„Warum nimmst du Butter und kein Öl?"
Diese Frage war beinahe schon eine Beleidigung, weshalb er sie eigentlich nicht mit einer Antwort würdigen wollte, doch Hermines neugieriger Blick und die ernste Intention hinter ihrer Frage, machte, dass er sich doch auf eine Antwort herabließ.
„Weil Butter um ein Hundertfaches besser schmeckt. Außerdem bindet es die Soße. Hier, rühr mal, ich glaube die Nudeln sind fertig."
Mit diesen Worten kümmerte er sich um das restliche Essen und schon wenige Minuten später saßen sie an seinem Esstisch. Hermine sah ihn schon die ganze Zeit immer wieder äußerst nachdenklich an und insgesamt war es eine recht schweigsame Angelegenheit, doch dann reichte es ihm irgendwann. Es war mehr als nur unangenehm, nicht wirklich miteinander zu sprechen und er hatte genug davon, sie zu beobachten, wie sie offenbar die Dielen seines Parketts zählte, wenn sie einmal mehr seinem Blick auswich. Er war sowieso fertig mit essen und auch Granger hatte ihren Teller leer bekommen, also fand er, dass es Zeit war, zum verwirrenden Teil des Abends überzugehen.
„Wenn du nicht bald aussprichst, was dir schon die ganze Zeit unter den Nägeln brennt, werde ich wahnsinnig, Granger", durchbrach er dann die Stille, nachdem er einen Schluck aus seinem Weinglas genommen hatte. Eigentlich war er kein großer Freund von Rotwein, der machte ihm in der Regel nur Kopfschmerzen, aber dank der Gryffindor, die heute plötzlich aufgetaucht war, würde er die sowieso bekommen, also war es eigentlich ganz egal was er trank. Vielleicht sollte er vorsichtshalber mehr trinken.
Granger atmete einmal tief durch, ganz, als müsste sie sich vor ihren nächsten Worten wappnen und nachdem sie diese ausgesprochen hatte, war es Draco auch klar, wieso.
„Warum hast du dich auf mich eingelassen, als du noch nicht wusstest, dass ich dich nicht erkenne? Du meintest... also du sagtest, dass du es für ein Spiel gehalten hast. Aber warum hast du es überhaupt getan?" Ihre Worte wurden zum Ende hin immer leiser und sie war dazu übergegangen, nervös ihre Finger zu kneten. Er konnte es ihr nicht verdenken. Es war... befremdlich diese Themen zu besprechen und er musste sich eingestehen, dass es auf seltsame Art und Weise schwieriger war, mit ihr zu reden, jetzt, da sie ihre Erinnerungen wieder hatte. Diese Tatsache machte ihn zwar nachdenklich, aber irgendwie war es auch nachvollziehbar. Draco beschloss, dass das kein Zustand sein konnte und seufzte.
„Weil...", setzte er an und holte noch einmal tief Luft. „...bei Merlin, Granger, brauchst du dafür wirklich eine Erklärung? Schau dich an! Denkst du, ich hätte es jemals für möglich gehalten, dass sowas einmal passiert? Aber du warst auf einmal da und ich war neugierig und ich habe mich geschmeichelt gefühlt und auch, wenn es definitiv super seltsam und verwirrend war, hätte ich dir niemals widerstehen können. Du standest schon immer auf einer Art Podest. Unerreichbar für alles und jeden. Natürlich bin ich schwach geworden, weil du verdammt noch mal unglaublich bist."
Die Stille die daraufhin folgte war beängstigend. Vermutlich hätte man die Luft zwischen Ihnen mit einem Messer teilen können und beinahe glaubte er, dass sie viel zu geschockt von seinen Worten war, als dass sie darauf antworten hätte können, da stand sie auf einmal ruckartig vom Tisch auf und ihm blieb nichts weiter übrig, als überrascht die Augen aufzureißen.
„Verdammt, Malfoy! Warum sagst du sowas?" Sie schenkte ihm einen anklagenden Blick und er runzelte verwirrt die Stirn.
„Was? Soll ich dich anlügen? Wolltest du etwas anderes hören?"
