Sonntag, 05.06.2022
„Wenn etwas kommt, lass es.
Wenn etwas geht, lass es."Diesen Spruch habe ich vor einigen Wochen auf Instagram gelesen und seitdem habe ich lange darüber nachgedacht.
Einerseits glaube ich, dass dieser Spruch auf den ersten Blick sehr oberflächlich wirkt, weil wir Menschen nicht in der Lage dazu sind, Gefühle einfach so abzustellen.
Wenn wir das „Kommen und Gehen" von Menschen und Situationen einfach so hinnehmen, zeigt es doch irgendwo, dass sie entweder einen niedrigen oder so gar gar keinen Wert für uns haben, oder nicht?
Andererseits kann ich mir vorstellen, dass es für den eigenen „inneren Frieden" hilfreicher ist, wenn man etwas loslassen kann, da sich so die Trauer um den „Verlust" verkürzt. Oder doch nur verdrängt wird?
Dazu möchte ich aber anmerken, dass man nicht alles so hinnehmen muss, wie es gelaufen ist. Verliert man aus welchem Grund auch immer den Kontakt zu einer Person, die einem viel bedeutet, muss man sich damit nicht zufriedengeben, wenn man es nicht möchte. Es sei denn, die andere Person möchte auf gar keinen Fall mehr mit einem sprechen. Ich glaube halt, dass vieles zerbricht, weil viele sich auch von ihrem Ego leiten lassen, was bedeutet, dass sie zu stolz sind, auf jemanden zuzugehen, obwohl sie eigentlich gerne noch etwas geklärt hätten. Ich bewundere jeden Menschen, der heutzutage reif genug ist, seine Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse mitzuteilen, anstatt aus seinem Ego heraus zu handeln - oder gerade eben nicht zu handeln...Im Grunde genommen bin ich mir sicher, dass es wichtig ist, dass man sich Raum und Zeit für die Gefühle (und den Verlust) von Menschen oder Situationen nimmt und diese nicht durch Verdrängung oder Kompensation beiseite schiebt.
Irgendwann, wenn wir denken, wir wären darüber hinweg, holt es uns in einer neuen Situation oder bei neuen Menschen ein, die nichts für unsere Vergangenheit können.
Kurz gesagt: Wir machen uns das Leben somit nur selbst schwer.Aus dem Grund:
1. Gefühle bezüglich der Situation oder des „Verlusts" zulassen und vielleicht mit nahestehenden Personen darüber sprechen (so oft man möchte, dadurch verarbeitet man es!) Oder: auf Betroffene zugehen, wenn die Möglichkeit und der Wunsch noch besteht, anstatt sich vom Ego leiten zu lassen.2. Anschließend akzeptieren, dass es nun so ist, wie es ist. (Das tritt oft irgendwann automatisch ein, wir müssen uns Zeit geben). Oder: die Situation ändern, dass beide damit leben können.
3. Offen für Neues sein, wenn man bereit ist. Oder: Neuanfang mit den Personen, sofern die Möglichkeit besteht, den „Konflikt" aus dem Weg zu räumen.
Das ist alles oft leichter gesagt als getan, ich merke es selbst immer wieder in meinem Leben.
Man darf sich nicht unter Druck setzen, dass man jetzt sofort alles verarbeitet und akzeptiert hat.
Jeder trauert anders und jeder hat sein eigenes Tempo, Dinge zu verarbeiten.
Das muss ich mir auch heute noch immer wieder ins Gedächtnis rufen.
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Gefühlstagebuch - Was ich gerne früher gewusst hätte
PertualanganFalsche Freunde; Trennung der Eltern; Umzug; Schulwechsel; Selbstzweifel; Gefühlschaos; Panikattacken, aber auch: neue Freunde; die erste Beziehung; Selbstakzeptanz; Ziele; Freude und Ehrgeiz. Ich werde euch hier ein Stück von meinem Leben erzählen...