Jocelyns Sicht:
23. Dezember 2019
Ich bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht, als ich sah, wie Harry mit einem astreinen Ständer ins Wohnzimmer kam.
,,Kannst du aus meinem Schrank oben die ganzen Kuscheldecken holen?“, fragte ich ihn, während ich in der Spieleschublade nach dem Monopoly durchsuchte.
,,Klar“, meinte er und verschwand auch schon nach oben.
Als er dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit wiederkam, hatte ich schon etwas von dem Naschkram, den Harry besorgt hatte, auf den Tisch gestellt und den Wein rüber geholt. Wir breiteten die flauschigen Decken vor dem Sofa aus, legten noch einige Kissen mit dahin und setzten uns dann gegenüber voneinander hin.
Ich holte das Spielbrett aus dem Karton, Harry bereitete die Bank vor und dann kamen wir zu diesem einen bestimmten Problem, welches man eigentlich immer hatte. Wer war die Bank?
,,Ich schlage vor, wir machen Schere, Stein, Papier“, sagte Harry ganz diplomatisch.
Mit zusammengekniffenen Augen schaute ich ihn an. Er hatte ja keine Ahnung, dass ich preisgekrönte ,Schere, Stein, Papier-Königin‘ in der High School gewesen war.
,,Aber ohne Brunnen“, fügte er rasch hinzu, als wir unsere Fäuste erhoben.
,,Eins, Zwei, Drei“, zählte ich runter und schlug dreimal auf meine flache Hand.
,,Schere, Stein, Papier!“, riefen wir gleichzeitig und zeigten unsere Wahl.
Harry hatte Stein gewählt. Ich Papier. Mit einem Siegesschrei stieß ich die Faust in die Luft und zog den Karton zu mir. Gespielt beleidigt verschränkte Harry die Arme vor der Brust und zog eine Schnute.
,,Ach, Harold“, sagte ich beruhigend und warf ihm seine Spielfigur zu.
,,Der Jüngere beginnt. Wie alt bist du?“, wollte er wissen.
Ich grinste ihn nur an. ,,Man fragt eine Frau nicht nach ihrem Alter. Rate.“
,,Oh shit. Ich bin echt schlecht in sowas“, beteuerte er. ,,Sorry schonmal.“
Er kratzte sich im Nacken, während ich ihn abwartend beobachtete.
,,Fünfundzwanzig?“, fragte Harry verunsichert.
Empört stieß ich aus: ,,Also bitte, sehe ich denn so alt aus?“
,,Sehe ich etwa alt aus für Fünfundzwanzig?“, erwiderte er.
,,Du bist Fünfundzwanzig?!“
,,Äh ja…“
,,Okay… hätte ich nicht gedacht. So rate weiter!“
Harry rätselte weiter, schätzte mich einmal sogar auf zwanzig, doch ich schüttelte nur immer den Kopf.
,,Sag mir jetzt bitte nicht, dass du erst sechzehn bist, deine Eltern im Urlaub und du allein hier und dass ich dir deine Unschuld geraubt habe.“
Gackernd ließ ich den Kopf nach hinten fallen und verneinte lachend.
,,Um Himmels Willen, soweit kommt’s noch. Nein, ich bin zweiundzwanzig. Warum sagst du denn alles, aber das nicht?“
,,Sorry. Ich sagte doch, ich bin schlecht in sowas“, meinte er verlegen.
,,Ha!“, entfuhr es mir etwas laut, worauf Harry verwirrt hochschaute. ,,Ich darf anfangen!“
Lachend verdrehte er seine wunderbar grünen Augen. ,,Du bist wie meine kleine Cousine.“
,,Danke für das Kompliment“, sagte ich und fing an.
Die ersten Runden war es ziemlich ausgeglichen, doch gegens Ende spitzte sich die Lage zu. Dadurch, dass ich die fast die Hälfte meiner Gebäude mit Hotels versehen hatte, war ich beinahe pleite, aber die Miete, die ich von Harry kassierte, konnte sich sehen lassen. Nur war seine leider ähnlich hoch.
Also begann ich, zu sparen und alle meine Tricks rauszuholen. Das war gar nicht so einfach, da ich doch schon einige Gläser Wein intus hatte. Andauernd musste ich kichern, wie eine Blöde, wenn Harry irgendetwas machte. Auch er war nicht mehr ganz nüchtern.
Als wir schließlich unsere Punkte ausrechneten, musste ich ganze drei Mal nochmal von vorn anfangen, weil ich mich immer verrechnete.
Harry hockte im Schneidersitz ganz auf seine Berechnungen konzentriert dort und zählte an seinen Fingern ab.
,,Ich habe… Moment… neunundachtzig Punkte“, verriet ich ihm meine Punktzahl.
Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und ich sah ihn fragend an.
,,Harold! Sag mir deine Punkte!“, forderte ich.
Er kicherte leise in sich hinein. ,,Neunzig Punkte.“
Ich riss die Augen auf. Ein Punkt Unterschied. Ein scheiß Punkt!
,,Ich hab gewonnen“, brüllte er und sprang auf.
Er tanzte ausgelassen durchs Wohnzimmer und präsentierte mir seine gesamte Bandbreite an abgedrehten Dance Moves. Ich schnappte mir ein Kissen und pfefferte es mit aller Kraft in seine Richtung. Es segelte durch die Luft und gerade, als er sich zu mir drehte, traf es ihn mitten ins Gesicht.
,,Uff!“, machte er und fing es auf, bevor es runterfallen konnte. ,,Hey!“
Plötzlich kam das Kissen zurück zu mir geflogen.
,,AH!“, kreischte ich, als Harry gleich hinterherkam und sich auf mich stürzte.
Er riss mich mit sich runter, dass ich unter ihm lag. Mit den Füßen beförderte ich das Monopoly von der Decke und schlang dann meine Beine um Harrys Hüften.
Sein leises Knurren jagte Schauer direkt in meinen Unterleib.
DU LIEST GERADE
If I Could Fly ~A H.S. Lovestory~
RomansaWas, wenn unser wunderbarer Lieblingsmusiker joggen geht und es plötzlich anfängt, zu regnen? Was, wenn er versehentlich bei seiner großen Liebe ins Haus stolpert? Was, wenn sie gar nicht weiß, wer er ist und sich in sein wahres Ich verliebt? Was, w...