„Ja! Ehrlich gesagt wollte ich das. Ich könnte damit leben, wenn du einfach nur sturzbetrunken gewesen wärst und dich dann in etwas verrannt hättest. Oder wenn du dir damit hättest was beweisen wollen. Oder Rache üben. Verdammt nochmal, jeder andere Grund wäre so viel einfacher gewesen! Es ist zu viel, Malfoy. Ich...", sie schnappte zitternd nach Luft und blinzelte zweimal, so als müsse sie sich unter Kontrolle halten, nicht in Tränen auszubrechen. „... ich weiß nicht mal mehr wer ich bin oder wer ich überhaupt sein will. Ich bin kaputt, Malfoy. Einfach zerbrochen. Und dann kommst auch noch du um die Ecke und bist so... anders. Es macht mir Angst! Ich kann nicht... kann nicht..."
Noch während ihrer letzten Worte war er ebenfalls aufgestanden und hatte kurzerhand den Tisch umrundet. Ihre Stimme brach in dem Moment, in dem er sie in die Arme zog um sie fest an sich zu pressen und schon spürte er, wie ihr kleiner Körper in seiner Umarmung anfing zu zittern und ein ersticktes Schluchzen drang an seine Ohren. Er verstärkte seinen Griff, sofern das überhaupt noch möglich war und tat nichts, ausser sie sachte hin und her zu wiegen, bis sie sich langsam wieder beruhigte. Ganz langsam löste sie sich ein wenig aus seiner Umarmung und blinzelte ihn etwas verlegen an.
„Entschuldige, ich stehe zur Zeit etwas neben mir, glaube ich."
„Da kann man dir sicher keinen Vorwurf machen", gab er ihr zur Antwort und rang sich ein kleines Grinsen ab. Er selbst war jedoch keineswegs so unbeeindruckt von der ganzen Situation, wie er vorgab zu sein. Es berührte ihn auf seltsame Art und Weise, dass sie so mit sich und ihren Gedanken zu kämpfen hatte. Er konnte sogar ihren inneren Konflikt verstehen und er schwor sich noch im Moment, dass er sie nicht gehen lassen würde, ehe es ihr nicht bedeutend besser ging.
„Du hast das wirklich ernst gemeint, was du gesagt hast oder?", hakte sie nochmals zögerlich wie auch ungläubig nach und er schnaubte amüsiert auf.
„Nein. Um ehrlich zu sein hab ich gelogen. Ich hab es darauf angelegt, dich ins Bett zu bekommen, weil ich darin DIE Chance meines Lebens gesehen habe, um Rache zu üben. Ich saß da so in der Bar rum und dachte daran, wie ich dir und auch Potter und Weasley am besten eins auswischen kann und dann bist du zufällig genau im richtigen Moment aufgetaucht. Es war zwar echt schwer es über mich zu bringen, weil du keinesfalls unglaublich hübsch oder besonders attraktiv bist, aber sturzbesoffen ging es eigentlich. Und hey, ich kann mir jetzt so richtig was darauf einbilden."
Auch ohne seinen deutlich ironischen Unterton hätte sie wohl kapiert, dass er sie damit hochnahm und er triumphierte innerlich, als sich ein breites Grinsen in ihr Gesicht schlich und sie schüttelte leicht den Kopf, gefolgt von einem kleinen Lachen.
„Siehst du, DAS ist viel glaubhafter aus deinem Mund", verhöhnte sie ihn nun und Draco schmunzelte, während sie sich nun vollends aus seinen Armen befreite.
„Pass auf was du sagst, Granger, sonst geh ich ohne dich Nachtisch essen. Und wenn es etwas in Paris gibt, für dass es sich lohnt her zu kommen, dann sind das sicherlich die Süßspeisen der Franzosen."
Sie machte ein empörtes Geräusch, doch ihre Augen hatten beim Wort Nachtisch einen freudigen Glanz angenommen und er war froh, dass er ganz offensichtlich für den Moment keinen weiteren Zusammenbruch mehr seitens Granger befürchten musste.
***
„Hast du jemals daran gedacht, nach London zurück zu kehren?"
