es hasste zuzusehen, während andere ihre Normen und Regeln auf mich projizierten.

"Ich wollte, dass du dieses Kind behälst, weil ich... Weil ich dich will. Und auch dieses Baby. Und nicht, weil es meinem Vater einen Erben bringt"

"Also will ich... Das hier noch ein wenig länger genießen. Und dich... Und dieses Baby nur für mich haben. Wenn es dich aber zu sehr verletzt, können wir... Es auch heute Abend offiziell machen, Pretty" fügte er seinen vorherigen Worten zu und kam mir dabei ein wenig näher. Fast etwas vorsichtig, um sicher zu stellen, dass es auch in Ordnung so war. Gerade erschien er mir so rücksichtsvoll, als übernahm sein Beschützerinstinkt und die Seite an ihm, die mich wohl tatsächlich liebte.

Denn gerade fühlte ich mich geliebt, beschützt und zusätzlich unglaublich begehrenswert. Weil mir gerade dieser Alpha, von dem man es am wenigsten erwarten würde, offen gestand, wie wichtig ich ihm war. Wie sehr er dieses Kind aber vorallem mich wollte. Also wie könnte ich mich nicht begehrt und geliebt fühlen? Bei solchen so ehrlichen Worten, die tief aus seinem Herzen sprachen und mit so viel Gefühl ausgesprochen wurden. Von einem Alpha, der sonst jegliche Art von Gefühlen, oder nur den Anschein von ihnen, vor jedem versteckte und niemals zuließ.

"Nein ich... Lass uns damit ein bisschen länger warten. Weil ich das hier, genau so sehr wie du, zumindest noch... Nur für uns haben will." auch von mir eine ehrliche Antwort. Denn ich teilte seine Ansicht, was das anging. Zumindest eine kleine Weile noch sollte das hier nur uns gehören. Nur wir dieses Glück genießen dürfen, welches uns am Anfang meiner Schwangerschaft von vielen verschiedenen Faktoren verwehrt wurde.

"Aber du hast ja keine Ahnung, wie surreal sich das ganze immernoch anfühlt. Dass ich dein Kind... -" "Unser Kind, Jungkook. Unser Kind" unterbrach mich der Alpha aber nach kurzer Zeit, nahm meine Hände in seine und küsste mich. Mit einer unglaublichen Form der Hingabe, mit so viel Leidenschaft und Gefühl, dass ich in seinen Armen nur so dahin schmolz. Taehyung hatte es viel zu einfach mit mir, denn seit dem Moment, in dem seine Lippen auf meine trafen, verlor ich mich vollkommen in ihnen. Nichts fühlte sich gerade besser an, als diesem Alpha, meinem Alpha nahe zu sein.

In solchen Momenten ließ mich der Ältere alles vergessen, es gab nur uns beide. Und ich spürte sie so unglaublich genau, meine intensiven Gefühle für den Mann, der unseren Kuss immer inniger werden ließ. Tatsächlich aber auch etwas wilder, während ich in dem verloren war, was Tae mit mir tat. Aber vorallem, was ich gerade spürte.

Denn in gewisser Weise erfüllte Taehyung meine Träume. Der Großteil entstand aufgrund meiner Unwissenheit, dem Fakt, dass ich zu dem Zeitpunkt noch zu unerfahren war und wie ein verliebter, träumender Teenager dachte. Die Realität sah ein wenig anders aus. Sie sah härter aus, weniger romantisch und keinesfalls einfach.

Und trotzdem hatte ich irgendwie doch das bekommen, was ich mir wünschte. Mich zu verlieben in jemanden, der diese Gefühle erwiderte. Ja, es blieb gewöhnungsbedürftig, dass Taehyung dieser Mensch wurde, fast schon surreal, darüber nachzudenken, aber es gab kaum ein besseres Gefühl, als jemanden zu lieben.

Auch wenn unsere Liebe teilweise toxisch schien. Ich gab ihm eine Chance.

Weil ich glaubte, dass es sich lohnte.

~

Let's hope it will O.o

Arranged Love // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt