Fünf Jahre ist es nun her, seit ich den glorreichen Sieg der 69. Hungerspiele nach Hause getragen habe.
Fünf Jahre in denen ich als junges Mädchen zu einer Frau geworden bin, die Verantwortung für andere übernimmt.
Erst einmal bin ich Mentorin in de...
Seit der Prüfung sind nun zwei Wochen vergangen. Unsere beiden Tribute trainieren zusammen, stimmen sich aufeinander ab und lernen, wie sie sich gegenseitig vertrauen können. Brutus und ich wollen sicher gehen, dass die beiden sich ihr Leben anvertrauen können, solange sie es müssen.
Natürlich wird es für sie schwieriger, letztlich die Waffen gegeneinander richten zu müssen, sollten sie es beide ins Finale schaffen. Doch so wie ich Cato und auch Clove einschätze, zucken beide nicht mit der Wimper, wenn es um ihren eigenen Sieg geht.
Heute ist der Tag der Ernte und ich muss mich von meinen Lieben verabschieden.
Deshalb bewege ich mich auch erst einmal nicht aus dem Bett. Kael neben mir, drückt mich umso fester an sich.
Langsam und vorsichtig drehe ich mich zu ihm und streiche ihm über die Wange.
"Guten Morgen mein Schatz.", lächelt er und ich küsse seine Nasenspitze.
"Guten Morgen."
Er drückt seine Lippen sanft auf meine und ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus.
Ich weiß genau, dass es mir schwer fallen wird, so lange von ihm getrennt zu sein. Wir sehen uns jeden Tag, stehen gemeinsam auf, schlafen zusammen ein. Mein Leben und sein Leben sind miteinander verwoben und ich kann mir kaum einen Tag ohne ihn vorstellen. Und doch muss ich gehen und zwar heute.
"Du wirst mir unglaublich fehlen.", flüstere ich dicht an ihn gekuschelt und er streicht meinen Arm entlang.
"Du fehlst mir jetzt schon.", wieder drückt er mir einen Kuss auf die Lippen, nur dieses Mal lasse ich ihn nicht so schnell wieder gehen.
Eine Stunde später sitzen wir schweigend am Frühstückstisch. Ich habe das Gefühl, dass keiner von uns will, dass dieser Morgen endet und wir uns für einen unbestimmten Zeitraum trennen müssen.
Keiner weiß genau, wie lange die Spiele dauern, vor allem nicht, weil keiner weiß, wie lange die eigenen Tribute durchhalten.
Wobei ich mir sicher bin, dass ich bis zum Ende im Kapitol bleiben werde, denn einer meiner Schützlinge wird es schaffen.
"Ich muss los.", durchbricht Kaels Stimme die Stille und ich blicke ihn traurig an. Doch durch seine mittlerweile sehr Hohe Stelle als Friedenswächter muss er nun wichtige letzte Anweisungen geben, damit alles reibungslos verläuft.
Ruhig stehe ich auf und stelle mich ihm gegenüber.
"Ich liebe dich.", sage ich einfach und schiebe mich in seine Arme.
"Ich liebe dich auch."
Wir küssen uns ein letztes Mal, dann verschwindet er durch die Tür.
Um mich abzulenken räume ich die Küche mehr als nur gründlich auf, dann blicke ich zur Uhr. Es ist Zeit zu gehen.
Ich streiche mein Kleid glatt und sehe ein letztes Mal in den Spiegel. Doch ich weiß, dass es nicht um mich geht. Ich bin nur die zuständige Mentorin.
Am Justizgebäude angekommen gehe ich schnurstracks hinein.
Brutus und auch Bürgermeister Weapon sind bereits dort.
"Schön Sie zu sehen Miss Scott.", begrüßt dieser mich auch prompt und streckt mir seine Hand entgegen.
"Das Vergnügen ist ganz meinerseits.", lächle ich und ergreife sie.
Natürlich drücke ich fester zu als nötig, um ihm zu zeigen, dass ich immer noch eine starke Frau bin.
"Hallo Brutus.", begrüße ich meinen Partner und umarme ihn kurz.
"Aufgeregt?", antwortet dieser mit einem Augenzwinkern, ich verdrehe nur die Meinen.
Aufregung kenne ich schon lange nicht mehr.
Die Tür wird aufgerissen und Thalina steht im Raum.
"REVA!", kreischt sie quer durch den Raum und kommt auf mich zu gerannt.
Die Verwunderung muss in meinem Gesicht zu sehen sein, denn Brutus prustet sofort los. Doch ich kann es einfach nicht fassen, dass sie mit diesen Schuhen so schnell laufen kann.
"Endlich sehe ich dich wieder meine Liebe.", quietscht sie und zerrt mich in ihre Arme.
"Schön dein angenehmes Stimmchen wieder zu hören.", lache ich und streiche ihr kurz über den Rücken ehe ich mich wieder befreie.
"Es wird Zeit.", erlöst auch unser Bürgermeister mich und wir treten hintereinander auf die Bühne vor dem nun gefüllten Marktplatz.
Der Film wird gezeigt, die Leute jubeln und klatschen. Alles ist wie immer.
Lächelnd blicke ich mich um und entdecke endlich Kael. Ich weiß, dass er sich nicht bewegen darf, und eigentlich sollte er auch nicht in meine Richtung blicken, doch ich weiß, dass er nicht anders kann.
Genauso wenig wie ich es nicht schaffe, mich auf etwas anderes zu konzentrieren außer ihn.
Doch Thalina erregt wieder meine Aufmerksamkeit als sie zur Glasurne mit den Mädchennamen geht.
Sie sieht sich den Zettel an und lächelt.
„Ivy Whirbly!", ruft sie lächelnd aus und sofort schießt Cloves Hand nach oben.
Erfreut wartet Thalina darauf, dass meine Tributin nach oben kommt und ihren Namen ins Mikrofon sagt.
"Ich bin Clove Faiver und 16 Jahre alt.", stolz blickt sie in die Menge und alle jubeln ihr zu.
Gut gemacht.
Dann wird ein Junge namens Callum Kresher ausgelost und Cato meldet sich natürlich sofort.
Ebenso wie Clove stellt er sich mehr als siegessicher auf die Bühne und stellt sich unter dem lauten Jubeln der Menge vor.
"Mein Name ist Cato Devenshire und ich bin 18 Jahre alt.", siegessicher grinst er in eine der Kameras und ich lache stolz.
Brutus stößt mich leicht an und ich sehe zu ihm. Seine Augen sagen mir, dass er sich genauso sicher ist, dass einer der beiden siegreich sein wird, wie ich.
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