Die Frage erwischte ihn etwas kalt, denn die letzte halbe Stunde hatten sie sich zwar über Alles und Nichts unterhalten, es jedoch peinlichst vermieden, tiefgründigere Themen anzusprechen. Sie waren zu Draco's Lieblingsrestaurant gelaufen und hatten sich eine kleine Auswahl an verschiedenen Nachspeisen zum Mitnehmen verpacken lassen, die sie im Anschluss auf einer Parkbank gegessen hatten und auch, wenn er eigentlich der Meinung war, dass er Paris zwar schon irgendwie mochte, dem Stadtbild selbst jedoch nichts abgewinnen konnte, so musste er zugeben, dass Paris um Welten erträglicher war, mit Granger im Schlepptau. Zwischenzeitlich waren sie wieder auf dem Rückweg zu seiner Wohnung und er fragte sich insgeheim, wo sie wohl schlafen würde. Bisher hatten sie darüber nicht gesprochen und er nahm nicht an, dass sie heute noch einen Portschlüssel gebucht hatte.
„Ja, kurz. Vorletzte Woche", sah er sie vielsagend an und genoß ihren verwirrten Blick. „Aber um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass ich in naher Zukunft zurückkomme. Ich habe mir hier ein neues Leben aufgebaut. Außer Blaise vermisst mich niemand in Großbritannien und auch, wenn meine Beziehung den Bach runter ist, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, irgendwo anders zu sein, außer hier. Wer weiß, vielleicht in ein paar Jahren, vielleicht früher, vielleicht nie. Für den Moment bin ich zufrieden, auch, wenn die Franzosen oft unfreundlich sind."
„Warum habt ihr euch getrennt, du und Astoria?"
Nochmal so eine unangenehme Frage. Vermutlich war Grangers Ziel, das Puzzle zusammenzufügen, das er ganz offensichtlich für sie darstellte. Er seufzte.
„Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen vom Leben. Sie war kein Freund davon, dass ich oft geschäftlich unterwegs bin. Ich war noch nicht bereit, eine Familie zu gründen. Um ehrlich zu sein, war es kein Schock, wir haben es eine lange Zeit kommen sehen."
Sie nickte und war gerade dabei Luft zu holen, vermutlich um ihm die nächste Frage zu stellen, da entschied er, ihr zuvor zu kommen.
„Ich weiß, dass du dich vermutlich nicht damit befassen willst derzeit, aber hast du eine Ahnung, was du machen wirst? Zurück in die Zauberwelt? Dein Muggelstudium beenden?", fragte er sie und wusste gleichzeitig, dass er sie vermutlich mit dieser Frage überforderte. Doch Draco war sich sicher, dass es nicht die richtige Taktik für sie sein konnte, das Thema einfach von sich zu schieben. Granger war ein logisch denkender und strukturierter Mensch. Sie war nicht der Typ dafür, Dinge auf die lange Bank zu schieben und er war sich sicher, dass sie sich bereits Gedanken darüber gemacht hatte. Alles andere hätte ihn gewundert.
„Ich war kurz davor, mich vom Studium abzumelden letzte Woche. Aber ich habe mir selbst eine Bedenkzeit eingeräumt. Ich glaube nicht, dass ich schon eine rationale Entscheidung treffen kann. Es ist alles noch viel zu verwirrend." Sie machte eine Pause an dieser Stelle und sah dann zu ihm auf. „Ich weiß, dass Harry dir erzählt hat, wieso ich ihn dazu gedrängt habe, mein Gedächtnis zu ändern. Es ist seltsam. Eigentlich dachte ich, wenn ich jetzt meine Erinnerungen wieder habe, dass ich genau dort ansetze, wo ich damals aufgehört habe. Also in Bezug auf meine Trauer und all das, aber scheinbar verarbeiten wir Dinge auch unterbewusst. Es tut noch weh, aber nicht so sehr, dass ich wieder in Erwägung ziehen würde, mein Gedächtnis zu löschen."
„Nur so sehr, dass du mangels anderer Optionen in ein anderes Land zu einem Kerl flüchtest, den du eigentlich nie wieder sehen wolltest?", hakte er nach und war sich gleichzeitig nicht ganz sicher, ob er die Antwort auch wirklich hören wollte.
„Nein", sagte sie leise aber dann: „Ja, doch irgendwie schon, aber... ich wollte auch her kommen. Es ist... ich habe keine Ahnung was es ist. Ich bin gerade dabei, das alles herauszufinden." Sie klang zum Ende ihrer Worte in leicht genervt und genau in diesem Moment erreichten sie das große Gebäude, in dem sich Draco's Wohnung befand.
„Das heißt dann wohl, dass du noch den einen oder anderen Tag in Paris bleibst? Ich glaube nicht, dass du heute noch herausfindest, was auch immer du herausfinden willst." Ein belustigter Unterton schwang in seinen Worten mit und zog sie ein Stück weit auf.
Sie seufzte. „Ja vermutlich. Ich brauch dann wohl noch ein Hotel."
„Ich denke nicht, dass du jetzt noch ein Hotel suchen musst. Bleib einfach hier", zuckte er mit den Schultern und konnte sich gerade noch so verkneifen, mit den Augen zu rollen. Ein Hotel. Also bitte. Manchmal war Granger schon wirklich unfassbar anstrengend.
„Ich weiß nicht, das wäre irgendwie komisch, oder?"
Draco wollte gerade lachen, als ihm auffiel, dass sie das tatsächlich ernst meinte und er stutzte.
„Granger." Er schüttelte den Kopf und schloss gleichzeitig die Eingangstüre auf, während er ihren Blick auf sich spürte und er schmunzelte. „Wir haben schon zweimal im gleichen Bett geschlafen. Ich denke nicht, dass es komischer werden kann."
„Aber..."
„Ich habe ein Gästezimmer, wenn dir das weiterhilft und jetzt komm." Ohne ihre Reaktion abzuwarten, griff er ihre Hand und zog sie hinter sich her und war sich im Moment selbst nicht ganz sicher, ob er sich damit nun einen Gefallen tat oder nicht.
***
Draco vermied es in voller Absicht, auf die Uhr zu sehen, aber er war sich sicher, dass Mitternacht schon lange vorbei war und ihn würde es auch nicht wundern, wenn vor seinem Schlafzimmerfenster nun die Sonne aufgehen und die Vögel im Park gegenüber sich lautstark darüber freuen würden. Es war zum verrückt werden. Er fand einfach nicht in den Schlaf und das lag mit hundertprozentiger Sicherheit an der Tatsache, dass Granger nur ein paar Meter weiter in seinem Gästezimmer war und er, seit sie ihm eine gute Nacht gewünscht hatte, keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Zumindest keinen, der nicht beinhaltete aufzustehen, zu ihr rüber zu gehen und sich einfach auf sie zu werfen. Bei Merlin, er hatte nicht die geringste Ahnung, was mit ihm los war. Er fühlte sich wie ein dämlicher Teenager, der das erste Mal ein Mädchen mit nach Hause gebracht hatte, während seine Eltern nicht anwesend waren.
Seit er selbst zu Bett gegangen war, hatte er versucht zu erörtern, was genau ihr Besuch in Paris bei ihm hervorgerufen hatte. Die Antwort war ernüchternd einfach. Er wollte sie noch immer. Schlüssig wäre vielleicht gewesen, dass sein Interesse an ihr nun abgeflaut war, denn Granger mit ihren Erinnerungen war immerhin die Granger von früher und damit eine andere Version wie die, die er vor rund drei Wochen neu kennengelernt hatte. Aber im Leben machte nunmal nicht alles einen Sinn. Wenn er genau darüber nachdachte, machte sogar das allerwenigste einen Sinn.
Die Gryffindor hatte sich verändert. Sie war nicht mehr die Person, die er aus Hogwarts kannte oder zumindest war sie nicht mehr so, wie er sie damals wahrgenommen hatte. Vielleicht hatte auch er selbst sich verändert. Wahrscheinlich traf beides irgendwie zu und die Wahrheit lag irgendwo dazwischen.
Konnte es sein, dass er innerhalb dieser kurzen Zeit Gefühle für sie entwickelt hatte? Möglich wäre es, denn auch wenn er es Blaise nicht unter die Nase reiben würde, hatte dieser doch recht gehabt, wenn er es sich genauer überlegte. Vermutlich hatte er eine Granger-Phase gehabt. Blöd nur, dass er aus dieser ganz offensichtlich nie herausgewachsen war.
Mit einen leidenden Stöhnen drehte er sich vom Bauch auf den Rücken und starrte noch einen Moment an die Zimmerdecke, ehe er seine Beine aus dem Bett schwang und sich schwerfällig auf den Weg in die Küche machte. Dort angekommen steuerte er direkt den Kühlschrank an, um sich ein Wasser heraus zu holen. Der Fakt, dass die Küche zum Ess- und Wohnzimmer hin offen war und die komplette Stirnseite seiner Penthousewohnung aus Glasfassade bestand, war Grund dafür, dass das gesamte Apartment nachts trotzdem irgendwie hell zu sein schien, denn die Lichter der Stadt strahlten zur Fensterfront herein. Das war auch der Grund, warum er beinahe zu Tode erschrak, als er die Kühlschranktüre schloss und sich umdrehte, denn die Gestalt von Granger, die urplötzlich vor ihm stand wurde halbseitig erhellt und er fasste sich kurz theatralisch an die nackte Brust.
„Salazar, Granger du hast mich erschreckt", entfuhr es ihm etwas unmännlich, doch er fing sich rasch wieder.
„Entschuldige, ich konnte nicht schlafen und habe dich gehört", war ihre leise Antwort darauf, doch sie blieb wie versteinert an Ort und Stelle stehen, etwa fünf Meter von ihm entfernt und machte weder Anstalten nochmal etwas zu sagen, noch bewegte sie sich.
Auch Draco sagte nichts, stellte lediglich sein Wasser zur Seite und stand dann ebenso regungslos in seiner Küche. Sein Nacken kribbelte und ihr durchdringender Blick schickte ihm kleine Stromstöße die Wirbelsäule entlang. Er hatte keine Ahnung, wie lange sie in dieser surrealen Situation verharrten, doch er wollte gerade etwas sagen, da ging ein Ruck durch Granger und er bekam große Augen, als sie sich urplötzlich in Bewegung setzte und auf ihn zukam.
„Was..."
Doch weiter kam er nicht. Er hatte gerade noch die Zeit zu realisieren, dass sie außer ihrer Unterwäsche und einem etwas zu groß geratenen T-Shirt nichts am Körper trug, als sie die letzten Zentimeter überbrückte und ihn resolut den halben Meter Rückwärts schob, bis er von der Kühlschranktüre in seinem Rücken gestoppt wurde.
„Seltsame Art Freundschaft zu schließen, wenn du mich fragst", schaffte er es, trotz seiner Überraschung, recht trocken zu sagen und er konnte beobachten, wie ihre Mundwinkel zuckten.
„Ich gebe zu, dass der Plan vielleicht die ein oder andere Lücke hat."
Ihre Hände fanden den Weg in seinen Nacken um ihn zu sich hinunter zu ziehen und in der letzten Sekunde schaffte Draco es, aus seiner Schockstarre zu erwachen und er packte sie an den Oberarmen, um sie zu stoppen.
„Granger, wenn du mich jetzt küsst, lass ich dich nie wieder gehen, das muss dir bewusst sein." Seine Stimme kam leise und fest über seine Lippen und Draco hatte das Gefühl, von innen heraus zu verbrennen. Dieser Moment verlangte so ziemlich alles von ihm ab, was nur möglich war, denn er musste den letzten Rest Selbstbeherrschung aufbringen, um sie für diese Worte auf Abstand zu halten.
Und dann stand plötzlich die Zeit still, als Granger lediglich ein leises ‚Okay' hauchte und ihre Lippen auf seine legte.
Es gab schlicht und ergreifend keine Worte dafür, was in ihm vorging. Weder im Englischen noch auf Französisch wollte ihm irgendetwas einfallen, was das Gefühl, sie hier und jetzt zu küssen, beschreiben könnte. Es war auch nicht vergleichbar damit, wie es gewesen war, als sie sich die letzten Male nahe gewesen waren, denn das Hier und Jetzt, mit dem endgültigen Wissen, dass Granger wieder sie selbst war und sich trotzdem dazu entschieden hatte, ihn zu küssen, war bewusstseinsverändernd.
Er verlor augenblicklich die Kontrolle über sein Handeln und ohne sich noch irgendwelche Gedanken um Eventualitäten zu machen, schlang er seine Arme um ihren zierlichen Körper, der ihm zwischenzeitlich so vertraut war und presste sie an sich und zwar so fest, dass er seinen eigenen als auch ihren Herzschlag spüren konnte.
Grangers Hände fuhren auffordernd über seine Schultern und seinen Rücken hinweg und er spürte, wie sich bei diesen Berührungen von ihr eine Gänsehaut über seinen kompletten Körper zog. Seine eigenen streiften ihr im Gegenzug ihr Shirt vom Körper, welches achtlos auf dem Küchenboden landete und die Sensation ihrer weichen Haut unter seinen Fingerspitzen war beinahe mehr, als er ertragen konnte. Sie schaffte es, ihn vollkommen für sich einzunehmen und er konnte sich nicht vorstellen, dass er jemals wieder wo anders sein wollte, als an ihrer Seite.
Er löste den Kuss, um die zarte Haut über ihrem Schlüsselbein zu erkunden und spürte, wie er ernsthafte Probleme bekam, als ihr leises Keuchen wie Musik in seinen Ohren nachklang.
„Draco?", wisperte sie und er schafft es, sich für einen Moment von ihr zu lösen, um sie anzusehen. „Erinnerst du dich an vorher, als ich gesagt habe, dass ich kaputt und zerbrochen bin?"
Seine Antwort kam ihm rau über die Lippen. „Ja."
„Mach mich wieder ganz."
***
Goldenes Herbstlicht drang durch die Fenster und bahnte sich einen Weg durch den Spalt der hellen Vorhänge in seinem Schlafzimmer, als er wach wurde. Es dauerte einen Moment, bis er vom Schlaf in den kompletten Wachzustand dämmerte und Draco versuchte, die Realität noch ein paar weitere Minuten auszuschließen, doch dann traf ihn die Erinnerung an den vergangenen Abend und die Nacht und er konnte es plötzlich kaum noch erwarten, die Augen aufzuschlagen, auch, wenn Schlaf in den letzten Stunden eindeutig zu kurz gekommen war.
Niemals hätte er gedacht, dass sein Leben solch eine Wendung nehmen würde und er einmal hier in seinem Schlafzimmer neben Hermine Granger aufwachen würde.
Nur, dass er das nicht tat.
Noch ehe er zweimal geblinzelt hatte, stellte er verwundert fest, dass die andere Seite seines Bettes verwaist war und er runzelte nachdenklich die Stirn, während er sich kurz mit den Handballen den Schlaf aus den Augen rieb um anschließend in einer fließenden Bewegung aufzustehen. Schnell griff er sich ein Shirt und eine bequeme Trainingshose aus seinem Kleiderschrank, ehe er sich auf den Weg ins Wohnzimmer machte, um Granger zu suchen.
Es war still. Zu still. Die Art von Stille, die einem bewusst machte, dass irgendwas ganz und gar nicht in Ordnung war und auch, wenn er versuchte, seine Gedanken nicht sofort in die vielleicht falsche Richtung wandern zu lassen und voreilige Schlüsse zu ziehen, musste er einsehen, dass sie nicht hier war.
Hastig ging er hinüber zum Gästezimmer und riss die Türe auf. Nichts. Sie hatte gestern Abend noch ihre verkleinerte Tasche aus ihrem Mantel gezogen und er hatte sie ihr hier hinein gestellt. Doch da war nichts mehr. Der Fleck, wo er sie abgestellt hatte, war leer.
Seine Gedanken überschlugen sich, während er zurück in die Küche lief, um sich zu überzeugen, dass er nichts übersehen hatte. Eine Nachricht oder auch nur einen Hinweis darauf, dass sie wiederkam oder dass sie überhaupt da gewesen war, doch es war zwecklos. Nirgends war auch nur die kleinste Spur von Granger auszumachen und spätestens jetzt wurde er nervös, um nicht zu sagen panisch.
Warum war sie gegangen? Er hatte nicht den Eindruck gehabt, dass etwas nicht stimmte. Im Gegenteil. Würde man ihn fragen, dann war alles genau richtig und tatsächlich war es ihm vorgekommen, als hätten sie heute früh, als sie irgendwann während der Morgendämmerung ineinander verschlungen eingeschlafen waren, sämtliche Zweifel und Unklarheiten beseitigt gehabt.
Vermutlich hatte er sich getäuscht.
Scheinbar hatte Granger sich umentschieden. Womöglich konnte sie die Vergangenheit doch nicht hinter sich lassen und hatte ihre Beine in die Hand genommen, um nach London zurück zu fliehen.
Es traf ihn unerwartet hart und keuchend entließ er die Luft aus seinen Lungen und sackte ein kleines Stück in sich zusammen, nur um seinen Frust im nächsten Moment lautstark loszuwerden.
„GOTT VERDAMMT, GRANGER! FUCK!", rief er in die Stille der Wohnung und konnte sich gerade noch davon abhalten, seine Faust auf die steinerne Arbeitsplatte seiner Küche zu donnern. Da er keine Antwort erwartete, erschrak er beinahe zu Tode, als nur wenige Sekunden das Klacken des Türschlosses erklang und Hermine mit großen Augen zur Tür herein kam.
„Warum schreist du denn so? Was ist passiert?", fragte sie ihn perplex, während sie leise die Tür hinter sich schloss und auf ihn zukam.
„Was...?", fiel ihm im Moment nicht mehr ein und er kam sich vor, als stünde er gerade ziemlich weit neben sich. „Wo warst du?"
„Beim Bäcker, Frühstück besorgen." Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln und erst jetzt fiel ihm auf, dass sie eine Papiertüte trug, die sie soeben auf dem Esstisch abstellte, während sie weiter auf ihn zukam. „Ist alles in Ordnung? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen."
Hermine streckte eine Hand nach ihm aus, die er sofort ergriff, um sie in eine feste Umarmung zu ziehen. „Bei Merlin, Granger, ich dachte du seist gegangen. Zurück nach London meine ich."
„Warum hast du das gedacht?", wollte sie verwundert wissen, und sah ihn mit großen Augen an.
Er atmete einmal tief durch um sich zu beruhigen, was in Anbetracht der Tatsache, dass er sie in seinen Armen hielt auch erstaunlich gut gelang.
„Deine Tasche war nicht mehr da und du hast keine Nachricht hinterlassen. Ich bin davon ausgegangen, dass du es dir anders überlegt hast", sagte er und kam sich gleichzeitig unglaublich dumm vor, weil er den Kopf verloren und sie es auch noch mitbekommen hatte.
„Ich habe meine Sachen in den Schrank im Gästezimmer geräumt. Du hast gestern ziemlich deutlich gesagt, dass du mich nicht mehr gehen lässt, ich hab das sehr wohl gehört. Also das soll jetzt natürlich nicht heißen dass ich hier einziehe, aber ich dachte, ich könnte zumindest noch ein paar Tage bleiben und dann... naja, dann sehen wir, was passiert." Es dauerte einen Moment, bis ihre Worte in seinem Verstand angekommen waren, den er eigentlich verloren geglaubt hatte und er spürte, wie sich ein erleichtertes Lächeln in sein Gesicht schlich.
„Jag mir einfach nie wieder so einen Schrecken ein", brachte er noch theatralisch hervor, ehe er sich zu ihr hinabbeugte, um ihr einen guten Morgen Kuss auf die grinsenden Lippen zu drücken. „Du hast also Frühstück geholt?", wechselte er das Thema, als er sich von ihr löste und entschied, die Kaffeemaschine anzuwerfen. Vielleicht half ihm das ein wenig, das Chaos in seinem Kopf zu sortieren.
„Ja, ich dachte wir könnten vielleicht draußen frühstücken. Ich hoffe du magst Croissants", antwortete sie begeistert, während sie schon dabei war, die große Flügeltüre zu seiner Terrasse zu öffnen und er lachte leise und schüttelte leicht seinen Kopf, während er sie dabei beobachtete.
Croissants mit Blick auf den Eiffelturm? Das hörte sich im Moment verdammt großartig an.
Finite.So ihr Lieben,
das war's auch schon wieder mit der Story. Ich hoffe es hat euch gefallen. Lasst mir doch gern eure Gedanken da, das würde mich sehr freuen. Ich gönne mir jetzt eine dreitägige Verschnaufpause ehe es dann mit der neuen Story weiter geht. Maaaan, bin ich aufgeregt, ich kanns euch nicht sagen... Bis dahin, ich knutsch euch,
Eure Vanni

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Oblivion
RomanceDraco ist das erste Mal seit Jahren zurück in England und wird direkt mit einem Problem konfrontiert, das sich als verzwickter herausstellt, als er angenommen hatte. Hermine Granger läuft ihm über den Weg, doch so ganz sicher, ob es tatsächlich Gran...